Tiffany Duo Band 0133
hinauszuschieben. Ed hätte ihre Kaffeetassen immer wieder gefüllt und mit keiner Silbe erwähnt, dass er eigentlich Feierabend hatte. Aber das durften sie ihm nicht antun. Er musste um halb sieben für die Frühstücksgäste wieder öffnen. Deshalb aßen sie den letzten Bissen der köstlichen Torte und verließen das Lokal fünf Minuten nach Ablauf der offiziellen Öffnungszeit.
Bis jetzt hatte Merry sich keine Gedanken darüber gemacht, was geschehen sollte, wenn sie ihr Haus erreichten. Doch als Nick sich ans Steuer setzte, genügte ein einziger Blick in sein Gesicht, und sie wusste, dass er sie zum Abschied küssen würde. Diesmal würde es kein unschuldiger Kuss auf die Wange sein. Er würde sie küssen wie ein Mann, der eine Frau leidenschaftlich liebt. Schon bei dem Gedanken daran begann ihr Herz erwartungsvoll zu pochen.
Und was ist mit deinem Vorsatz, es langsam und unbeschwert angehen zu lassen? spottete eine winzige Stimme tief in ihrem Kopf. Hast du den schon vergessen?
Nein, das hatte sie nicht. Merry hatte so viel Spaß gehabt, dass sie an das Danach nicht gedacht hatte. Doch als sie die Stadt verlieren und in Richtung Ranch fuhren, krampfte sich ihr Magen nervös zusammen. Nachdem sie so viele Stunden in Nicks Armen getanzt hatte, wünschte sie inständig, er würde sie küssen – und nicht nur einmal. Das machte ihr Sorgen. Sie schien sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben, was ihn betraf. Wenn sie nicht schnell etwas dagegen unternahm, würde sie spätestens in zehn Minuten in ernste Schwierigkeiten geraten.
“Wir müssen miteinander reden”, stieß Merry hervor.
“Worüber?”, fragte Nick, ohne den Blick von der Fahrbahn zu nehmen.
“Über Sex.”
Er sah sie in der Dunkelheit kurz an und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. “Ein interessantes Thema”, murmelte er trocken. “Was ist damit?”
Nick lacht mich heimlich aus, stellte Merry fest, als seine Lippen im Schein der Armaturenbrettbeleuchtung zuckten. Dabei war es ihr nie ernster gewesen als jetzt. “Ich will gar nicht leugnen, dass ich mich zu dir hingezogen fühle”, gab sie leise zu. “Und das ängstigt mich halb zu Tode.”
“Weshalb?”
Seine raue Stimme gab ihr Mut, sich ihm anzuvertrauen. Bevor sie merkte, wie ihr geschah, öffnete sie Nick ihr Herz.
“Ich weiß nicht, was ich mit all den Empfindungen anfangen soll, die du in mir weckst”, sagte sie mit belegter Stimme. Tränen begannen in ihren Augen zu brennen. “Ich möchte, dass du mich in die Arme nimmst und mich küsst. Doch im nächsten Moment erinnere ich mich an Thomas und habe das Gefühl, etwas Falsches zu tun. Ich dürfte nicht so schnell wieder etwas für einen Mann empfinden. Vor allem nicht für dich!”
“Weshalb nicht für mich?”
“Weil …” Wie sollte sie Nick etwas erklären, was sie selber nicht verstand? “Ich weiß es nicht”, sagte sie hilflos. “Ich habe mir hundert Mal den Kopf darüber zerbrochen. Aber das Einzige, was mir einfällt, ist die Tatsache, dass du Nick bist. Du bist mein bester Freund. Du hast mir beigebracht, wie man einparkt, und mir durch die Mathematik geholfen. Du warst da, als mein Vater starb, und du sorgtest dafür, dass ich wieder lachen konnte, wenn Thomas mich zum Weinen gebracht hatte. Du bist wie ein Bruder für mich – und auch wieder nicht. Das ist das Problem. Ich weiß nicht mehr, wie du in mein Leben passt. Bevor ich …”
Sie zögerte einen Moment, und er warf ihr einen scharfen Seitenblick zu. “Bevor du – was? Rede weiter. Nachdem du so weit gekommen bist, wirst du doch nicht kneifen.”
Merry hatte sich noch nie vor etwas gedrückt, und sie hatte nicht vor, heute Nacht damit zu beginnen. Deshalb hob sie den Kopf und sagte: “Ich halte es für das Beste, wenn wir jeden Sex aus unserer Beziehung heraushalten. Es würde alles noch komplizierter machen, als es ohnehin schon ist.”
Sie erwartete, dass Nick etwas einwenden würde. Doch zu ihrer Überraschung stimmte er ihr restlos zu. “Wir sind beide erwachsen”, erklärte er mit jener tiefen rauen Stimme, die sie so liebte. “Das dürfte kein Problem sein.”
Verblüfft zog sie eine Braue in die Höhe. “Dann macht es dir nichts aus?”
“Ich bin kein Höhlenmensch und kann meine niedrigen Instinkte durchaus in Schach halten”, versicherte er ihr.
Merry wusste nicht recht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte. “Dann ist es ja gut”, murmelte sie. “Ich bin froh, dass wir das geregelt
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