Tiffany Duo Band 0162
paar Fragen an dich.”
Cassie stellte sich zwischen die beiden und sagte zu Jesse: “Hör auf damit. Das ist lächerlich. Wir sind gekommen, um mit der Familie zu Abend zu essen, und genau das werden wir tun. Und wenn du ein Problem damit hast, solltest du vielleicht woanders essen, Jesse.”
Als Zack Jesse in das versteinerte Gesicht schaute, bekam er ein flaues Gefühl im Magen.
Irgendetwas lief hier falsch.
Verdammt falsch.
Er unterbrach Cassie mit einer Handbewegung. “Was ist los?”, fragte er langsam. “Es geht hier nicht um persönliche Rache, stimmt’s?”
Das Gesicht des Polizeichefs war hart wie ein Schleifstein. “Nein. Ich untersuche einen Mordfall, Slater. Und im Augenblick bist du mein Hauptverdächtiger. Ich muss dich zum Verhör mit aufs Revier nehmen.”
Er spürte, wie Cassie neben ihm die Schultern zurückriss. “Ein Mord? Bist du verrückt geworden? Wir hatten in Salt River seit Jahren keinen Mord.”
“Richtig. Dieser hier ist vor ungefähr zehn Jahren begangen worden. Erinnerst du dich an das Skelett, das Ron Atkins vor ein paar Monaten auf seiner Weide ausgebuddelt hat? Das Labor hat es endlich geschafft, es zu identifizieren.”
Grauen stieg in ihm auf. “Und?”
“Und Matt hat sein Geld zum Fenster hinausgeworfen, um eine Scheidung in Abwesenheit zu erreichen. Er war offensichtlich schon die ganzen Jahre Witwer. Diese Knochen gehörten Melanie.”
Cassie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Sie entzog Zack ihre Hand und presste sie auf ihren rebellierenden Magen.
Melanie war tot. Ermordet. Sie konnte es kaum glauben.
Sie hatte ihre manipulierende amoralische Schwägerin leidenschaftlich gehasst – schon bevor sie wie alle anderen angenommen hatte, dass Zack mit ihr weggegangen war –, aber sie hatte ihr niemals den Tod gewünscht.
Wieder stieg Übelkeit in ihr hoch, und sie musste tief durchatmen, um dagegen anzukämpfen.
Als sie von ihrem Bruder zu Zack schaute, sah sie, dass er sie mit seltsam versteinertem Gesichtsausdruck beobachtete. Erst als sie genauer hinschaute und die Verletztheit in seinen Augen sah, wurde ihr bewusst, dass sie unwillkürlich einen Schritt von ihm weggetreten war, so als ob sie gar nicht schnell genug so viel Abstand wie nur möglich zwischen sich und ihn bringen könnte.
Sie wollte sich entschuldigen, aber sie befürchtete, dass es zu spät war.
“Ich habe Melanie nicht getötet.” Seine Worte waren an Jesse adressiert, aber sein Blick lag unverwandt auf ihr. “Was für ein Motiv sollte ich wohl gehabt haben?”
“Darüber unterhalten wir uns auf der Polizeiwache.”
“Das glaube ich nicht.”
Jesse trat einen Schritt vor, und sie sah die nur mühsam gebändigte Gewalttätigkeit, die unter der Oberfläche seiner Ruhe brodelte. “Ich glaube nicht, dass das eine Bitte war, Slater.”
Zack schwieg einen Moment, dann sagte er mit vor Ironie triefender Stimme: “Tja, in diesem Fall muss ich wohl passen. Ich bin stets bereit, mit dem Gesetz zu kooperieren. Ich werde jede Frage beantworten, aber wenn mich nicht alles täuscht, habe ich das Recht, vorher meinen Anwalt zu konsultieren. Ich kann ihm mein Flugzeug schicken, dann wäre er in ein paar Stunden da. Ließe sich das machen?”
Cassie erkannte die Erklärung als das, was sie war: Eine nicht allzu subtile Erinnerung an Jesse und alle anderen, ihre Person eingeschlossen, dass er nicht mehr der mittellose Wanderarbeiter von vor zehn Jahren war, sondern über Geld und Einfluss verfügte und sich keinen Mord anhängen lassen würde.
Jesse sah aus, als ob er es gar nicht abwarten könne, endlich eine Ausrede dafür zu bekommen, ihm eine zu verpassen, aber Matt trat einen Schritt vor und legte seinem Bruder warnend eine Hand auf die Schulter.
Die Bewegung riss Cassie aus dem traumähnlichen unwirklichen Zustand, in den sie abgeglitten war.
Matt. Und Lucy. Du großer Gott. Was für Auswirkungen würde das auf die beiden haben? Ihr Magen begann wieder zu rebellieren, und in ihrem Hals stieg bittere Galle auf. Arme Lucy.
Sie blinzelte, als ihr klar wurde, dass Zack mit einer kalten distanzierten Stimme, die sie hasste, etwas zu ihr sagte.
“Ich bin sicher, dass dich irgendwer zur Lost Creek zurückfährt, Cassie. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss ein paar Anrufe machen.”
Nach diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon. Ließ betäubtes Schweigen hinter sich zurück. Einen Moment – nur einen Moment lang – fühlte sie
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