Tiffany Duo Band 0133
freigehalten hatte, hatte jetzt irgendwer das elegante Löwenklauensofa gestellt. In seiner Mitte lagen eine zusammengefaltete Wolldecke und mehrere Sofakissen.
Er schaute über die Schulter auf den Jungen. “Warst du das?”
Chris scharrte verlegen mit den Füßen. “Nein, Mom. Aber ich habe ihr geholfen.”
“Soso.” Grüner Samt. Er grinste. Was zum Teufel sollte er mit grünem Samt anfangen? “Sieht gut aus. Danke.”
Der Junge wackelte mit dem Kopf. Er lungerte unschlüssig herum, nicht wirklich im Weg, aber auch nicht außer Sichtweite, während Sean zwei Tische und ein Feldbett auslud.
Es war wahrscheinlich ein ziemliches mieses Gefühl, kurz vor Schuljahrsbeginn in eine neue Stadt umzuziehen. Sean runzelte die Stirn und ging zurück, um den Hängeschrank zu holen. Der Junge glitt einen Schritt beiseite.
Himmel. Chris Fullers Probleme gingen ihn nichts an. Sean musste den Truck ausladen und dann schleunigst zusehen, dass er wieder auf die Baustelle kam. Walt Baxley, der noch immer sauer war wegen der Auseinandersetzung von gestern, hatte ihm ohnehin nur zähneknirschend den Vormittag freigegeben. Wenn er jetzt auch noch zu spät kam, würde Baxley wahrscheinlich ausrasten.
Jetzt kam der Polizist aus dem Haus und ging mit einem Nicken an Sean vorbei. Er wendete seinen verwitterten Straßenkreuzer und fuhr davon.
Sean machte sich daran, den Schrank auszuladen, wobei er das Möbelstück leicht neigte. Er wollte den Schrank eben hochwuchten, als der Junge plötzlich sagte: “Passen Sie auf!”
Sean hielt mitten in der Bewegung inne.
Chris kam nach vorn gerannt, bückte sich, dann richtete er sich wieder auf und zerrte die Decke heraus, mit der Sean die Möbelstücke abgedeckt hatte. “Sie wären fast gestolpert.”
“Danke.”
Der Junge ging nicht weg und schaute ihn sehnsüchtig an.
Sean seufzte. “He, Kumpel, ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen.”
Bingo. Das Lächeln des Kumpels wurde angeknipst wie eine Arbeitslampe.
“Ja, klar”, sagte er.
Debbie stieß die Fliegengittertür auf und blinzelte in die Flut aus Sonnenschein, die sich unter die Verandavorsprünge und über die Einfahrt ergoss. Im Zentrum der Helligkeit formte sich ein dunkler Fleck, der schnell Gestalt annahm. Die Gestalt eines Mannes, wie sie gleich darauf feststellte, eines Mann, der etwas – eine Kiste – von der Ladefläche eines Trucks ablud. Sean MacNeill, in einem ärmellosen T-Shirt und mit einer ausgebleichten Baseballkappe auf dem Kopf, der sich bewegte wie der Lichtgott Apoll.
Ihr wurden die Knie weich, und es fehlte nur noch, dass ihr der Unterkiefer heruntergefallen wäre. Sie ertappte sich dabei, dass sie einen Moment lang durch und durch wie eine Frau auf ihn reagierte, geblendet von seiner hochgewachsenen, dunklen, eklatant sexy wirkenden Erscheinung. Es war total unwillkürlich. Es war … idiotisch, ermahnte sie sich selbst.
Durch Dougs Tod war sie unvermutet in ein Spiel mit hohem Einsatz und nur unzulänglich definierten Spielregeln geraten, bei dem die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel stand. Ein Joker wie Sean MacNeill würde ihre Chancen nicht im Geringsten verbessern. Aber, oh, Himmel, er sah wirklich hinreißend aus.
Er war auf sie aufmerksam geworden. Er stellte die Kiste ab, richtete sich auf und schob sich die Baseballkappe mit dem Unterarm aus der Stirn. Sein langsames Lächeln bohrte sich wie ein Pfeil in ihre Mitte und blieb zitternd stecken.
“Hallo, schöne Frau.”
“Oh, bitte.” Sie klatschte in die Hände. “Sie können mich Debbie nennen.”
“Debbie.” Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen wie eine Delikatesse. “Na, das passt zu Ihnen. Aber
schöne Frau
auch.”
“Zu mir und allen anderen Frauen, die Sie kennen?”, fragte sie belustigt.
Er kam ein paar Stufen herauf, nur lange Glieder und Muskeln, legte den Kopf in den Nacken und schaute zu ihr auf. Sie bekam wirklich Herzflattern. “Woher wissen Sie das?”, fragte er.
“Nun, für einen Mann, der einen Großteil seiner Zeit mit Frauen verbringt, ist
schöne Frau
einfach praktisch, denke ich mir. Auf diese Weise ersparen Sie sich das Problem, sich den Namen der jeweiligen Frau merken zu müssen, mit der Sie gerade – zusammen sind.”
Er grinste. “Und?”
“Und da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass ich je gekränkt sein könnte, weil Sie mir einen falschen Namen ins Ohr flüstern, können Sie mich ruhig Debbie nennen.” Sie erwiderte sein Lächeln, angenehm überrascht über ihre
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