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Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)

Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)

Titel: Tiffany Duo Band 0119 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Ferrarella , Sharon Mignerey , Kathleen Creighton
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tausendmal vorgestellt. Hatte davon geträumt. Hatte sich romantische Szenarios ausgemalt. Besonders in den ersten Jahren, als sie noch jung und naiv genug gewesen war, um an Happy Ends zu glauben. Dann war die Zeit gekommen, in der sie hart arbeiten musste, um ihr Jurastudium erfolgreich abzuschließen, und ihr erster grauenhafter Job in dem Büro dieses Pflichtverteidigers, der sie auf Trab gehalten und emotional zu sehr ausgelaugt hatte, als dass sie über persönlichen Kummer hätte grübeln können.
    Aber seit in den letzten Jahren Adoptionsgeschichten die Schlagzeilen erobert hatten, hatte sie wieder angefangen, darüber nachzudenken. Sie war sogar so weit gegangen, einen der Seniorpartner der Kanzlei, in der sie arbeitete, zu konsultieren, der ihr ein paar Namen von Anwälten, die mit solchen Angelegenheiten befasst waren, gegeben hatte. Sie hatte die Telefonnummern wochenlang in ihrer Brieftasche herumgetragen und war nachts in kalten Schweiß gebadet aufgewacht, weil ihre Albträume wieder angefangen hatten, sie zu quälen. Am Ende hatte sie die Telefonnummern weggeworfen.
    Vielleicht eines Tages irgendwann, hatte sie sich gesagt. Aber zuerst musste sie nach Mourning Spring zurück. Danach … würde sie sehen.
    Aber oh, Gott, dies hier hätte sie sich in ihren wildesten Träumen und schlimmsten Albträumen nie ausmalen können.
    Mein Sohn. Mein und Colins Sohn
.
    Colin Stewart Phelps.
    Cutter. Er wird Cutter genannt
.
    Die Krankenschwester sprach jetzt mit ihm, berührte seinen Arm, lotste ihn von der Trennscheibe weg. Charly konnte seine Stimme hören, gedämpft, aber bebend vor Wut. Sie sah die Anspannung in seinem starken jungen Körper, seine zorngeröteten, glatten Wangen, die Anzeichen der Erschöpfung und Angst um seine Augen –
Colins Augen
–, als er wieder herumfuhr und sie anstarrte. Und dann drehte er sich abrupt um und ging eilig weg.
    Nach einem letzten verzweifelten Blick auf ihren Vater verließ Charly den Raum, um ihrem Sohn nachzugehen. Aber sie schien kaum vom Fleck zu kommen. Oh, Gott, diesen Albtraum hatte sie so viele Male gehabt! Sie wollte ihn rufen, doch ihre Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an und sie brachte keinen Ton heraus.
    Irgendein Geräusch musste sie jedoch von sich gegeben haben, weil er sich in dem Moment, in dem er die Tür zum Wartezimmer erreichte, umdrehte. Einen Augenblick lang stand er wie versteinert da. Dann kam er ein paar Schritte auf sie zu und hob dabei die Hand wie ein Verkehrspolizist.
    Es funktionierte. Sie blieb stehen und er auch. Selbst auf die Entfernung hin konnte sie fühlen, dass er am ganzen Leib zitterte.
    Großer Gott, dachte sie, ich habe ihm so wehgetan. Was mache ich hier?
    “Was zum Teufel willst du hier?”, fragte er rau. So eine junge Stimme. “Dies hier ist eine
Familienangelegenheit
.”
    “Cutter.” Charly sprach mit erstickter Stimme den Namen zum ersten Mal aus. “Ich bin …”
    “Ich weiß, wer du bist”, fiel ihr Sohn ihr ins Wort. Er hatte die Stimme seines Großvaters geerbt. Und seine Manieren offensichtlich auch. “Was zum Teufel willst du hier?”, wiederholte er. “Hast du ihm noch nicht genug angetan? Du willst ihn umbringen, ist es das?”
    “
Cutter
!” Plötzlich stand Dobrina in der Wartezimmertür, ihr Gesicht hatte die Farbe erkalteter Asche, ihre Augen schleuderten Blitze, eine Hohepriesterin, die sich daranmachte, den Fluch zu vollstrecken, den die Götter verhängt hatten. “Cutter Phelps, halte deine Zunge in Zaum und deine Manieren auch, hast du mich gehört, Junge?”
    Cutter hielt ihrem Blick stand und zog finster die Augenbrauen auf eine Art zusammen, die Charly so stark an den Richter erinnerte, dass sie fast lächeln musste. “Sie hat kein Recht”, brummte er zornig. “
Er
will sie hier nicht haben.”
    “Woher weißt du das?”, konterte Dobrina. “Hat er dir das gesagt?”
    “Schau”, krächzte Charly atemlos. “Ich will ja gar nicht …”
    Daraufhin ging ihr Sohn um sie herum und schüttelte Dobrinas Hand, die ihn aufhalten wollte, ab. “Schön,
ich
will dich nicht hier haben, okay? Du kannst wieder dahin gehen, von wo du gekommen bist. Du wirst hier nicht gebraucht, hast du verstanden? Du bist hier nicht willkommen. Deshalb geh … auf der Stelle. Mach schon, verschwinde von hier. Lass uns in Frieden!”
    Ich will dich nicht hier haben
. Die Worte brausten wie ein Hurrikan in ihren Ohren, es war ein Getöse, in dem sogar ihr Schmerz ertrank. Sie konnte sehen, wie sich Dobrinas

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