Tiffany Duo Band 0133
wütend. Sie fürchtete, sie würde ihn anfahren, sobald sie den Mund aufmachte. Deshalb nickte sie nur kurz.
Thomas blieb bei ihrem Anblick wie angewurzelt stehen. Merry merkte, dass er sie nicht im Krankenhaus vermutet hatte. Alles Blut wich aus seinem Gesicht und kehrte gleich darauf in seine Wangen zurück. Er sah aus, als wäre er jetzt überall lieber als hier.
Allerdings rannte er nicht davon, wie sie beinahe erwartete. Er straffte die Schultern, holte tief Luft und sah sie fest an. “Hallo, Merry. Wie geht es dir?”
“Gut”, antwortete sie steif. “Hast du deine Mutter schon gesehen? Sie liegt in Zimmer 305.”
“Ich weiß. Ich habe gerade mit dem Arzt besprochen und kurz bei ihr hereingeschaut. Bist du die ganze Nacht hier gewesen?”
“Ich mochte Maxine nicht allein lassen. Nachdem du jetzt da bist, habe ich allerdings keinen Grund mehr, zu bleiben.”
Erhobenen Hauptes wollte sie an ihm vorübereilen. Doch er verstellte ihr den Weg. “Bitte, Merry, nicht so”, flehte er. “Wir müssen miteinander reden. Ich habe so oft an dich gedacht.”
“Ach, wirklich?”, spottete sie. “Du hast an mich gedacht. Aber du bist nie auf den Gedanken gekommen, mich anzurufen. Du hast mit Nick, deiner Mutter und wer weiß mit wem noch gesprochen. Nur nicht mit mir. Nicht mit der Frau, die du einmal heiraten wolltest und die du vor der Kirchentür hast sitzen lassen.”
“Das kann ich dir erklären”, sagte er rasch. “Ich weiß, dass ich mich wie ein Schuft benommen habe. Aber ich hatte Angst. Ich wollte dir bestimmt nicht wehtun. Wie könnte ich. Ich liebe dich doch!”
“Du liebst mich?”, stieß Merry hervor, und ihre blauen Augen blitzten vor Zorn. “Wie kannst du so etwas sagen? Du weißt ja gar nicht, was Liebe ist.”
“Oh doch. Wenn du mir zuhören würdest, …”
“Ich habe für heute genug gehört”, antwortete sie scharf. “Geh mir aus dem Weg, Thomas. Ich möchte nach Hause.”
Er wollte etwas einwenden. Doch sie sah ihn so eindringlich an, dass er rasch beiseite trat. “Du hast recht. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt. Du bist müde und brauchst dringend etwas Schlaf. Wir werden später miteinander reden.”
Wütender denn je, stürmte Merry wortlos hinaus. In einem Punkt hatte Thomas recht: Sie brauchte tatsächlich etwas Schlaf. Trotzdem fuhr sie nicht nach Hause, sondern auf direktem Weg zu Nick. Es geschah rein instinktiv.
Wie immer, wenn die Welt um sie herum zusammenzubrechen drohte, wollte sie sich an ihn wenden. Doch plötzlich kamen ihr Bedenken. Es war unvernünftig, mit Nick über Thomas zu reden, nachdem sie seine Gefühle ihr gegenüber kannte. Aber alte Gewohnheiten legte man nicht so schnell ab. Sie waren immer füreinander da gewesen, wenn einer von ihnen Probleme hatte. Und sie brauchte Nick jetzt. Das würde er gewiss verstehen.
Nicks Transporter stand in der Einfahrt. Seine Nachtschicht war um sieben zu Ende gegangen, und er war gerade erst nach Hause gekommen. Das war kein guter Zeitpunkt für ein Gespräch. Außerdem war ihr Verhältnis zu Thomas wahrscheinlich das Letzte, worüber er mit ihr reden wollte.
Sie konnte es ihm nicht übel nehmen, denn sie wollte es ja selber nicht. Doch sobald Thomas sicher sein konnte, dass seine Mutter auf dem Weg der Besserung war, würde er zu ihr kommen. Und sie hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte.
Deshalb musste sie mit Nick reden. Niemand außer ihrer Mutter behielt in einer Krise solch einen kühlen Kopf wie er. Er würde ihr helfen, dessen war sie gewiss. Entschlossen hielt sie hinter seinem Wagen an und schaltete den Motor aus.
Merry war die Letzte, die Nick erwartet hatte. Nachdem sie neulich wie von Sinnen aus seinem Büro geflohen war und ihn anschließend wie die Pest gemieden hatte, war er sicher gewesen, dass ihre Freundschaft in die Brüche gegangen wäre. Doch jetzt stand sie mit trotziger Miene vor seiner Tür, und ihre Augen blitzten vor Entschlossenheit. Nie war sie ihm schöner als heute vorgekommen, und sein Körper reagierte sofort bei ihrem Anblick.
Nick unterdrückte einen stummen Fluch und straffte sich. Er wusste nicht, was Merry von ihm wollte. Die innere Stimme riet ihm dringend, sie wieder wegzuschicken. Er war todmüde und furchtbar verletzlich, und sie sah viel zu gut aus. Wenn er nicht achtgab, würde er bestimmt etwas Dummes tun, zum Beispiel nach ihr greifen. Und das konnte nur in einer Katastrophe enden.
Doch anstatt fest zu bleiben und irgendeine Entschuldigung zu
Weitere Kostenlose Bücher