Tiffany Duo Band 0133
der ihn offensichtlich gut kannte. Als die beiden Männer ein paar Worte miteinander wechselten, sah Hope ihre Chance gekommen. In einem unbewachten Augenblick drehte sie sich um und floh durch die Vordertür ins Freie.
Die feuchte Hitze traf sie wie ein Schlag, als sie über die Plaza lief. Sie sah weder nach rechts noch nach links und auch nicht zurück. Ohne nachzudenken, bog sie in die erste Straße ein, die vom Platz abzweigte. Erst als sie wirklich keine Luft mehr bekam, blieb sie stehen.
Schwer atmend lehnte sie sich gegen eine Wand, dann sah sie sich vorsichtig um. Tiger war nirgendwo zu sehen. Sie hatte ihn offensichtlich abgehängt. Hope hatte zwar keine Ahnung, wo sie sich befand, aber jetzt war sie wenigstens frei. Und alles andere war unwichtig. Sie würde schon jemanden finden, der ihr aus ihrer misslichen Lage heraushelfen würde. Endlich konnte sie Tiger und seine ominösen Pläne vergessen.
Fieberhaft überlegte sie, wie sie es anstellen sollte, von der Insel herunterzukommen. Isla Sebastian war so klein, dass es mit Sicherheit kein amerikanisches Konsulat gab.
“Aber vielleicht einen Flughafen?”, überlegte sie laut. Möglicherweise würde es ihr gelingen, ein kleines Flugzeug zu chartern.
Aber dann entschloss sie sich, zum Hafen zurückzukehren. Das war bestimmt die praktischere Lösung. Es musste dort doch so etwas wie einen Zoll geben, an den sie sich wenden konnte. Auch wenn die Insel in dem Ruf stand, von Gangstern beherrscht zu werden, musste es doch so etwas wie einen offiziellen Regierungssitz geben.
Der Plan war eigentlich ganz gut. Das einzige Problem bestand darin, dass Tigers Boot in den Docks lag. Sie musste davon ausgehen, dass Tiger sie ebenfalls suchte. Und gab es einen logischeren Fluchtort für sie als den Hafen?
Aber vielleicht hat er es ja auch aufgegeben, mich ausfindig machen zu wollen, dachte Hope bei sich. Überrascht stellte sie fest, dass sie diesen Gedanken als nicht besonders angenehm empfand. Hätte sie nicht froh über die Aussicht sein müssen, ihn niemals wieder zu sehen? Doch tatsächlich versetzte ihr diese Vorstellung einen kleinen Stich.
Jedenfalls konnte sie nicht ewig in dieser Straße bleiben, so viel stand fest. Vorsichtig setzte Hope sich wieder in Bewegung. Aber als sie um die nächste Ecke bog, erblickte sie niemand anderen als Tiger Rafferty.
Er stand an einer Straßenkreuzung und sah sich suchend um. Glücklicherweise hatte er Hope den Rücken zugewandt. Bevor er sie entdecken konnte, zog sie ihren Kopf blitzschnell wieder zurück. Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Verdammt, würde sie ihn denn nie loswerden?
Ich sollte sie einfach vergessen, dachte Tiger, während er erneut die Straßen der Insel auf der Suche nach Hope durchkämmte. Aber er hatte sich vorgenommen, sie zu Vater Felipe zu bringen, und was er sich einmal vornahm, führte er auch durch. Insgeheim gestand er sich ein, dass Hope einen überwältigenden Eindruck auf ihn gemacht hatte. Hing es damit zusammen, dass sie ihm so schön und verletzlich erschien? Er wusste, dass er sich vollkommen irrational verhielt. Schließlich hatte er Besseres und vor allem Wichtigeres zu tun, als hier den Retter zu spielen. Hope hatte ihm den Kopf verdreht, daran konnte gar kein Zweifel bestehen.
“Entschuldigen Sie”, wandte er sich an eine Melonenverkäuferin. “Haben Sie vielleicht vor Kurzem eine hochgewachsene junge Frau mit kurzen blonden Haaren gesehen?”
Hope, die vorsichtig um die Ecke lugte, sah, wie er auf die Frau einsprach. Diese lächelte und schüttelte den Kopf. Selbst auf die Entfernung hin konnte man sehen, welche Wirkung sein Charme auf sie hatte. Hope verspürte plötzlich den Wunsch, sich ihm in die Arme zu werfen. Aber das war ja lächerlich! Das Gegenteil sollte sie tun – weglaufen, so schnell ihre Füße sie trugen!
In diesem Moment ging ein Mann an ihr vorbei, der ihr einen merkwürdigen Blick zuwarf. Hope merkte plötzlich, wie auffällig sie sich verhielt. Sie errötete. Jetzt durfte sie keine Minute mehr verlieren. Schon der nächste Passant mochte wesentlich neugieriger sein. Und das wäre das Ende ihrer Flucht gewesen. Verzweifelt sah sie sich um und erblickte plötzlich ein offenes Tor auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wenn sie Glück hatte und sich dort hineinflüchten konnte, wäre sie gerettet.
Sie holte tief Luft und sah sich noch einmal nach Tiger um. Dann passierte etwas Überraschendes. Sie sah einen Scharfschützen, der mit dem Gewehr
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