Tiffany Duo Band 0133
nicht erneut gedemütigt”, fuhr sie fort und deutete auf die Zeitung. “Wenn du mich liebtest, würdest du mich in Ruhe lassen. Nach allem, was du mir angetan hast, ist das sicher nicht zu viel verlangt.”
So ernst war sie noch nie gewesen. Der Ausdruck in ihren Augen sagte Thomas, dass er diesmal nichts mit seinem Charme ausrichten konnte. Er lief tatsächlich Gefahr, Merry zu verlieren. Deshalb legte er seine vorgetäuschte Fröhlichkeit ab und sagte kleinlaut: “Du hast recht. Ich entschuldige mich dafür. Ich hatte mir die Sache nicht richtig überlegt und werde alles tun, was du möchtest. Wenn du willst, dass ich mich zurückziehe und dir mehr Raum zum Atmen gebe, werde ich es tun.”
“Ich möchte keine Geschenke mehr, Thomas. Keine weiteren Überraschungen.”
“Meinetwegen”, versprach er. “Ich möchte nur, dass du glücklich bist.”
Wenn das wirklich sein Wunsch ist, wäre er letzten Monat mit mir vor den Altar getreten, dachte Merry verärgert. Aber sie sprach es nicht aus. “Sehr gut, solange wir uns gegenseitig verstehen”, erklärte sie steif. “Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest … Ich muss zur Arbeit.”
Thomas öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, besann sich aber anders, als sie ihm einen warnenden Blick zuwarf. Er hob beide Hände in die Höhe und sagte: “Ich stehe dir nicht im Weg. Ich muss sowieso zum Krankenhaus und mich erkundigen, wie es meiner Mutter geht. Wir treffen uns später, in Ordnung?”
Merry war sicher, dass Thomas sie genau verstanden hatte. So begriffsstutzig war er nicht. Er versuchte nur, seine Spielchen mit ihr zu treiben und sie in einem schwachen Augenblick zu überrumpeln. Aber er würde sich wundern.
“Das glaube ich kaum”, antwortete sie trocken. “Ich werde den ganzen Tag außer Haus sein.”
Ohne ihm Gelegenheit zu der Frage zu geben, wohin sie wollte, eilte sie davon.
Immer noch verärgert, verließ Merry die Stadt und fuhr in Richtung Wild Horse Canyon. Es war eine raue, entlegene Gegend, in der trotzdem einige Leute lebten. So auch der achtundneunzigjährige Lester Allison mit seinen fünf oder sechs ziemlich wilden Katzen, die unbedingt geimpft werden mussten.
Merry war in Gedanken so bei den Tieren, dass sie das Brett auf der Straße zu spät bemerkte. Instinktiv riss sie das Steuer herum und hörte im selben Moment, wie die Luft aus ihrem rechten Vorderreifen wich.
“Verdammt!”, rief sie und versuchte verzweifelt, die Spur zu halten. Vorsichtig steuerte sie den Wagen auf den Seitenstreifen und schaltete den Motor aus. Eine schlechtere Stelle für einen Platten hätte sie kaum finden können. Links neben ihr fiel das Gelände steil ab, und der Wagen stand ziemlich schräg. Wenn sie ihr Gewicht falsch verlagerte, konnte er leicht hinunterstürzen.
“Na, großartig, Merry”, murmelte sie und blickte aus dem Seitenfenster des Beifahrersitzes. Schon bei dem Gedanken, einen Wagenheber auf einem Boden anzusetzen, der sich im Winkel von fünfundvierzig Grad neigte, wurde ihr ganz elend. Wie sollte sie das schaffen?
“Ich muss die Räder blockieren”, sagte sie laut. Das hatten Joe und Zeke den Schwestern eingebläut, seit sie Auto fahren konnten. Behutsam öffnete sie die Tür und stieg vorsichtig aus.
Theoretisch war alles ganz einfach und logisch. Erst als sie die Füße auf den Boden setzte, erkannte Merry, wie gefährlich der Wagen über die Kante des Berges hing, und ihr Herz begann zu hämmern. Wäre sie schneller gefahren, als sie das Brett überfuhr, hätte sie den Abhang hinunterstürzen können.
Mit zitternden Händen holte sie den Wagenheber hervor und hatte die Hinterräder gerade mit Felsbrocken blockiert, als sich ein Fahrzeug von Süden näherte. Verblüfft beobachtete sie, wie Nick unmittelbar hinter ihr anhielt und die Warnblinkanlage einschaltete.
“Du tauchst immer genau im richtigen Moment auf”, sagte sie lächelnd. “Woher wusstest du, dass ich eine Panne habe?”
“Ich hatte keine Ahnung”, antwortete Nick aufrichtig. “Ich bin auf dem Weg zu Ethelda Dickerson. Ihr Kater sitzt auf dem Dach, und sie weiß nicht, wie sie ihn wieder herunterbekommen soll.” Er beugte sich zu dem platten Reifen. “Wie ist das passiert?”
“Ich habe nicht aufgepasst und bin über ein Brett mit Nägeln gefahren”, gab Merry zu.
“Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert”, meinte Nick. “Überlass alles Weitere mir.”
Zehn Minuten später hatte er den Reifen gewechselt und packte den
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