Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Maschendrahtzaun und schrie: “Bitte, Myra, ich will nur mit Ihnen reden.”
“Das ist Rory, und er gehört mir.”
“Ja, natürlich ist das Rory. Ich will nur, dass Sie mir von ihm erzählen, mehr nicht.”
“Erst wenn Sie da vom Zaun runterkommen. Und keine Tricks. Er heißt Rory.”
Die ständige Wiederholung des Namens schien die Frau als tröstlich zu empfinden. Wally hatte erzählt, dass seine Schwester immer wieder den Bezug zur Realität verlor. Ihre Eltern hatten sie als psychisch instabil bezeichnet. Jordan zweifelte nicht daran, dass sie eine Frau auf der Schwelle zum Wahnsinn vor sich hatte, und das bedeutete, dass sie sehr aufpassen musste, damit sie nicht über diese Schwelle trat.
“Okay, keine Tricks”, versprach Jordan, nachdem sie wieder heruntergeklettert war. Sie wischte sich ihre blutigen Hände an ihrer Hose ab und schaute auf ihren Sohn. “Hi, Rory. Das ist ein schöner Name. Haben Sie ihn nach jemand genannt, Myra?”
In der Zwischenzeit pirschte sich Dominic von der anderen Seite an den Bauplatz heran. Da Myra jetzt mit dem Rücken zu ihm auf dem Dachfirst saß, sah sie nicht, wie er über den Zaun kletterte. Überhaupt war sie so stark von ihrer Unterhaltung mit Jordan in Anspruch genommen, dass sie ihn völlig vergessen zu haben schien. Und das war gut so, denn für ihn kam jetzt der schwierigste Teil der Übung. Als Erstes musste er unbemerkt an die Leiter kommen, die Myra weggestoßen hatte.
“Glauben Sie bloß nicht, dass Sie mir was vormachen können”, hörte er Myra sagen, als er gerade die Leiter auf der anderen Seite des Rohbaus an die Hauswand gelehnt hatte. “Sie versuchen doch nur, mich in ein Gespräch zu verwick… he! Wo ist denn der Typ jetzt geblieben?” Sie sah mit wilden Blicken um sich. “Wo ist er?”, kreischte sie panisch.
“Ich weiß es nicht, Myra, ehrlich.”
“Sie lügen!” Myra hatte einen Arm um Michaels Taille geschlungen, während sie aufzustehen versuchte, indem sie sich mit der anderen Hand an einem Längsbalken hochzog. “Ihr wollt mir Rory wegnehmen. Aber ihr kriegt ihn nicht. Niemals.”
Jetzt stand sie mit gebeugten Knien auf dem Querbalken, auf dem sie vorher gesessen hatte, und klammerte sich mit einer Hand an dem Längsbalken fest. Sie schaute zwischen zwei Dachbalken hindurch, als versuche sie, die Entfernung zum Boden abzuschätzen. Plötzlich fing der Junge auf ihrem Arm an, wie verrückt herumzuzappeln, wodurch Myra fast das Gleichgewicht verlor. Sie schlang den freien Arm um einen Dachsparren und klammerte sich dort fest, während sie Michael zu beruhigen suchte.
Jordan stockte bei dem Anblick vor Schreck der Atem. “Myra”, schrie sie in höchster Verzweiflung. “Bitte bewegen Sie sich nicht, ich flehe Sie an. Mir ist egal, wem der Junge gehört, solange ihm nur nichts passiert! Es darf ihm nichts passieren, hören Sie?”
Jordans Bitte verhallte. In diesem Augenblick ertönten aus der Ferne Sirenen, die rasch näher kamen.
“Was ist das?”, schrie Myra und blickte sich gehetzt um. “Er hat die Polizei alarmiert, deswegen ist er weg. Er hat sie angerufen.”
Sie ließ den Dachbalken, an dem sie sich mit einer Hand festhielt, für einen Moment los, um den sich immer noch heftig sträubenden Michael wieder in den Griff zu bekommen. “Ich habe es Ihnen gesagt”, schrie sie, auf dem Querbalken balancierend, “ich habe Sie gewarnt …”
Eins, zwei, drei, zählte Dominic im Geiste, dann schwang er sich auf das Dachgerüst und sprang von Balken zu Balken. Als er dicht hinter Myra angelangt war, hielt er sich mit einer Hand an einem Dachsparren fest und packte sie und Michael von hinten.
Gleichzeitig rannte Jordan am Zaun entlang, zwängte sich durch ein winziges Schlupfloch und stand gleich darauf direkt unter den drei miteinander ringenden Gestalten. “Ich bin hier”, schrie sie zu Dominic hinauf.
Einen Moment später kamen zwei Streifenwagen mit rotierendem Blaulicht und heulenden Sirenen herangerast und hielten vor dem Zaun an.
Dominic musste seine ganze Kraft aufbieten, um Myras verzweifelte Versuche, ihn wegzustoßen, abzuwehren. Sie war erstaunlich stark, aber er war stärker. Um das Kind aus ihrem Griff zu befreien, musste er ihr jeden Finger einzeln aufbiegen, dann nahm er ihr den Jungen weg. Er klemmte sich Michael wie einen Fußball unter den Arm und lief mit ihm von Querbalken zu Querbalken auf die andere Seite. Dort ragte direkt unter ihm ein großer Sandhaufen auf.
“Jordan”, brüllte
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