Tiffany Duo Band 0133
Millimeter, die Kugel schlug in die Hauswand über ihnen ein.
Der dritte Schuss hätte sie um ein Haar erwischt. Eine Sekunde lang war Tiger versucht, seine Waffe zu ziehen, aber dann überlegte er es sich anders. Er wollte nicht riskieren, Unschuldige bei einem Feuergefecht zu verletzen. Seine wichtigste Aufgabe bestand darin, Hope zu beschützen, und wenn das bedeutete, dass sie fliehen mussten, war ihm das nur recht.
Es folgten keine weiteren Schüsse mehr, aber er vernahm plötzlich Schritte hinter ihnen. Er zog Hope noch näher zu sich heran und legte den Finger auf die Lippen, um ihr zu bedeuten, dass sie ganz still sein musste. Sie nickte, und ihm fiel auf, wie blass sie war. Nachdem sie einige Minuten lang gewartet hatten, entspannte Tiger sich. Dann spähte er vorsichtig um die Ecke. Als er merkte, dass die Luft rein war, eilte er mit Hope weiter die enge Gasse hoch. Je mehr sie sich vom Lärm des Marktplatzes entfernten, desto stiller wurde es. Bei ihrer eiligen Flucht schreckten sie eine Katze auf, aber ansonsten war weit und breit niemand zu sehen.
Dann drückte Tiger plötzlich das schmiedeeiserne Tor zu einem kleinen Garten auf. Es war ein Gemüsegarten, dahinter erstreckte sich ein pinkfarbenes zweistöckiges Haus mit Balkon. Zwischen dem Tor und einer großen Palme hing Wäsche an einer Leine. Ein alter Hund hob bei ihrem Eintreten müde den Kopf, aber er bellte nicht.
Tiger geleitete sie so, dass sowohl die Wäsche wie auch der Zaun sie vor Blicken aus der kleinen Straße schützten. Da er sehr groß war, musste er sich tief bücken, um nicht gesehen zu werden. Als Hope sich ebenfalls duckte, stellte er zum ersten Mal fest, dass sie alles andere als klein war. Endlich ließ er ihre Hand los und zog seine Waffe.
Hope rieb sich das schmerzende Handgelenk, als sie zwischen dem bewaffneten Mann und dem Garten hin- und hersah. Sie zupfte Tiger am Ärmel und flüsterte leise: “Santiago?”
Seine Augen verengten sich, als ob es ihn ärgern würde, dass sie irgendetwas über sein Geschäft wusste.
“Möglich”, flüsterte er zurück, nachdem er einen Moment lang gezögert hatte.
“Möglich?”, wiederholte Hope erschrocken. Plötzlich wurde sie wütend. “Wie viele Leute gibt es eigentlich, die Sie töten wollen?” Er bedeutete ihr ungeduldig, zu schweigen. Aber Hope hätte in diesem Moment niemals stillbleiben können.
“Soviel ich weiß, ist Ibarra auch hinter Ihnen her. Sie haben wirklich nicht viele Freunde, stimmt’s?”
“Ich brauche keine Freunde”, erwiderte er finster.
Instinktiv wusste Hope, dass es besser war, nicht auf der Sache herumzureiten. Sein Blick warnte sie davor, ihm noch mehr unangenehme Fragen zu stellen. Plötzlich durchzuckte sie der Gedanke, was sie tun musste, um zu fliehen. Was würde passieren, wenn sie versuchen würde, davonzulaufen? Es musste doch irgendjemanden auf dieser gottverdammten Insel geben, der ihr dabei helfen würde, zu entkommen.
“An Ihrer Stelle würde ich keinen Gedanken daran verschwenden.”
Wusste er, woran sie gedacht hatte? Anscheinend war sie für ihn wie ein offenes Buch. Als er sie beim Arm packte, merkte Hope, wie stark die körperliche Spannung zwischen ihnen war. Ihr war bewusst, dass er in der anderen Hand seine Waffe hielt. Aber die Bedrohung kam nicht davon. Es hatte etwas mit der Leidenschaft zu tun, die zwischen ihnen in der Luft lag. Wie hatte sie nur jemals glauben können, dass seine blauen Augen kalt waren?
Er beugte den Kopf zu ihr hinab und flüsterte: “Sie werden ohne mich nirgendwohin gehen. Haben Sie das verstanden?”
Vielleicht waren seine Augen ja nicht kalt, aber seine Stimme war es auf jeden Fall. Plötzlich fürchtete Hope sich, und trotz der Hitze wurde ihr kalt. Dennoch wollte sie ihm gegenüber nicht klein beigeben.
“Es klingt ganz so, als würden Sie mich um eine Verabredung bitten”, sagte sie herausfordernd. Im nächsten Moment bereute sie diese Worte – wie hatte sie sich nur dazu hinreißen lassen können?
Tiger lachte leise. “Meine Liebe, hier geht es nicht um ein Rendezvous. Wir beide sind ein Paar, das sollten Sie sich merken.” Insgeheim wunderte Tiger sich über sich selbst. Hinter ihm waren gedungene Mörder her, und er wusste mit seiner Zeit nichts Besseres anzufangen, als mit Hope Harrison herumzuschäkern. Er musste sofort damit aufhören und sich um die gefährliche Lage kümmern, in der sie sich befanden.
“Bleiben Sie hier!”, befahl er und erhob sich schnell.
Wer kann
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