Tiffany Duo Band 0133
nur hinter uns her sein, fragte Tiger sich, als er vorsichtig die Straße hinabspähte. Höchstwahrscheinlich Santiago. Ibarra war einfach nur verrückt, und er wollte Rache für etwas, mit dem Tiger nichts zu tun hatte. Tiger hatte das Gerücht gehört, dass Ibarra in Kolumbien war. Nur deshalb hatte er es überhaupt gewagt, eine unschuldige Frau auf die Insel zu bringen, auf der er wohnte. Oder war es vielleicht doch einer von Ibarras Männern, der ihn ausgemacht hatte und jetzt seinem Boss von der Entdeckung berichten wollte? Nein, das war unwahrscheinlich. Ibarra war seit dem Tod seines Bruders vollkommen unberechenbar geworden, aber sein Stellvertreter hatte öffentlich erklärt, dass Ibarras Streit mit Rafferty nur die beiden etwas anging. Außerdem war allgemein bekannt, dass Ibarra die
Tigerjagd
zu seiner ganz persönlichen Angelegenheit erklärt hatte.
Tiger konnte zwar niemanden sehen, aber er hatte den Eindruck, als hätte er Schritte gehört. Er wartete, kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. Er war sich der Frau hinter sich zwar bewusst, aber seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Gegner.
Hope ließ sich mit gekreuzten Beinen am Boden nieder und wartete. Ihr war ein wenig schwindelig. Vielleicht ist es nur der Hunger, dachte sie, als sie plötzlich in dem Gemüsegarten eine reife Tomate erblickte. Sie konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann sie zum letzten Mal etwas gegessen hatte. Langsam stand sie auf und ging vorsichtig auf den Hund zu, der auf den Stufen saß.
Hoffentlich bellt er nicht, betete sie innerlich. In diesem Fall wären sie verloren gewesen. Aber sie mussten auf jeden Fall entkommen, und ihrer Ansicht nach war das nur möglich, wenn sie ins Haus und an dem großen Hund vorbei gelangen konnten.
Der Hund stand auf, als sie näherkam. Er ging auf sie zu und sah mit bittenden Augen zu ihr hoch. Es gelang Hope, ungestört die Hintertür zu öffnen und ins Haus zu sehen. Das Haus war von einer Stille umgeben, die sie nervös machte. Im nächsten Moment spürte sie bereits Tigers Hand auf ihrer Schulter. Ohne dass sie es gemerkt hatte, war er ihr gefolgt.
“Also los, gehen wir”, befahl er ihr.
Er ergriff ihre Hand und zog sie an dem Hund vorbei. Der Hund regte sich zunächst nicht, doch dann fing er tatsächlich zu bellen an. Die beiden eilten durch das Haus und kamen schnell wieder ins Freie. Hope hatte den Eindruck, dass jemand ihnen nachlief. Ihr Herz schlug bis zum Halse. Tiger schlug die Vordertür mit lautem Krach zu, dann liefen sie weiter.
Der nächste Platz, auf den sie gelangten, war ein großer Marktplatz. Sie mussten in der Nähe vom Meer sein. Die Luft roch nach Fisch, und Möwen kreisten direkt über ihnen am Himmel. Ihre Schreie drangen Hope direkt ins Gehirn, und sie merkte, dass sie schreckliche Kopfschmerzen hatte. Plötzlich war sie des Laufens müde.
“Mir reicht es jetzt”, verkündete sie und blieb einfach stehen. “Ich mache keinen weiteren Schritt mehr.” Auch physisch war sie kaum noch dazu in der Lage, aber das wollte sie Tiger nicht sagen. “Ich bin mir sicher, dass wir den Verfolger inzwischen abgeschüttelt haben”, sagte sie und sah ihren Begleiter herausfordernd an. “Oder glauben Sie etwa, dass die halbe Insel hinter Ihnen her ist?”
Tiger war sich nicht sicher, dass sie ihren Verfolger tatsächlich losgeworden waren. Aber er verfluchte sich dafür, sich überhaupt auf diese störrische Frau eingelassen zu haben. Er hätte wissen müssen, dass dies nur Ärger gab. Doch als er Hope ansah, stellte er fest, wie blass sie war. Stirnrunzelnd musterte er sie.
“Was ist los mit Ihnen, wollen Sie jetzt etwa schlapp machen?”
“Was mit mir los ist?”, wiederholte Hope empört. Tränen der Erschöpfung standen in ihren Augen, aber sie hätte sich eher auf die Zunge gebissen, als ihm gegenüber eine Schwäche zu zeigen. “Oh, gar nichts – bis auf die Tatsache, dass ich entführt worden bin und bereits seit Stunden mit Ihnen auf dieser Insel herumrenne. Warum lassen Sie mich nicht endlich in Ruhe?”
Tiger konnte nicht anders, er musste ihren Mut bewundern. Trotzdem war ihm klar, dass sie der Gefahr noch lange nicht entronnen waren, und das musste er ihr offensichtlich auch begreiflich machen.
“Sie waren einverstanden, das zu tun, was ich Ihnen sage”, erinnerte er sie. “Und wenn Sie glauben, dass ich Sie jetzt so einfach gehen lasse, haben Sie sich geirrt. Das passiert erst, wenn Sie wieder in Sicherheit sind.”
Hope wollte
Weitere Kostenlose Bücher