Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
Gedanke, nicht ganz allein zu sein, tröstlich.
“Also gut, mein Freund”, sagte sie mit Betonung, “dann warte bitte hier. Ich bin in zehn Minuten fertig.”
Kirk war bereits dabei, seine Ausrüstung zusammenzupacken. “Ich glaube, diese Fotos werden fantastisch”, meinte er. “Der Stadtrat hat beschlossen, eine Hochglanzbroschüre zum hundertsten Geburtstag von Bedford herauszugeben. Man weiß ja nie, wer die Broschüre zu Gesicht bekommt und was sich daraus ergibt.”
“Du hast Recht”, nickte Serena. “Ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe, Kirk.”
“Kein Problem. Für eine Freundin tue ich das gern.”
Für eine Freundin. Wenn sie dieses Wort noch öfters hörte, würde sie schließlich anfangen, daran zu glauben.
Früher gab es hier nur Felder und Weideland, dachte Serena, als sie an der Antelope-Siedlung vorbeifuhr. Sie konnte sich noch genau an die Lastwagen voller Kohl erinnern, die die Luft zu einer bestimmten Jahreszeit mit ihrem Duft erfüllt hatten. Komisch, wie viel Nostalgie ein solcher Geruch auslösen konnte.
“Wahrscheinlich werde ich demnächst noch anfangen, von Düngemitteln zu schwärmen”, sagte sie zu sich selbst.
Sie lachte noch immer, als sie vor dem Haus von Edda Merryweather anhielt.
Edda lebte in einer Art Mustersiedlung, der ersten ihrer Art in Bedford. Die braunbeigen zweistöckigen Häuser teilten sich eine gemeinsame Wand mit den Nachbarn zur Linken. Die Wand war von Efeu überwuchert, es reichte inzwischen bis fast zum Dach.
Nachdem Serena zum dritten Mal vergeblich geklingelt hatte, kam sie zu dem Schluss, dass die ehemalige Polizeisekretärin den Termin vergessen haben musste. Aber vielleicht hatte sie sich ja auch nur anders entschieden und wollte nicht aufmachen. Überrascht hätte es Serena nicht.
Nun, wenigstens war sie auf diese Weise endlich einmal aus dem Haus gekommen, das war schon ein Fortschritt. Wenn sie ehrlich war, überfiel sie immer noch ein Frösteln, sobald sie das kühle Marmorfoyer betrat.
Serena suchte in ihrer Handtasche nach ihren Autoschlüsseln. Als sie sie nicht finden konnte, schüttelte sie die Tasche, und die Schlüssel fielen zu Boden.
Fluchend kniete sie nieder, um sie aufzuheben, dabei stieß sie mit dem Ellenbogen gegen die Tür.
“Autsch!” Serena zog ein Gesicht. Doch plötzlich bemerkte sie, dass die Tür offenstand.
Verwundert erhob sie sich und gab ihr einen kleinen Stoß, bis sie sich weit öffnete. Plötzlich vernahm sie auch Stimmen, sie schienen aus einem der Zimmer zu kommen.
Dann ist Edda also doch zu Hause, dachte Serena. Höchstwahrscheinlich hatte sie einfach die Klingel nicht gehört.
“Mrs Merryweather?”, rief sie laut. “Hallo? Mrs Merryweather, ich bin’s, Serena McKee.” Sie kam sich dabei ein wenig komisch vor. Aber schließlich hatte Edda sie angerufen, und nicht umgekehrt. “Wir hatten für heute einen Termin.”
Es erfolgte keine Antwort, obwohl die Stimmen weitersprachen. Neugierig kam Serena näher und musste enttäuscht feststellen, dass es sich nur um ein eingeschaltetes TV-Gerät handelte, auf dem gerade eine Soap lief.
Als sie das Wohnzimmer betrat, sah sie eine Frau, die mit dem Rücken zu ihr in einem großen Ohrensessel saß. Sie sah anscheinend gerade Fernsehen und hatte die Lautstärke hochgedreht.
Sie muss taub sein, dachte Serena und ging vorsichtig auf die alte Dame zu. Auf gar keinen Fall wollte sie sie erschrecken.
“Mrs Merryweather? Wenn es Ihnen jetzt nicht passt, kann ich vielleicht ein anderes Mal wieder …”
Serena blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Zuerst hatte es so ausgesehen, als würde die grauhaarige alte Frau im Sessel nur schlummern. Aber ihr Kopf hing in einem so unnatürlichen Winkel zur Seite, dass dies sehr unwahrscheinlich war.
“Mrs Merryweather?” Serena legte der alten Dame vorsichtig die Hand auf die Schulter, um sie zu wecken.
Dann hörte sie jemanden schreien, als Edda einfach nach vorn kippte. Serena brauchte einen Moment, bis sie realisierte, dass sie es war, die geschrien hatte. Mit zitternden Händen fühlte sie Eddas Puls. Ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich: Die Frau war offensichtlich tot.
Mit unerwarteter Geistesgegenwart holte sie ihr Taschentuch aus der Tasche und hob damit den Telefonhörer auf. Aus lauter Nervosität verwählte sie sich zweimal, doch dann erreichte sie schließlich das Polizeipräsidium.
“Bitte, geben Sie mir Detective Reed.”
“Tut mir leid, er ist zurzeit nicht da”,
Weitere Kostenlose Bücher