Tiffany Duo Band 0133
Sohn.
“Hi, Jimmy. Bist du sicher, dass du dich nicht in der Adresse geirrt hast? Ich wüsste nicht, wer mir Blumen schicken könnte.”
“Oh nein, es ist kein Irrtum, Ms McBride”, sagte Jimmy und lächelte breit. “Mom hat gesagt, ich soll als Erstes zu Ihnen fahren, weil es sich um einen Eilauftrag handelt. Sie meint, dies wären Ihre Lieblingsblumen.” Er schob die Tür des Lieferwagens zurück und holte ein Bouquet aus Gardenien und weißen Rosen heraus.
Sie waren wunderschön, und sie waren einmal wirklich ihre Lieblingsblumen gewesen. Aber das war vorbei, seit sie mit einem Brautstrauß aus Gardenien und weißen Rosen vergeblich auf ihren Bräutigam gewartet hatte. Schon bei dem Duft der Blüten wurde ihr ganz elend.
Das war allerdings nicht Jimmys Schuld. Deshalb lächelte sie gequält und nahm ihm das Bouquet ab. “Hast du einen Moment Zeit, bis ich die Karte gelesen habe?”, fragte sie, während der Junge gespannt auf ein Trinkgeld wartete. “Ich möchte dir etwas geben, weil du den ganzen Weg zu mir herausgefahren bist. Außerdem könntest du mir vielleicht einen Gefallen tun.”
“Natürlich, Ms McBride. Ich habe es nicht eilig.”
Merry legte den Strauß auf den Tisch in der Eingangshalle und zog die kleine Karte aus dem Umschlag. Wie erwartet, trugen die Zeilen Thomas’ Unterschrift. Doch nicht diese Tatsache trieb ihr die Röte ins Gesicht, sondern seine Worte.
Vergib mir. Ich liebe Dich mehr als mein Leben, und ich werde nie wieder etwas tun, das Dich verletzen könnte. Bitte, geh heute Abend mit mir zum Essen, damit ich alles wieder gutmachen kann.
Glaubte Thomas wirklich, dass es so einfach war? Dass er ihr nur Blumen mit einer Entschuldigung zu schicken brauchte, sie anschließend zum Essen ausführen konnte, und alles wäre vergessen und vergeben? Nun, er würde bald feststellen, dass er sich irrte.
Merry zerknüllte die Karte, warf sie auf den Tisch und drückte dem verblüfften Jimmy die Blumen wieder in die Hand. “Bring den Strauß bitte zu Mrs Cooper ins Krankenhaus, ja? Sie wird sich bestimmt darüber freuen.”
Jimmy runzelte besorgt die Stirn. “Der Strauß ist doch für Sie! Gefällt er Ihnen nicht?”
“Doch, er ist sehr schön”, versicherte Merry dem Jungen und steckte ihm einen Fünfdollarschein in die Hemdtasche. “Aber Mrs Cooper ist sehr krank. Sie braucht die Blumen mehr als ich. Leg bitte eine neue Karte dazu und schreib darauf: ‘Für Mom. Werde schnell wieder gesund. Dein Dich liebender Sohn Thomas’.”
Merry merkte seinem Gesicht an, dass er sie für übergeschnappt hielt. Doch er sagte nur: “In Ordnung, Ms McBride, wenn Sie es unbedingt wollen. Ich bringe die Blumen sofort zu Mrs Cooper.”
“Danke, Jimmy. Noch etwas”, fügte sie hinzu, als er zu seinem Wagen zurückgehen wollte. “Das Ganze bleibt unter uns, verstanden? Mrs Cooper wäre sehr verletzt, wenn sie herausfände, dass die Blumen nicht von ihrem Sohn stammen.”
“Sicher, Ms McBride. Kein Problem”, antwortete er und fuhr davon.
Merry atmete erleichtert auf. Thomas würde es nicht gefallen, wenn er seine Mutter besuchte und feststellte, was sie getan hatte. Aber sie wollte weder Blumen von ihm noch sonst irgendwelche Geschenke. Er sollte sie einfach in Ruhe lassen.
Erstaunlicherweise tat er es auch. Als sie am späten Abend von der Arbeit nach Hause kam, war keine einzige gekränkte Mitteilung von ihm auf ihrem Anrufbeantworter. Er musste inzwischen erfahren haben, was sie mit seinen Blumen gemacht hatte. Wahrscheinlich war er sogar dabei gewesen, als Jimmy den Strauß brachte, der ursprünglich für sie bestimmt gewesen war. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie es in seinem Kopf aussah. Nachdem er beschlossen hatte, sie zurückzugewinnen, würde er nicht so schnell aufgeben. Trotzdem hatte er nicht angerufen. Aber weshalb nicht? Was hatte er vor?
Merry erhielt die Antwort am nächsten Morgen. Janey rief sie an, als sie noch im Bett lag.
“Hast du schon die Zeitung gelesen?”, fragte ihre Schwester.
“Soll das ein Scherz sein? Es ist noch nicht einmal sechs!”
“Dann sieh dir schnellstens die letzte Seite an”, fuhr Janey fort. “Wenn Thomas mit seiner Masche durchkommt, wirst du in nicht allzu ferner Zukunft Mrs Thomas Cooper sein.”
“Wie bitte?”
“Lies die Zeitung”, wiederholte ihre Schwester und legte auf.
Merry kroch verdrießlich aus dem Bett und zog ihren Morgenrock an. Sie eilte nach draußen und stieg in den Wagen. Ihre Zeitung wurde nicht
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