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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Bildschirm. Zuerst war das Bild nur klein und undeutlich.
    Dann zoomte der Kameramann auf das Schiff mit rotem Rumpf ein.
    »Von hier oben würde ich es für ein Vermessungsschiff halten«, meldete Grant.
    Ein Windstoß erfaßte die Flagge auf dem Flaggenstock und ließ ihre blaue Farbe erkennen.
    »Briten«, verkündete Metcalf entmutigt. »Wir können von Ausländern nicht verlangen, daß sie um unsretwillen sterben.«
    »Sie haben natürlich recht. Ich habe aber noch nie gesehen, daß ein Boot für ozeanographische Forschungen ein automatisches Geschütz trägt.«
    Metcalf wandte sich um und rief: »Grant?«
    »Sir?«
    »Nehmen Sie mit dem englischen Vermessungsschiff Kontakt auf und ersuchen Sie es, die Überlebenden des Hubschraubers aufzunehmen.«
    Bevor Grant den Befehl bestätigen konnte, verzerrte sic h das Videobild, und der Bildschirm wurde dunkel.
    »Wir haben keinen Bildempfang mehr, Grant.«
    »Einen Augenblick, General. Mein Kameramann teilt mir soeben mit, daß die Batterien leer sind. Er wird sie sofort auswechseln.«
    »Wie ist die Situation bei dem Schlepper?«
    »Er und der Schleppkahn machen wieder Fahrt, nur langsamer als vorher.«
    Metcalf wandte sich an Sandecker. »Das Glück steht nicht gerade auf unserer Seite, nicht wahr, Jim?«
    »Nein, Clayton, bisher nicht das kleinste bißchen Glück.« Er zögerte. »Es sei denn, daß das zweite Schiff ein bewaffneter Küstenwachkutter ist.«
    »Grant?« brüllte Metcalf.
    »Es wird nicht mehr lange dauern, Sir.«
    »Kümmern Sie sich nicht darum. Worum handelt es sich bei dem zweiten Schiff, von dem Sie sprachen? Küstenwache oder Navy?«
    »Keines von beiden. Zweifellos zivil.«
    Metcalf gab auf, doch Sandecker hatte einen Einfall. Er beugte sich zum Mikrofon.
    »Grant, hier spricht Admiral James Sandecker. Können Sie das Schiff näher beschreiben?«
    »Es ist eigentlich kein Seefahrzeug, das man auf dem Ozean erwarten würde.«
    »Welche Nationalität?«
    »Nationalität?«
    »Seine Flagge, Mann. Welche Flagge führt es?«
    »Sie werden mir nicht glauben.«
    »Rücken Sie schon raus mit der Sprache.
    »Admiral, ich bin zwar in Montana geboren und auch dort aufgewachsen, aber ich habe genügend historische Bücher gelesen, um eine Fahne der Konföderierten zu erkennen, wenn ich sie sehe.«
72
    Aus einer beinahe verschwundenen Welt tauchte die
Stonewall Jackson
auf und dampfte auf den Schlepper zu, während ihre Dampfpfeife aus Messing die Luft mit ihrem Geheul zerriß, das Meerwasser unter ihren mächtigen Schaufelrädern schäumte und sie schwarzen Rauch aus beiden hochragenden Schornsteinen spie: Gleichsam die behäbige Grazie einer schwangeren südlichen Schönheit, die ihren Reifrock hochhebt, während sie durch eine Schlammpfütze schreitet.
    Kreischende Möwen schwebten im Aufwind über einer riesigen Heckflagge mit den gekreuzten Stäben und Sternen der Konföderation, während ein Mann auf dem Dach des Texasdecks auf den Tasten einer altmodischen Dampfpfeifenorgel wild die alte Nationalhymne des Südens, »Dixie«, herunterhämmerte. Der Anblick des alten Flußbootes, das über das Meer heranstürmte, rührte die Seelen der über ihm fliegenden Männer der Luftwaffe. Sie wußten wohl, daß sie einem Abenteuer beiwohnten, das keiner von ihnen je wieder sehen würde.
    In dem reich verzierten Ruderhaus starrten Pitt und Giordino auf den Schleppkahn und den Schlepper, dem sie mit jeder Umdrehung ihrer zehn Meter langen Schaufelräder näherkamen.
    »Der Mann hatte recht«, überschrie Giordino die Dampfpfeife und die Orgel.
    »Welcher Mann?« brüllte Dirk.
    »Der gesagt hat, ›hebt euch das Geld der Konföderation auf; der Süden wird sich wieder erheben‹.«
    »Zu unserem Glück hat er es getan«, lächelte Pitt.
    »Wir holen auf.« Das kam von einem drahtigen kleinen Mann, der mit beiden Händen das zwei Meter große Steuerruder bediente.
    »Sie haben an Geschwindigkeit verloren«, bestätigte Pitt.
    »Wenn die Kessel nicht explodieren und der süße alte Liebling in diesem verdammten Wellengang zusammenhält…«, der Mann am Ruder unterbrach sich mitten im Satz, drehte seinen großen Kopf mit dem weißen Bart unmerklich zur Seite und ließ einen Strahl Tabaksaft mit unglaublicher Genauigkeit in einen Messingspucknapf klatschen, ehe er fortfuhr, »sollten wir sie auf den nächsten zwei Meilen einholen.«
    Der zweiundsechzig Jahre alte Kapitän Melvin Belcheron führte die
Stonewall Jackson
seit sechsunddreißig Jahren. Er kannte alle

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