Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
gestanden hatte, dann atmete er geräuschvoll aus. “Na schön. Nichts zu danken, Darlin’.” Er drehte sich um, klatschte in die Hände und sagte mit gespielter Forschheit: “Hey, Bubba, was hältst du davon, wenn wir beide einen kleinen Spaziergang machen?”
Okay, er war nicht überrascht. Aber ein kleines bisschen enttäuscht war er schon.
Im Bad stellte Charly Troys Reisetasche ab und warf einen Blick in den von Wasserdampf beschlagenen Spiegel. Sie streckte die Hand aus, um mit dem Handtuch, das sie sich eben noch vor die Brust gehalten hatte, das Glas abzuwischen, doch dann zog sie sie unverrichteter Dinge wieder zurück. Die Aussicht, sich heute Morgen in die Augen zu schauen, besaß keine sonderliche Anziehungskraft.
Egoistisch … unverantwortlich
. Sie hörte die kalte Stimme ihres Vaters, zusammen mit einem Wort, das sie mehr als zwanzig Jahre nicht mehr gehört hatte.
Schamlos
.
Es war wahr. Das alles war sie und noch viel mehr.
In ihrer Brust ballte sich ein harter Klumpen zusammen, und eine kalte, harte Stimme flüsterte ihr Dinge ins Ohr, die sie sich zwanzig Jahre lang zu überhören bemüht hatte.
Egoistisch, unverantwortlich … schamlos. Du verdienst es nicht
…
In dem dunstigen Spiegel nahm ein Augenpaar Gestalt an; es waren nicht ihre eigenen haselnussbraunen Augen, sondern langbewimperte dunkelblaue mit Lachfältchen in den Augenwinkeln, freundliche, mitfühlende Augen. Sympathische Augen. Schöne Augen. Troys Augen. Als sie sie anschauten, hatte sie sich nicht egoistisch und schamlos gefühlt oder so, als ob sie irgendetwas nicht verdient hätte. Sie hatte sich herrlich gefühlt, sexy, begehrenswert.
Und ich habe ihn benutzt
.
Sie schloss die Augen bei diesem Gedanken und wiegte sich langsam hin und her, wobei ihr ganz schwindlig wurde vor Scham und Schuldgefühlen. Wie andere Drogen nahmen oder Alkohol tranken, hatte sie Troy benutzt, um ihre Seelenqualen zu lindern, um zu vergessen, um die Nacht zu überstehen. Whiskey wäre eine bessere Wahl gewesen … dann hätte sie heute Morgen nur einen dicken Kopf. Aber, oh, Gott, es war ein
Mensch
, den sie benutzt hatte. Und allem Anschein nach auch noch ein höchst sympathischer. Was sollte sie jetzt mit ihm machen? Wie sollte sie jemals wieder ein normales Verhältnis zu ihm bekommen?
Vor allem, weil du ihn noch immer brauchst, erinnerte sie eine harte, praktische innere Stimme. Sie musste noch einiges regeln, wofür sie seine Hilfe benötigte.
Der Spiegel war wieder klar. Es waren ihre eigenen Augen, die ihr jetzt entgegenschauten, gerötet und verquollen, aber entschlossen blickend. Oh, ja, es gab noch etwas, das sie tun musste. Und es tat ihr leid – aufrichtig leid –, aber sie würde diesen sympathischen Mann noch ein bisschen länger benutzen müssen. Sie hatte schlicht niemanden sonst, den sie um Hilfe bitten konnte.
Doch die letzte Nacht wird sich nicht wiederholen, schwor sie sich.
Das
wäre unverzeihlich. Das würde ihr nicht noch einmal passieren.
Wie um ihren festen Vorsatz Lügen zu strafen, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Ihre Knospen wurden hart. Die geheimsten Stellen ihres Körpers fingen an zu kribbeln und zu pochen, verspotteten sie.
“Zuerst Frühstück”, beharrte Troy, während er vom Parkplatz des Motels fuhr. “Und eine Gallone Kaffee.
Dann
das Auto.” Er sagte es nicht zum ersten Mal, denn Charly hatte nichts unversucht gelassen, um ihn zu überreden, dass sie sich zuerst um ihren Mietwagen kümmerten. Er konnte es ihr nicht verdenken, dass sie ihre Koffer so schnell wie möglich zurückhaben wollte, aber er wusste auch, was ein zu niedriger Blutzuckerspiegel in einem Körper anrichten konnte.
“Also gut …”, gab sie schließlich murrend nach, allerdings nur, um ihre Einwilligung einen Moment später schon wieder an Bedingungen zu knüpfen. “Okay, hier ist ein Burger King … “
“Soll das ein Witz sein?” Troy warf einen Blick in den Rückspiegel auf Bubba, der bei der bloßen Erwähnung von Burger King anfing zu sabbern. “Dieses Fast Food bringt einen um, weißt du das nicht? Nein, kommt gar nicht in die Tüte, wir brauchen ein richtiges Frühstück.”
Sie schnaubte sarkastisch. “Womit du als Südstaatler selbstverständlich Grütze meinst.”
Er lächelte sie freundlich an, sagte jedoch eine Weile nichts, weil er sich nicht ganz sicher war, ob sich ihr Sarkasmus auf die Grütze oder den Süden bezog. Dann blinzelte er in die Morgensonne und sagte: “Schön, aber du bist
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