Tiffany Duo Band 0133
allem in Zeiten von Trockenheit. Vielleicht sind sie einfach hungrig. Trotzdem möchte ich kein Risiko eingehen.”
Die meisten Fallen nahe der Hoffsteader-Ranch waren leer. Nur in zwei Käfigen fanden sie zwei junge Kojoten, die furchtbar verängstigt waren, aber gesund zu sein schienen. Trotzdem nahm Merry sie mit, um sie in ihrer Klinik zu beobachten.
Der Wild Horse Canyon war sehr tief und schlängelte sich am südlichen Rand der Rocky Mountains entlang. Zahlreiche Schluchten zweigten zu beiden Seiten ab. Nick begleitete Merry zu Fuß zu der Stelle, wo sie die erste Falle aufgestellt hatte. Sie mussten den Wagen weiter unten zurücklassen, und die Zivilisation schien meilenweit entfernt zu sein. “Warst du gestern etwa ganz allein hier oben?”, fragte Nick stirnrunzelnd.
Die Falle war zwar leer, aber der Köder war verschwunden. Merry legte einen neuen rohen Rindfleischbrocken hinein, den sie in einer Kühlbox mitgebracht hatte, und schloss die Klappe wieder. “Hier ist es längst nicht so einsam, wie es aussieht”, antwortete sie. “Hinter den Bäumen dort rechts steht eine Jagdhütte. Außerdem stößt man hier ständig auf Wanderer. Die Gegend ist absolut sicher.”
Sie hatte recht. Trotzdem gefiel Nick der Gedanke nicht, dass Merry den Canyon allein durchstreifte. Ein Unfall war nie auszuschließen. “Wenn du das nächste Mal hierher musst, ruf mich bitte an, damit ich dich begleite”, grollte er. “Ich möchte nicht, dass du ganz allein bist.”
Gerührt presste Merry die Hand auf ihr Herz. “Mein großer Held”, seufzte sie verträumt.
Nick musste unwillkürlich lachen und zog an ihrem Haar. Es war das erste Mal seit Tagen, dass er sie berührte. “Du hast absolut recht, Lady. Ich gehe nie ohne mein Superman-Kostüm aus. Es steckt auch jetzt unter meiner Kleidung.”
“Tatsächlich?”
“Oh ja”, versicherte er. “Bei der geringsten Schwierigkeit bin ich da und eile dir zur Hilfe.”
“Wie beruhigend für mich.”
Nick hätte Merry am liebsten in die Arme gezogen und die Lippen auf ihren Mund gepresst. Aber er hatte ihr sein Wort gegeben. Deshalb ließ er die Hand fallen, bevor seine guten Absichten zum Teufel waren, und lächelte gequält. “Also, wo steht die zweite Falle?”
“Eine halbe Meile weiter den Pfad hinab”, sagte Merry und setzte ihren Rucksack wieder auf. “Ich …”
Ihre nächsten Worte wurden vom Donner erstickt, der plötzlich über ihren Köpfen rollte. Erschrocken sahen sie beide zum Himmel, wo sich dunkle Wolken zusammengeballt hatten.
“Ich fürchte, wir müssen auf weitere Fallen verzichten”, sagte Nick besorgt. “Mir gefällt der Himmel nicht.”
Ein Blitz leuchtete auf und schlug als gezackte Linie keine fünfzig Meter nördlich von ihnen in einem Baum. “Komm, wir müssen weg”, rief Nick durch den nachfolgenden Donner. Er nahm Merry den Rucksack ab, doch es war zu spät. Der Himmel öffnete seine Schleusen, und im nächsten Moment waren sie bis auf die Knochen durchnässt.
“Wir schaffen es niemals bis zum Wagen”, keuchte er. Gerade als er dachte, schlimmer könnte es nicht mehr werden, begann es zu hageln.
Merry schrie auf und duckte sich instinktiv. “Die Jagdhütte”, rief sie und zog Nick zwischen die Bäume. “Sie liegt da oben.”
Rutschend und stolpernd schlüpften sie durch das Unterholz und stiegen den steilen Hang empor. Es war so dunkel geworden, dass man kaum etwas sehen konnte. Als sie schon fürchteten, die Hütte verpasst zu haben, tauchte sie plötzlich zwischen den Bäumen auf.
Die Tür war nicht verschlossen, und sie eilten erleichtert hinein. Blitze zuckten über den Himmel, und der Donner erschütterte die Wände bis auf die Grundfesten. Über ihnen trommelte der Hagel auf das Dach und machte einen unbändigen Lärm, während der Sturm an den Bäumen, den Fensterläden und den Türriegeln zerrte. Es war, als raste ein Orkan zwischen den Bergen und zerstörte alles auf seinem Weg.
Merry zitterte vor Nässe und suchte in der Dunkelheit nach einem Licht. Die Hütte lag so einsam, dass es hier weder Elektrizität noch andere moderne Annehmlichkeiten gab. Aber irgendwo musste eine Laterne oder eine Kerze sein. Das ungeschriebene Gesetz der Jäger und Wanderer verlangte, dass man alle Dinge ersetzte, die man während seines Aufenthaltes verbraucht hatte. Das Problem war nur, eine Lichtquelle in der Dunkelheit zu finden.
Nick hatte dieselbe Idee wie Merry und tastete blind in einem Schrank neben dem Kamin. “Ich
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