Tiffany Duo Band 0133
wussten alles über seine Liebschaften. Er hat überhaupt nicht verstanden, dass ich ihn zurückgewiesen habe, und hat das auch allen erzählt.”
“Ein Idiot, wie du schon sagtest.”
Hope schluckte. Mit der Erinnerung kehrten auch ihre Wut und ihre Scham zurück.
“Hat er behauptet, du wärest schuld an eurer Trennung?”
“Ja, er meinte, ich wäre unvernünftig. So würden die Dinge nun einmal laufen, behauptete er.”
“Und du hast ihm geglaubt, stimmt’s?”, fragte Tiger aufmerksam. “Du hast geglaubt, es wäre alles deine Schuld.”
Sie errötete.
“Nun ja, ich –”
“Du hattest immer das Gefühl, an allem schuld zu sein, was schiefging, richtig?”
Hope wollte schon protestieren, doch dann nickte sie resigniert.
“Ja, seit frühester Kindheit.”
“Und warum hast du das Gefühl, an allem schuld zu sein?”
“Weil, weil …, weil die Leute, mit denen ich näher zu tun habe, alle sterben müssen.”
Er sah sie erstaunt an.
“Aber jeder muss doch sterben. Wie kommst du denn auf einen so absurden Gedanken?”
“Nun ja, ich …, du weißt, was mit meinem Onkel und meiner Tante passiert ist. Und meine Eltern sind auch bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Ich war damals erst zehn Jahre alt.”
Er sah sie betroffen an.
“Das tut mir leid!”
“Mir ist nichts passiert, ich habe nur ein paar Schrammen abbekommen.”
“Du warst auch an Bord des Flugzeugs?”
Hope nickte. Der alte vertraute Schmerz packte sie erneut und schnürte ihr die Kehle zu. “Als ich auf der Highschool war, starb meine beste Freundin, auch bei einem Flugzeugabsturz. Und ich hatte nur ein paar gebrochene Rippen.”
“Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Hope, ich …”
“Du musst nichts sagen, Tiger. Aber vielleicht solltest du dich von mir fernhalten. Wie du siehst, bringe ich den Menschen, die mir nahestehen, kein Glück.”
Er konnte gut verstehen, dass Hope mittlerweile den Eindruck hatte, verhext zu sein. Aber ihre Geschichte löste in ihm vor allem ein Gefühl aus: Er wollte sie beschützen und ihr beweisen, dass das alles nur Aberglaube war, dass es in Wirklichkeit nichts gab, wovor sie sich fürchten musste. Und zwar für den Rest ihres Lebens. Tiger war erschüttert über diese Erkenntnis. Er sah hinaus aufs Meer, nahm aber gar nichts davon wahr. Er hatte Angst, Hope anzusehen, Angst, ihr zu gestehen, wie viel sie ihm bedeutete.
Seit wann wusste er eigentlich, dass sie ihm so viel bedeutete? Konnte er sie wirklich beschützen, so, wie er es gern getan hätte? Erneut kam ihm die Gefährlichkeit ihrer Situation zu Bewusstsein. Nein, alles, was er für sie tun konnte, war, sie so bald wie möglich von der Insel herunterzubringen.
“Unsinn”, erwiderte er daher mit mehr Zuversicht, als er wirklich empfand. “Keine Angst, es wird sicher nicht mehr lange dauern, dann liegt dieser Albtraum hinter uns.” Er lächelte. “Meine Schwester bringt mich um, wenn ich nicht als Trauzeuge auf ihrer Hochzeit erscheine.”
Hope faszinierte die Vorstellung, dass er eine Schwester hatte und also ein ganz normales Familienleben führte.
“Hochzeit?”, fragte sie interessiert. “Wann? Und wo?”
Tiger schlug sich auf den Mund.
“Verdammt, sie hatte mich doch extra gebeten, es niemandem zu erzählen”, sagte er reumütig.
“Na, und? Ich habe dir schließlich auch eine Menge aus meinem Leben erzählt. Wenn wir Freunde werden wollen, müssen wir einander vertrauen.”
Er winkte ab.
“Aber ich habe doch gar nichts zu erzählen. Ich bin vollkommen durchschnittlich, langweilig.”
Hope war amüsiert.
“Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, hast du ein Messer nach mir geworfen. Nennst du das etwa langweilig?”
“Das gehörte zum Geschäft. Nein, wirklich, glaub mir. Es gibt nichts, was dich an mir interessieren könnte.”
“Dann erzähl mir wenigstens etwas über die Hochzeit deiner Schwester”, beharrte sie.
“Komisch, dass Frauen immer auf so etwas abfahren. Männer unterhalten sich lieber über Sport.”
“Wir haben gestern Abend lange genug über Sport geredet”, gab Hope zurück. “Also los, nun zier dich nicht so. Was ist mit deiner Schwester? Warum bist du ihr Trauzeuge?”
“Weil mein Vater seit Langem tot ist, und ich der Älteste von uns Vieren bin. Ich habe nur eine Schwester, und sie heißt Julie. Sie arbeitet in Washington und wird irgendeinen Typ namens Frank heiraten. Ein Zivilist, natürlich.”
“Und?”, hakte sie nach.
Tiger holte tief Luft und
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