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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Bojen, Kurven, Sandbänke und Uferlichter von St. Louis bis New Orleans auswendig. Aber das war das erste Mal, daß er sein Boot in die offene See hinaussteuerte.
    Der »süße alte Liebling« war 1915 in Columbus, im Staate Kentucky am Ohiofluß gebaut worden. Er war das letzte Schiff, das das Feuer der Phantasie während der goldenen Jahre der Dampfschiffahrt geschürt hatte, und seinesgleichen würde nie wieder gesehen werden. Der Geruch von brennender Kohle, das Zischen der Dampfmaschine und das rhythmische Klatschen der Schaufelräder würden bald nur noch der Geschichte angehören.
    Der flache Holzrumpf war langgestreckt und massiv, maß 88 Meter in der Länge und vierzehneinhalb in der Breite, und die horizontal gelagerten Maschinen machten etwa vierzig Umdrehungen pro Minuten. Der Raddampfer wurde auf etwas mehr als tausend Tonnen geschätzt, hatte aber trotz seiner Größe nur einen Tiefgang von achtzig Zentimetern.
    Unten auf dem Hauptdeck schaufelten vier schweißbedeckte und rußgeschwärzte Männer wie wild Kohle in das Feuer unter den vier Hochdruckkesseln. Als die Druckanzeige in den roten Bereich zu klettern begann, hängte der Chefingenieur, ein bärbeißiger alter Schotte namens McGeen, seinen Hut über das Manometer.
    McGeen war der erste gewesen, der für die Verfolgung eintrat, nachdem Pitt mit dem Hubschrauber im seichten Wasser bei Fort Jackson eine Bruchlandung vollführt hatte, mit Giordino und Hogan an Land gewatet war und die Lage geschildert hatte.
    Zuerst gab es allgemein Unglauben, doch nachdem sie ihre Wunden und den von Kugeln durchsiebten Helikopter gesehen hatten und dann hörten, wie ein Hilfssheriff die toten und verwundeten FBI-Agenten wenige Meilen flußabwärts beschrieb, ließ McGeen seine Kessel anheizen.
    Belcheron sammelte seine Deckbesatzung, und vierzig Mann vom Sechsten Regiment von Louisiana trampelten brüllend an Bord und schleppten zwei alte Feldkanonen mit sich.
    »Legt Kohlen nach, Jungs«, drängte McGeen seine eifrigen Heizer. Er sah mit seinem gestutzten Spitzbart und den buschigen Augenbrauen im flackernden Licht der offenen Ofentüren wie der Teufel persönlich aus. »Wenn wir den Vizepräsidenten retten wollen, müssen wir mehr Dampf machen.«
    Die
Stonewall Jackson
arbeitete sich hinter dem Schlepper und dem Schleppkahn her, als spürte sie, wie wichtig ihre Aufgabe war. Als sie neu gewesen war, wurde ihre Höchstgeschwindigkeit mit fünfundzwanzig Stundenkilometern angegeben, aber in den letzten vierzig Jahren waren ihr nie mehr als zwanzig abgefordert worden. Sie fuhr den Fluß mit der Strömung mit dreiundzwanzig, dann fünfundzwanzig…
    sechsundzwanzig… schließlich sogar dreißig Stundenkilometern hinunter. Als sie den South Pass Channel verließ, rauschte sie mit zweiunddreißig dahin. Rauch und Funken sprühten durch die geschwungenen Aufsätze auf ihren Schornsteinen.
    Die Männer vom Sechsten Regiment von Louisiana – die Dentisten, Klempner, Buchhalter, die als Hobby marschierten und das Schlachtengetümmel aus dem Bürgerkrieg kopierten – murrten und schwitzten in den antiquierten, wollenen, erdgrauen Uniformen, die einst die Armee der Konföderierten Staaten von Amerika getragen hatte. Unter dem Kommando eines Majors schichteten sie große Baumwollballen als Brustwehr auf. Die beiden aus Fort Jackson stammenden Zwölfpfünder aus der Zeit Napoleons wurden am Bug in Stellung gebracht und ihre nicht gedrillten Rohre mit Kugellagern geladen, die sie aus McGeens Depot voller Maschinenersatzteile organisiert hatten.
    Pitt starrte auf die wachsende Festung von mit Draht befestigten Ballen hinunter. Baumwolle gegen Stahl, dachte er, einschüssige Musketen gegen automatische Gewehre.
    Es würde einen interessanten Kampf geben.
    Oberleutnant Grant wandte seine Augen von dem unglaublichen Anblick unterhalb seines Flugzeugs ab und funkte das Schiff mit der englischen Flagge an.
    »Hier spricht Luftwaffen-Wetterdienst 0-4-0, wir rufen das ozeanographische Vermessungsschiff. Hören Sie mich?«
    »In Ordnung, Yank, wir hören Sie deutlich«, erklang eine fröhliche Stimme wie frisch von einem Cricketfeld. »Hier spricht Ihrer Majestät Schiff
Pathfinder
. Was können wir für Sie tun, 0-4-0?«
    »Ein Hubschrauber ging ungefähr fünf Kilometer westlich von Ihnen in den Bach runter. Können Sie die Überlebenden herausfischen,
Pathfinder

    »Das müssen wir wohl, verdammt noch mal. Können die armen Kerle doch nicht ersaufen lassen, oder?«
    »Ich werde

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