Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Dominic. “Hier drüben.”
Die Türen der Streifenwagen flogen auf. “Hände hoch, oder ich schieße!” brüllte einer der Beamten.
“Nicht schießen”, schrie Dominic gellend. “Ich bin von der Polizei in L.A. Die Frau ist ein 5150, und ich habe gerade ein Kind aus einer Gefahrensituation gerettet. Jordan, komm schnell”, rief Dominic wieder. “Fang ihn auf. Hast du mich verstanden?”
Ihre Antwort kam von direkt unter ihm. “Verstanden.”
Während Myra auf ihn zukam, ließ Dominic den kleinen Jungen los. Er fiel direkt in die Arme seiner Mutter. Sie plumpsten beide in den Sandhaufen, aber Jordan schirmte ihn mit ihrem Körper vor einem zu harten Aufprall ab.
Dominic stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Michael war in Sicherheit. Jetzt musste er sich noch mit Myra und der örtlichen Polizei befassen.
Jordan, die den Kopf an Dominics Schulter gelegt hatte, umklammerte seine Hand noch ein bisschen fester. Bald würde alles vorbei sein.
Die Bank, auf der sie saßen, war kühl. So kühl wie der Flur vor dem Zimmer des Richters mit seinen Marmorsäulen und dem Steinboden. Und doch fühlte Jordan sich fast fiebrig. Der Augenblick, in dem sie ihren Sohn zurückbekommen würde, war zum Greifen nah.
Die letzten Tage waren wie im Flug vergangen, und Jordan erschien es immer noch wie ein Wunder, dass alles ein gutes Ende gefunden hatte. Ein Bewohner der nahe gelegenen Wohnsiedlung hatte die Szene auf dem Bauplatz beobachtet und die Polizei gerufen. Nachdem Myra, immer noch wild kreischend, in Handschellen abgeführt worden war und Jordan und Dominic auf dem zuständigen Polizeirevier ihre Aussage zu Protokoll gegeben hatten, wollte Jordan ihren Sohn gleich mit nach Hause nehmen. Aber so einfach ging das natürlich nicht.
Sie hatte protestiert, doch Dominics Versicherungen sowie ein Gespräch mit der zuständigen Sozialarbeiterin hatten dazu geführt, dass sie die Realität akzeptiert hatte. Selbst wenn Jordan sich absolut sicher sein mochte, dass der kleine Junge ihr Sohn war, musste doch über diesen Sachverhalt ein Gerichtsbeschluss herbeigeführt werden, denn immerhin galt Michael ja offiziell als tot.
Von da an hatte Dominic alles in die Hand genommen und die Tausend Formalitäten geregelt, die zu regeln waren. Und nur weil Dominic sich so für sie ins Zeug gelegt hatte, saß sie jetzt, nur wenige Tage nach ihrer Wiedervereinigung mit Michael, vor dem Amtszimmer des Richters von Buttonhollow, statt Wochen oder sogar Monate auf einen Gerichtsbeschluss warten zu müssen.
Cynthia saß auf der nächsten Bank neben dem jungen Anwalt, den sie aus L.A. mitgebracht hatte. Sie wirkte wie immer ruhig und beherrscht. Sie hatte sich bei Jordan in aller Form dafür entschuldigt, dass sie ihr nicht geglaubt hatte, und Jordan hatte ihre Entschuldigung angenommen. Dennoch war ihre Beziehung gespannt und würde es wahrscheinlich immer bleiben.
Jordan umklammerte Dominics Hand. Sie fühlte sich diesem Mann, den sie erst seit ein paar Wochen kannte, fiel näher als der Frau, mit der sie seit fast zwölf Jahren in einem Haus lebte.
“Du hast mir so viel geholfen”, flüsterte sie ihm zu. “Was hätte ich ohne dich tun sollen?”
“Fang nicht wieder damit an, Jordan.”
“Ich muss. Ich werde dir für den Rest meines Lebens dankbar sein.”
Dankbarkeit. Schon wieder. Er konnte das Wort nicht mehr hören.
Dabei hatte er doch nur getan, was getan werden musste, das war alles. Er hatte seinen Urlaub verlängert, sodass er während dieser turbulenten Tage bei Jordan sein konnte. Während sie Michael tagsüber bei der Pflegemutter besuchte, zu der man den Jungen bis zur endgültigen Klärung der Angelegenheit gebracht hatte, hatte er alles in die Wege geleitet, damit möglichst bald eine Entscheidung gefällt werden konnte.
Und an den Abenden hatten sie zusammen gegessen, sich geliebt und waren nebeneinander eingeschlafen. Nur über die Zukunft, über ihre Gefühle hatten sie sich beide ausgeschwiegen, fast so, als hätten sie sich abgesprochen.
Dominic war das nur recht gewesen. Er war froh, nicht über seine Gefühle sprechen zu müssen, weil er sie sich nicht erklären konnte. Und was in Jordan vorging, wusste er auch nicht. Er war nicht blind, natürlich sah er das Leuchten in ihren Augen, wenn sie ihn anschaute. Aber war es Liebe? Oder vielleicht doch nur Dankbarkeit?
Jordan hatte im Grunde genommen niemanden, bei dem sie sich aussprechen konnte, und Cynthia mit ihrer Arroganz war ihr keine
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