Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
zurück. “Schließlich ist es vollkommen normal, dass man eine Puppe mit einer hässlichen Nachricht vorfindet, die an einem Kronleuchter baumelt.”
Ihre Blicke trafen sich, und Serena war plötzlich sehr dankbar, dass sie nicht mehr allein war.
“Also gut, dann führe ich dich durchs Haus”, erklärte sie.
Kirks Lächeln war ansteckend.
“Das ist wirklich eine gute Idee.”
Nach vielen Jahren Berufspraxis war es Kirk zur zweiten Natur geworden, alles, was er vor sich sah, in einen imaginären Rahmen zu setzen. Seitdem einer seiner Lehrer aus der Highschool ihm eines Tages eine Kamera mit dem Befehl in die Hand gedrückt hatte, erst wieder zu kommen, wenn der gesamte Film verschossen war, war die Fotografie für ihn zu einer Berufung geworden. Manchmal hatte Kirk fast den Eindruck, als bestünde das ganze Leben nur aus einer Serie von Momentaufnahmen. Er wusste genau, welche Ansicht ein gutes Foto abgeben würde und welche nicht. Was den Betrachter berühren oder was ihn kaltlassen würde. Das Haus auf McKee Hill hatte eine faszinierende Ausstrahlung, die eher an die dunkle Seite der menschlichen Natur erinnerte.
Hier war einst eine große Sünde gegen Gott und die Menschen begangen worden. Was sonst mochte hier noch alles geschehen sein, dachte Kirk während der Besichtigungstour. Was würden die Wände erzählen, wenn sie reden könnten?
Durch die Linse einer Kamera betrachtet, würden einzelne Teile des Puzzles vielleicht endlich Sinn ergeben.
Es gelang ihm schließlich, Serena zu überreden, dass er auch im Innern des Hauses fotografieren durfte. Dennoch fragte er sie vor jedem Bild um Erlaubnis. Serena war beeindruckt von seiner Sensibilität, die bei dem rebellischen jungen Mann von früher völlig gefehlt hatte.
Wie war es zu dieser Veränderung gekommen? Was hatte diese erstaunliche Wandlung in Kirk bewirkt, fragte sie sich neugierig.
Nach über zwei Stunden hatte Kirk endlich alles im Kasten. Die ganze Zeit war Serena nicht von seiner Seite gewichen. Er fragte sich, ob es nur aus Langeweile geschah, oder ob sie einen anderen Grund hatte.
“Du siehst mich so an, wie ich durch das Objektiv einer Kamera schaue. Was siehst du eigentlich?”
Serena hätte nicht gedacht, dass sie so leicht zu durchschauen wäre. Sie errötete leicht.
“Ich sehe jemanden, den ich kenne und doch nicht kenne.”
“Kein Wunder, so ist es doch immer, wenn man lange fort war, nicht wahr?”, gab Kirk zurück.
“Ja, vielleicht hast du Recht.”
“Aber mir geht es jetzt wesentlich besser als früher. Ich weiß, es ist ein großes Wort, aber ich muss dir sagen, dass ich verdammt glücklich bin.”
“Ja, das scheint mir auch so. Und ich nehme an, dass das etwas mit Rachel zu tun hat, stimmt’s?” Nachdem sie die beiden miteinander gesehen hatte, bestand für Serena daran kein Zweifel mehr.
“Es hat nur etwas mit Rachel zu tun”, erwiderte er nachdrücklich. Kirk wusste nicht, was er ohne Rachel hätte tun sollen. Sie war seine Rettung gewesen, daran konnte kein Zweifel bestehen. “Und mit der Liebe”, setzte er noch hinzu. “Du solltest es auch mal probieren, Serena.”
“Wieso?” Sie zwang sich zu einem Lächeln. “Willst du mir Rachel etwa ausleihen?”
Auf Kirk verfehlte ihr provokanter Ton seine Wirkung.
“Ich spreche natürlich von Cameron. Damals war er ja ziemlich verliebt in dich.”
“Damals”, entgegnete Serena nachdrücklich. “Das ist alles schon so lange her.”
Er sah sie prüfend an. “Wirklich?”
Sie nickte. “Ja, wirklich.”
Aber so schnell wollte Kirk sich nicht zufriedengeben. “Vielleicht könntet ihr ja noch einmal von vorn anfangen.”
“Entschuldige, aber ich möchte jetzt nicht darüber sprechen”, erwiderte Serena abweisend. “Sei mir nicht böse, Kirk, aber ich muss dich jetzt hinausschmeißen. Ich habe um elf eine Verabredung und muss mich noch umziehen. Darf ich dich zur Tür begleiten, oder möchtest du warten, bis ich fertig bin?”
Er grinste sie an. “Ich würde lieber auf dich warten.”
“Ihr gebt wirklich nicht auf, was?”, fragte Serena kopfschüttelnd.
“Nein, wir geben so schnell nicht auf”, erwiderte er mit ungewohntem Ernst. “Das habe ich von Cameron und Rachel gelernt. Die beiden haben mir erst gezeigt, was Freundschaft wirklich bedeutet.”
Freundschaft
. Serena wusste auch nicht, was darunter zu verstehen war. Sie hatte so lange isoliert gelebt, dass sie Rachels Freundschaftsangebot nur schwer annehmen konnte. Dennoch war der
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