Tiffany Duo Band 0133
stammeln, trat er zurück und ließ sie ein. “Du siehst müde aus. Bist du die ganze Nacht in der Klinik gewesen?”
“Wenn es meine Mutter gewesen wäre, hätte ich auch gewollt, dass jemand bei ihr blieb, bis ich selber dort sein konnte”, antwortete sie und betrat den Flur. “Sobald Thomas kam, bin ich gegangen.”
“Du hast ihn also gesehen.”
Das war keine Frage, sondern eine einfache Feststellung. Im selben Augenblick wurde Nick klar, weshalb Merry gekommen war. Sie war völlig durcheinander und brauchte dringend jemanden zum Reden. Wusste sie nicht, was sie ihm damit antat? Verdammt, er liebte sie. Und sie liebte einen anderen Mann.
“Thomas wollte mit mir reden”, sagte sie wütend. “Kannst du dir das vorstellen? Der Mann hat vielleicht Nerven! Er verschwindet für einen Monat von der Bildfläche und will mir plötzlich unbedingt erklären, weshalb er mich nicht heiraten konnte.” Sie ging an Nick vorüber ins Wohnzimmer und schniefte verächtlich. “Als ob ich eine Erklärung dafür brauchte! Wenn ein Mann eine Frau unmittelbar vor der Hochzeit sitzen lässt, kann es nur einen Grund geben: Offensichtlich liebt er sie nicht.”
Nick zog fragend eine Braue in die Höhe. “Bist du sicher, dass er dich nicht liebt?”
Merry traute ihren Ohren nicht. “Soll das ein Witz sein?”
Seine Miene wurde ernst. “Ich finde garantiert nichts Witziges an der Beziehung zwischen Thomas und dir. Wenn es nach mir ginge, wärst du ihm nie wieder unter die Augen getreten.” Mit einem einzigen Blick erinnerte er sie daran, was er für sie empfand.
Merrys Herz begann plötzlich zu rasen, und sie wechselte rasch das Thema. “Er hat mich verletzt, Nick. Und mich betrogen. Weshalb sollte ich mir anhören, was er zu sagen hat?”
“Weil du leidest”, antwortete er schlicht. “Und Thomas geht es garantiert genauso. Sicher, er hat es sich mit seiner Dummheit selber zuzuschreiben. Aber glaube nicht, dass er nicht ebenfalls unter der Situation leidet. Das wird sich erst ändern, wenn ihr eine Möglichkeit gefunden habt, über die Sache wegzukommen und euer eigenes Leben wieder aufzunehmen.”
Hätte ihre Mutter das gesagt, hätte Merry es für einen vernünftigen Rat gehalten. Aber die Worte kamen von Nick. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sie ihn überhaupt nicht kannte. Nick hatte behauptet, dass er ihretwegen so lange in Liberty Hill geblieben wäre. Und jetzt ermutigte er sie nicht nur, mit seinem Freund zu reden, sondern auch Frieden mit ihm zu schließen. War ihm nicht klar, dass sie Thomas damit die Tür öffnete, damit er in ihr Leben zurückkehrte? Wollte er das wirklich?
Verwirrter denn je rieb sie ihre pochenden Schläfen. “Ich werde es mir überlegen. Später, nachdem ich ein bisschen geschlafen habe. Im Augenblick kann ich nicht mehr klar denken.”
Da sie jeden Moment losheulen konnte, verabschiedete Merry sich rasch und eilte nach Hause.
Obwohl sie sofort ins Bett ging und auf der Stelle erschöpft einschlief, fand sie keine Ruhe. Hilflos war sie den Traumbildern von Nick und Thomas ausgeliefert. Die beiden Männer nagten und zerrten an ihrem Herzen, wandten sich anschließend von ihr ab und gingen in entgegengesetzte Richtungen davon. Sie, Merry, blieb allein zurück und wusste nicht, wem sie folgen sollte. Schreiend rannte sie erst hinter Thomas her, dann hinter Nick und konnte keinen von beiden einholen.
Wie gerädert wachte sie endlich auf. Nick hatte recht. Sie musste Thomas anrufen und mit ihm reden, wenn sie den Schmerz jemals überwinden wollte. Aber sie brachte es nicht fertig. Dafür kannte sie Thomas zu gut. Immer zog er sich mit seinem Charme mühelos aus der Affäre. Sie würde es nicht ertragen, wenn er sie mit seinem jungenhaften Lächeln ansah und sie erneut überzeugen wollte, dass er sie von ganzem Herzen liebte.
Deshalb verbrachte sie den restlichen Tag mit Arbeit, dachte an ihre Zukunft und überlegte, wie Thomas und Nick dazugehören könnten. Doch als sie ihre Klinik um sechs Uhr schloss, war sie der Antwort keinen Schritt näher.
Um nicht erneut den Abend allein verbringen zu müssen, beschloss sie, in die Stadt zu fahren und in
Ed’s Diner
zu Abend zu essen.
Als Merry auf den Parkplatz bog, stellte sie fest, dass sie nicht die Einzige war, die Eds Küche zu schätzen wusste. Durch die Fenster auf der Vorderseite sah sie, dass das Lokal unwahrscheinlich voll war. Zahlreiche weitere Gäste warteten an der Tür auf einen freien Tisch.
Plötzlich entdeckte
Weitere Kostenlose Bücher