Tiefsee
auf die Antwort des Teilnehmers.
»Casio und Company, Detektivfirma.«
»Hier Dirk Pitt. Ist Sal im Büro?«
»Einen Augenblick, Sir.«
Ein Silberstreif am Horizont. Er war wenigstens bis ins Vorzimmer vorgedrungen.
»Dirk?« fragte Casios Stimme. »Ich habe den ganzen Vormittag über Ihr Büro angerufen. Ich glaube, ich habe etwas für Sie.«
»Ja?«
»Das Durchstöbern der Akten der Seeleutegewerkschaft hat sich gelohnt. Sechs der koreanischen Seeleute, die auf der
San Marino
angeheuert haben, hatten Mitgliedskarten von früheren Einsätzen. Meist bei ausländischen Reedereien. Aber alle sechs hatten eines gemeinsam. Sie waren irgendwann für die Gesellschaft Bougainville Maritime gefahren. Haben Sie schon einmal was von der gehört?«
»Es paßt genau in mein Bild«, bestätigte Pitt. Dann erzählte er Casio, was er bei seiner Suche über den Computer gefunden hatte.
»Unfaßlich!« erklärte Casio ungläubig. »Alles paßt herrlich zusammen.«
»Was haben die Aufzeichnungen der Seeleutegewerkschaft über die Besatzung nach der Entführung der
San Marino
ergeben?«
»Nichts, sie verschwanden von der Bildfläche.«
»Wenn Bougainville sich dem eigenen Ruf entsprechend verhalten hat, wurden sie ermordet.«
Casio schwieg, und Pitt erriet, was dem Detektiv durch den Kopf ging.
»Ich schulde Ihnen Dank«, sagte Casio schließlich. »Sie haben mir den Weg zu Artas Mörder gezeigt. Aber es ist jetzt meine Angelegenheit. Von hier an mache ich allein weiter.«
»Kommen Sie mir nicht mit der alten Auge-um-Auge-Masche«, wehrte Pitt scharf ab. »Außerdem wissen Sie noch immer nicht, wer direkt dafür verantwortlich war.«
»Min Korjo Bougainville.« Casio spuckte den Namen aus.
»Wer könnte es sonst sein?«
»Die Alte hat vielleicht die Befehle erteilt, aber sie hat sich nicht die Hände schmutzig gemacht. Es ist kein Geheimnis mehr, daß sie seit zehn Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist.
Seit der Zeit von Nixons Präsidentschaft wurden von ihr weder Interviews noch Fotos veröffentlicht. Woher wollen wir wissen, daß Min Korjo Bougainville nicht senil und bettlägerig dahinvegetiert? Wer sagt’s, vielleicht ist sie schon tot.
Unmöglich, daß sie allein Leichen im Meer verstreute.«
»Sie sprechen also von einer organisierten Killertruppe?«
»Könnten Sie sich eine wirkungsvollere Art vorstellen, die Konkurrenz auszuschalten?«
»Nun deuten Sie an, daß sie ein Mitglied der Mafia ist«, brummte Casio.
»Die Mafia tötet nur Denunzianten und ihre eigenen Mitglieder. Der Schönheitsfehler von Min Korjos Unternehmen besteht darin, daß sie durch den Massenmord an Besatzungen und das Aneignen von Schiffen anderer Reedereien ihr Vermögen fast ohne Unkosten aufbaute. Und um das zu tun, muß sie jemanden haben, der die Verbrechen organisiert und leitet. Lassen Sie sich durch Ihren Haß nicht für die harte Wirklichkeit blind machen, Sal. Sie verfügen nicht über die Mittel, um es allein mit Bougainville aufzunehmen.«
»Und Sie haben diese Möglichkeit?«
»Man braucht erst mal zwei, um dann eine Armee aufzubauen.«
Wieder herrschte Stille, und Pitt dachte, daß die Verbindung vielleicht unterbrochen worden war.
»Sind Sie noch am Apparat, Sal?«
»Ich bin noch immer dran«, meldete sich Casio schließlich mit nachdenklicher Stimme. »Was soll ich unternehmen?«
»Nach New York fliegen und Bougainville Maritime einen Besuch abstatten.«
»Sie meinen, ich soll ihr Büro durchsuchen?«
»Ich dachte, der Fachausdruck lautet ›sich Eintritt erzwingen‹«
»Ein Bulle und ein Richter benutzen verschiedene Wörterbücher.«
»Setzen Sie nur Ihre Talente ein und sehen Sie zu, was Sie Interessantes herausfinden können, das nicht in den Computern gespeichert ist.«
»Wenn ich schon dabei bin, werde ich das Büro dann gleich mit Wanzen spicken.«
»Sie sind der Fachmann dafür. Unser Vorteil ist, daß Sie aus einer Richtung kommen, die die anderen nicht erwarten. Ich bin schon gebrandmarkt.«
»Gebrandmarkt?« fragte Casio. »Was soll das heißen?«
»Sie haben versucht, mich umzulegen.«
»Mein Gott!« murmelte Casio. »Auf welche Art und Weise?«
»Bombe in meinem Auto.«
»Diese Schweinehunde! Ich fliege noch heute nachmittag nach New York.«
Pitt schob das Telefon über die Theke und kehrte in seine Ecke zurück. Nach dem Gespräch mit Casio fühlte er sich besser und aß das Sandwich auf. Er wollte schon einen vierten Manhattan bestellen, als Giordino seinen Tisch ansteuerte.
»Eine
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