Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
die Druckstellen, die ihre jetzt schlaffen Finger auf seinen Handrücken hinterlassen hatten.
Sein Blick wanderte fast besorgt zu ihrem Gesicht. Ihre Augen waren jetzt halb geschlossen, die Wimpern nass, die bläulichen Ringe darunter wie Schürfwunden auf ihrer weißen Haut.
Überschwemmt von Reue und anderen Gefühlen, die sich nicht so leicht bestimmen ließen, verspürte er den Impuls, ihr sacht die Lippen auf die Lider zu drücken, ihr die feuchten Strähnen aus der Stirn zu streichen und sie vielleicht dort auch zu küssen. Aber plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er ein Recht dazu hatte oder ob diese Art von Zärtlichkeit den Umständen überhaupt angemessen war. Immerhin kannte er diese Frau ja kaum. Wer zum Teufel war sie? Was hatte er sich dabei gedacht?
Jetzt waren ihre Augen offen, sie musterte ihn mit dunklem verhangenen Blick.
“Hey”, sagte er heiser.
Sie bewegte rastlos die Lippen, um sie zu befeuchten. Er beobachtete es und stellte sich vor, es für sie zu tun, mit seiner eigenen Zunge.
“Hey.” Ihr Blick glitt an ihm vorbei. “Das Gewitter scheint vorbei zu sein.”
Er gab einen leisen, bedauernden Laut von sich. “Ja, ich glaube, schon seit ein paar Minuten.”
Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, als sie ihre Hand unter der seinen hervorzog und sie sich über die Augen legte. “Das habe ich befürchtet. Wie viel Lärm haben wir gemacht?”
“Da drüben ist niemand außer Bubba”, sagte Troy und deutete mit dem Kopf auf die Wand jenseits des Bettes. Er legte sich neben sie und stützte sich auf einen Ellbogen auf. “Ganz davon abgesehen, dass man hier mit so etwas rechnen muss, denn sonst hieße es ja schließlich nicht das Moanin’ Springs – das Stöhnende Wasser – Motel, oder etwa doch?”
Sie lachte ihr Speziallachen. Troy grinste und beugte sich über sie, um ihr einen schnellen harten Kuss auf den Mund zu geben, einen, der ihr genug Spielraum ließ, ihn nach Lust und Laune zu interpretieren. Dann trennte er sich sanft von ihr und ging ins Bad.
Charly schaffte es gerade noch rechtzeitig hochzukommen, um einen Blick auf seinen muskulösen Rücken und den knackigen Po werfen zu können, bevor sich die Tür hinter ihm schloss. Sie blieb noch ein paar Minuten liegen, während sich ihr Herzschlag nach und nach verlangsamte und ihr Körper begann, sich der süß schmerzenden und pochenden Stellen bewusst zu werden, und ihre Lippen von der Erinnerung an den letzten Kuss noch immer prickelten. Dann setzte sie sich langsam auf, schlug die fadenscheinige Tagesdecke zurück und kroch zwischen die Motellaken.
Sie lag in herrlicher Selbstvergessenheit in der Stille und lauschte dem Regen, der draußen von den Bäumen tropfte. Sie dachte nicht an den Haufen durchnässter Kleider auf dem schmuddeligen Teppich oder wo ihre Koffer mit ihren frischen Sachen wohl jetzt sein mochten oder was sie mit all dem morgen tun sollte. Sie war einfach zu betäubt und zu erschöpft. Zu erschöpft, um sich Gedanken über diesen Fremden nebenan im Bad machen.
Troy. Sein Name war Troy.
Oh, bitte, lieber Gott, betete sie, lass mich jetzt nicht an ihn denken.
Lass mich jetzt nicht an ihn denken.
Sie hörte das Wasser rauschen. Hoffentlich brauchte er nicht zu lange, sie musste unbedingt auch ins Bad. Sie musste ebenfalls duschen, wahrscheinlich weitaus dringender als er.
Dann hörte sie ein anderes Geräusch, diesmal durch die papierdünne Wand aus dem angrenzenden Zimmer. Ein herzzerreißendes Gewimmer.
Oh, Himmel, dachte sie, das hat mir gerade noch gefehlt.
Sie hielt es eine Minute aus, dann sprang sie aus dem Bett und hüllte sich in die Tagesdecke ein wie in eine Toga. Okay, dachte sie, und wo zum Teufel hat er den Schlüssel gelassen?
Er lag weder auf der Frisierkommode noch auf dem Fernseher. In seiner Hosentasche vielleicht? Sie versuchte, nicht an die Intimität ihres Tuns zu denken, als sie Troys Hose vom Fußboden aufhob und anfing, seine Taschen zu durchwühlen. Intimität? Die Ironie der Situation entlockte ihr ein Lächeln, aber ihr war nicht nach Lachen zumute.
Beim dritten Versuch förderte sie den Schlüssel schließlich zutage. In sich hineinfluchend und die Tagesdecke wie eine Schleppe hinter sich herziehend riss sie die Tür auf und trat hinaus in die nasse Nacht.
Nachdem sie die Tür mit der Nummer 10 geöffnet hatte, wurde sie von Bubba begrüßt. Einem wesentlich besonneneren und demütigeren Bubba, der so mit dem Schwanz wedelte vor Freude, dass es
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