Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
natürlichen Feind, den Pottwal ( Physeter macrocephalus ) aber nicht davon abhält, Riesen-Kalmare als Delikatesse ganz oben auf seinen Speiseplan zu stellen.
Über die Fortpflanzung von Riesen-Kalmaren ist bisher absolut nichts bekannt, genausowenig wie über ihren tatsächlichen Lebensraum. Sichtungen und Funde dieser gewaltigen Tiere sind rund um den Erdball überliefert.
Um auch noch die Größe dieser Tiere abzuhandeln: Der größte je gefangene Riesen-Kalmar maß beeindruckende 18 Meter Länge – gemessen von Tentakelspitze bis Flossenende. Die Gesamtlänge kann aber bis zu 22 Meter betragen. Die Saugnäpfe der Tentakel erreichen die Größe von Schallplatten (das sind die größeren, schwarzen Ausgaben von CDs – für die jüngeren Leser hier), und die Augen einen Durchmesser von rund 40 cm.
Saugen Tiefsee-Vampire Blut?
Als die Forscher während der ersten deutschen Tiefsee-Expedition, der Valdivia-Expedition, einen besonders seltsamen Tiefsee-Bewohner an Bord hievten, war der Name dafür rasch gefunden: Der Vampirtintenfisch aus der Hölle ( Vampyroteuthis infernalis ). Heutzutage nennt man diesen achtarmigen Vertreter der Kraken der Einfachheit halber Vampirtintenfisch oder auch Tiefsee-Vampir. Dass die Wissenschaftler im Jahr 1898 beim Anblick dieses blutroten, ganz in einen Mantel gehüllten Tiefsee-Bewohners mit unglaublich großen Augen sofort an den im Jahr zuvor erschienen Roman »Dracula« von Bram Stoker erinnert wurden, überrascht aber auch nicht wirklich. Was es genau mit diesem Kraken auf sich hat, wurde erst später genauer untersucht.
Der Tiefseevampir gilt aufgrund der Schwimmhäute zwischen seinen Armen zwar allgemein als Tintenfisch, wird von vielen Wissenschaftlern aber auch als eine Zwischenart von Oktopus und Tintenfisch angesehen. Dies vor allem auch, weil er als Juvenil an der Manteloberseite zwei Flossen besitzt, die allerdings so klein sind, dass sie nicht zum Schwimmen eingesetzt werden. In diesem Jugendstadium bewegt sich das Tier nur mittels Jet-Antrieb vorwärts. Im Zuge des Heranwachsens, wenn der Mantel zwischen 15 bis 25 mm lang ist, entsteht vor dem bestehenden Flossenpaar ein weiteres. Im Laufe des Älterwerdens bildet sich dieses neue Paar stärker aus und das ältere Paar wird vom Körper absorbiert. Nun stellt sich der Vampirtintenfisch auch auf Flossen-Antrieb um. Er ist nun ganz ein Tintenfisch.
Apropos Tiefseevampir aus der Hölle: So furchteinflößend sein Name auch sein mag, seine Größe von nur maximal 13 cm lässt ihn eher zu den kleineren Vertretern der Kopffüßer zählen. Allerdings hat er durchaus beeindruckende Dimensionen vorzuweisen. Seine Augen nehmen nämlich mit 2 cm Größe rund ein Sechstel der gesamten Körperlänge ein und sind damit die größten Tieraugen auf der Welt.
Da das Großauge in Tiefen von bis zu 3.000 Metern lebt, ist sein Körper auch von zahlreichen biolumineszenten Leuchtorganen überzogen. Um seine Feinde zu verwirren, kann der Tiefseevampir zudem eine Wolke aus Leuchtpartikeln ausstoßen, ähnlich einem Flugzeug, das derart eine ansteuernde Rakete in die Irre führt. Diese leuchtende Wolke besteht bis zu zehn Minuten und verschafft ihm bei der Flucht einen entsprechenden Vorsprung. Ganz schön raffiniert, würde ich sagen. Falls die Frage übrigens noch nicht ausreichend beantwortet sein sollte: Nein, Vampirtintenfische haben weder Reißzähne, noch saugen sie das Blut ihrer Opfer. Zumindest konnte das noch nie beobachtet werden – aber wer weiß…
Fördert die Tiefsee Bi-Sexualität?
Zugegeben, die Frage erscheint auf den ersten Blick etwas seltsam. Betrachtet man das Thema Tiefsee aber ein wenig genauer, wird auch klar, warum das Leben in den Tiefen der Ozeane tatsächlich die Bi-Sexualität fördert: es ist stockdunkel. Zu dieser Feststellung kam jedenfalls Henk-Jan Hoving vom Monterey Bay Aquarium Research Institute im US -amerikanischen Moss Landing. Unter dem sinnigen Titel "A Shot In The Dark: Same-Sex Sexual Behaviour In A Deep-Sea Squid" veröffentlichte er eine Studie, die sich genau mit diesem Thema beschäftigte. Für seine Arbeit wertete er Unterwasser-Aufnahmen eines Tieftauchroboters vor der kalifornischen Küste aus. Gezählte 108 Tiefsee-Kalmare der Gattung » Octopoteuthis deletron« wurden dabei bei ihrem Liebesspiel beobachtet.
Insgesamt konnte er 39 Tiere genau zuordnen (19 Weibchen, 20 Männchen). An diesen wiederum konnte er zu einem Großteil Spermaspuren feststellen – und zwar an beiden
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