Tiefsee
sollen die Köpfe unten behalten.
Vorderlader brauchen zum Zielen mehr Zeit als Maschinengewehre.«
»Sie wissen schon, wie man sich duckt«, lachte Laroche.
»Wann sollen wir das Feuer eröffnen?«
»Das überlasse ich Ihnen.«
»Entschuldigen Sie, Major«, mischte sich Giordino ein. »Hat einer Ihrer Männer zufällig eine überzählige Waffe dabei?«
Laroche öffnete den Lederhalfter an seinem Gürtel und reichte Giordino eine große Pistole.
»Ein Le Mat-Revolver«, erklärte er. »Schießt neun Kugeln vom Kaliber zweiundvierzig durch einen gezogenen Lauf. Aber wie Sie sehen, befindet sich unterhalb ein großer, nicht gedrillter Lauf mit einer groben Schrotladung. Geben Sie gut acht darauf.
Mein Urgroßvater hat ihn von Bull Run bis Appomattox getragen.«
Giordino war sichtlich beeindruckt. »Ich möchte aber nicht, daß Sie meinetwegen unbewaffnet sind.«
Laroche zog seinen Säbel aus der Scheide. »Das genügt mir.
Jetzt gehe ich aber lieber zurück zu meinen Männern.«
Nachdem der wohlbeleibte, fröhliche Major das Ruderhaus verlassen hatte, beugte sich Pitt hinunter, öffnete den Geigenkasten, nahm das Thompson heraus und schob ein volles Magazin hinein. Er hielt sich mit einer Hand die Seite und preßte wegen des stechenden Schmerzes in seiner Brust die Lippen fest zusammen.
»Fühlen sie sich hier oben nicht zu exponiert?« fragte er Belcheron.
»Kümmern Sie sich nicht um mich«, antwortete der Kapitän.
Er zeigte auf einen gußeisernen, bauchigen Ofen. »Ich habe meine eigene Panzerung, wenn das Feuerwerk losgeht.«
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»Gott sei Dank!« rief Metcalf.
»Was ist los?« fragte Sandecker.
Metcalf hob ein Stück Papier in die Höhe. »Eine Antwort von der britischen Admiralität in London. Die einzige
Pathfinder
im Dienst der Königlichen Marine ist ein Raketenzerstörer. Sie besitzen kein Forschungsschiff dieses Namens oder ein gleichartiges im Golfgebiet.« Er warf Sandecker einen dankbaren Blick zu. »Sie haben den Braten gerochen, Jim.«
»Wir hatten schließlich und endlich doch ein wenig Glück.«
»Die armen Kerle auf dem Dampfschiff haben es jetzt bitter nötig.«
»Gibt es noch etwas, das wir tun können? Haben wir etwas übersehen?«
Metcalf schüttelte den Kopf. »Von hier aus nicht. Der Kutter der Küstenwache ist nur fünfzehn Minuten entfernt und das Atom-U-Boot liegt nicht weit hinter ihm.«
»Keiner von beiden wird rechtzeitig eintreffen.«
»Vielleicht können die Leute auf dem Dampfer den Schleppkahn irgendwie aufhalten, bis…« Metcalf scheute sich, den Satz zu beenden.
»Sie glauben doch nicht wirklich an Wunder, Clayton, oder?«
»Nein, eigentlich nicht.«
74
Ein Feuerhagel aus automatischen Waffen schlug in die
Stonewall Jackson
ein, als Lee Tongs Mannschaft auf dreihundert Meter Entfernung den Kampf eröffnete. Kugeln zischten vorbei und pfiffen, zersplitterten das glänzend weiße Holz und die Schnitzereien im Zuckerbäckerstil auf der Reling und den Deckkabinen und prallten von der Bronzeglocke des Schiffes ab. Das riesige Fenster aus Sicherheitsglas im Ruderhaus zersprang in silbrige kleine Bruchstücke.
Drinnen wurde Kapitän Belcheron durch eine Kugel betäubt, die seine Schädeldecke streifte und sein weißes Haar rot färbte.
Er sah nur noch undeutlich und doppelt, doch er hielt wild entschlossen die Speichen des großen Steuerrades fest, während er Tabaksaft durch das zerbrochene Fenster hinausspuckte.
Der durch einen Wald von Messingrohren geschützte Dampfpfeifenorganist begann »Gelbe Rose von Texas« zu spielen, wobei nach und nach mehrere Töne ausblieben, als in seinen Dampfpfeifen plötzlich Löcher entstanden.
Auf dem Hauptdeck duckten sich Major Laroche und sein Regiment, zusammen mit Pitt und Giordino, außer Sicht des Gegners. Die Baumwollballen bildeten eine starke Brustwehr, und keine einzige Kugel drang hindurch. Am schlimmsten war der offene Kesselbereich hinter der Haupttreppe dran. Zwei von McGeens Heizern wurden getroffen, und die oberen Rohre wurden durchlöchert, so daß kochend heißer Dampf ausströmte.
McGeen stieß einen langen Seufzer aus, als er sich wunderte, daß nichts geborsten war. Die Nieten an den Kesseln waren überbeansprucht. Er begann rasch, einige der Sicherheitsventile zu öffnen, um den Überdruck im Hinblick auf die kommende Kollision abzulassen.
Die Schaufelräder der
Stonewall Jackson
trieben sie noch immer mit mehr als dreißig Stundenkilometern vorwärts. Wenn sie untergehen sollte, würde sie
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