Tiere essen
fesselt, anbindet und einsperrt, die unmensch lich ist.
Festliege n
Man spricht von Festliegen, wenn ein Tier so kränklich ist, dass es zusammenbricht und nicht mehr aufstehen kann. Das setzt keine schwere Krankheit voraus – auch Menschen können schlimm stürzen. Manches festliegende Tier ist zwar ernsthaft krank oder verletzt, aber oft könnte man festliegenden Tieren mit etwas Wasser und Ruhe einen langsamen, schmerzvollen Tod ersparen. Es gibt keine Statistiken über festliegende Tiere (wer würde sie melden?), bei Rindern geht man allerdings von geschätzten 200 000 pro Jahr aus – ungefähr zwei Rinder für jedes Wort in diesem Buch. Aus Tierschutzperspektive wäre das absolute Minimum, das denkbar Mindeste, was wir für festliegende Tiere tun könnten, sie einzuschläfern. Doch das kostet Geld, und festliegende Tiere sind nutzlos und verdienen demzufolge weder Respekt noch Gnade. In den meisten der 50 amerikanischen Bundesstaaten ist es völlig legal (und absolut üblich), festliegende Tiere über mehrere Tage einfach liegen zulassen, bis sie sterben, oder sie lebendig in Müllcontainer zu werfen.
Mein erster Recherchebesuch für dieses Buch führte mich zu einem Gnadenhof für Nutztiere, Farm Sanctuary in Watkins Glen, New York. Dieser Gnadenhof ist kein Hof. Dort wird nichts angebaut oder gezüchtet. Gene Baur und seine damalige Frau Lorri Houston gründeten 1986 diesen Ort, an dem gerettete landwirtschaftliche Nutztiere ihr unnatürliches Leben zu Ende bringen sollten. ( Natürliches Leben wäre ein wenig passender Ausdruck für Tiere, die dazu bestimmt sind, in ihrer Adoleszenz geschlachtet zu werden. Schweine aus Massentierhaltung etwa werden gewöhnlich mit rund 125 Kilo geschlachtet. Lässt man diese genetischen Mutanten wie bei Farm Sanctuary weiterleben, können sie bis zu 400 Kilo schwer werden.)
Farm Sanctuary hat sich in Amerika zu einer der wichtigsten Organisationen für Tierschutz, Aufklärungs- und Lobbyarbeit für Tiere entwickelt. Ursprünglich finanzierte sie sich aus dem Verkauf von vegetarischen Hotdogs – bei Konzerten von Grateful Dead von der Ladefläche eines Kleintransporters aus. (Der Name der Gruppe »die dankbaren Toten« ist ein lustiger Zufall, nur ist das alles nicht lustig.) Farm Sanctuary hat sich im Staat New York auf inzwischen 45 Hektar ausgeweitet und unterhält in Nordkalifornien einen weiteren Gnadenhof mit 75 Hektar Fläche. Die Organisation hat über 200 000 Mitglieder, ein jährliches Budget von rund sechs Millionen Dollar und kann bei der Gestaltung der lokalen und nationalen Tierschutznormen mitreden. Doch all das hat nichts damit zu tun, warum ich mich entschied, dort anzufangen. Ich wollte endlich einmal landwirtschaftlichen Nutztieren begegnen, weil die einzigen Schweine, Kühe und Hühner, die ich in den 30 Jahren meines Lebens berührt hatte, tot und zerlegt waren.
Als wir über die Weide liefen, erklärte Baur, dass Farm Sanctuary weniger sein Traum oder eine geniale Idee war, sondern eher die Folge eines zufälligen Ereignisses.
»Ich fuhr am Schlachthof von Lancaster vorbei und sah auf der Rückseite des Gebäudes einen Haufen Tierkadaver. Als ich näher kam, bewegte eins der Schafe den Kopf. Es lebte noch, man hatte es einfach seinem Leiden überlassen. Ich verfrachtete es hinten in den Van. Ich hatte noch nie so was gemacht, aber ich konnte es nicht einfach so da lassen. Ich brachte es zum Tierarzt und ging davon aus, dass es eingeschläfert würde. Aber nach ein paar Stupsern stand es wieder auf. Wir nahmen es mit zu uns nach Wilmington, und als wir dann den Hof hatten, nahmen wir es mit hierher. Es lebte noch zehn Jahre. Zehn gute Jahre.«
Ich erzähle diese Geschichte nicht, um für weitere Gnadenhöfe Werbung zu machen. Diese Höfe tun viel Gutes, aber dabei geht es um Aufklärung (man ermöglicht Menschen wie mir den Kontakt zu lebenden Tieren) und nicht um praktische Arbeit in dem Sinne, dass man dort eine große Anzahl von Tieren retten und pflegen könnte. Baur würde dem sofort zustimmen. Ich erwähne die Geschichte, um deutlich zu machen, dass festliegende Tiere oft fast völlig gesund sind. Und jedes Tier, dasfast völlig gesund ist, sollte gerettet oder gnädigerweise getötet werden.
Freilaufend
»Freilaufend« wird in den USA zur Bezeichnung verschiedenster Produkte verwendet – Fleisch, Eier und Milchprodukte –und gehört zur Kategorie »Bullshit« ( siehe: BULLSHIT). Es sollte einen genauso wenig beruhigen wie die Etiketten
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