Tiffany Duo Band 0133
schon den Mund öffnen, um zu protestieren, schloss ihn dann aber wieder. Zufrieden stellte Tiger fest, dass seine Worte sie anscheinend doch erreicht hatten.
“Gut”, sagte er befriedigt und packte sie erneut am Arm.
Als sie weitergingen, legte er ihr den Arm um die Schulter. Sie sahen aus wie ein Paar, das spazieren ging. Der Markt war voller Stände, die frischen Fisch und Gemüse anboten. Tiger sagte sich, dass sie so viel unauffälliger aussahen. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie gut es sich anfühlte, Hope im Arm zu halten.
“Ich bringe Sie zu einem Freund”, sagte er, da er das Gefühl hatte, sie beruhigen zu müssen.
Hope war sich nicht sicher, welches Gefühl schlimmer war – die zunehmende Übelkeit, oder die Furcht, die immer mehr von ihr Besitz nahm. Mit jedem Schritt wurde ihr das Gehen schwerer. Der Lärm der Menschen, die hellen Farben und das Licht taten ihr weh, gar nicht zu reden von den Gerüchen. Die Gerüche waren bei Weitem das Schlimmste.
Nein, das Schlimmste war, Tiger sagen zu hören, dass er sie zu einem Freund bringen würde. Was meinte er nur damit? Wollte er sie etwa an jemand anderen verschachern? Vielleicht sollte sie ihn fragen, was seine Worte bedeuteten.
Hope versuchte, Tigers Aufmerksamkeit zu erwecken. Aber der nächste Stand, an dem sie vorbeigingen, bot eingelegtes Gemüse und getrockneten Fisch an. Diese Geruchskombination war zu viel für ihren überreizten Magen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und im nächsten Moment sank sie ohnmächtig in Tigers Arme.
3. KAPITEL
“Das ist ja wunderbar”, sagte Tiger bitter. “Einfach wunderbar.”
Nun hatte er eine ohnmächtige Jungfrau am Hals, um die er sich kümmern musste. Er schob den Vorhang am Fenster des Schlafzimmers im ersten Stock zurück und beäugte die Szene, die sich ihm bot. In dem Gebäude, in das er die ohnmächtige Hope geschleppt hatte, gab es unten ein Restaurant. Die oberen Räume konnte man stundenweise mieten. Natürlich hatten alle gesehen, wie er Hope über die Plaza getragen hatte. Ihr Verfolger dürfte also keinerlei Probleme haben, zwei hochgewachsene Amerikaner ausfindig zu machen, wenn er die Leute auf dem Markt nach ihnen ausfragte.
Tiger stieß einen leisen Fluch aus und betrachtete stirnrunzelnd die junge Frau, die auf dem Bett ausgebreitet lag. Ihre Stirn war mit einem feinen Schweißfilm bedeckt. Hin und wieder stöhnte sie leicht, aber sie rührte sich nicht. In dieser Hitze hätte man nur schwer sagen können, ob sie Fieber hatte oder nicht.
Draußen war es inzwischen ein wenig ruhiger geworden, denn jetzt war Mittag, Zeit für die Siesta. An der Decke hing ein Ventilator, aber anscheinend gab es in diesem Stadtteil schon seit Tagen keinen Strom mehr. An den Wänden des Zimmers hingen mehrere Kerzenleuchter, es schien also öfters vorzukommen, dass das elektrische Licht ausfiel. Aber Tiger fand das schummrige Halbdunkel im Zimmer eigentlich ganz angenehm.
Auch die Telefonleitungen auf der Insel waren zurzeit alle still. Natürlich hätte er mit seinem Handy Felipe anrufen können. Doch der Priester besaß leider kein Handy. Falls er wirklich bereit war, sich um Hope Harrison zu kümmern, würde Tiger ihm eines schenken, nahm er sich vor.
Müde ließ er sich auf dem wackligen Stuhl neben dem Bett nieder und rieb sich den schmerzenden Nacken. Er sah Hope beim Schlafen zu. Die Zeit schien stillzustehen.
“Du machst mich wahnsinnig”, flüsterte er und ertappte sich dabei, wie er Hopes Hand hielt. Es war die linke Hand, fiel ihm auf, und es sah ganz so aus, als hätte sie vor nicht allzu langer Zeit noch einen Ring getragen. Ob es ein Ehering gewesen war, fragte er sich neugierig. Oder ein Verlobungsring? Wie alt mochte sie wohl sein? Wahrscheinlich Ende zwanzig, dachte er, während er sie betrachtete. Und woher kam sie? Ihrem Akzent nach zu urteilen, aus der Gegend um Maryland. Wer mochte der Mann sein, dessen Ring sie getragen hatte? Und warum trug sie ihn jetzt nicht mehr?
Tiger schüttelte den Kopf. Wie kam er überhaupt dazu, sich ihretwegen Gedanken zu machen? Wichtig war einzig und allein, dass er sie in Sicherheit brachte. Alles andere ging ihn überhaupt nichts an.
In diesem Moment öffnete Hope die Augen. Sie blinzelte ein paar Mal und sah sich dann verstört im Zimmer um.
“Wo bin ich?”, fragte sie mit schwacher Stimme.
“In einem Bordell.”
Die Worte klangen viel brutaler, als sie gemeint waren. Hope sah ihn erschrocken an.
“Ich wusste es
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