Tiffany Duo Band 0162
diese Sachen früher schon gesehen hatte. Sie blinzelte und überlegte, wo es gewesen sein könnte. Vor langer Zeit. Irgendwer, den sie kannte, besaß ähnlichen Schmuck.
Sie kam nicht darauf, um wen es sich handelte, bis sie die Schmuckstücke beiseite schob und noch etwas anderes entdeckte. Es war ein Foto.
Während sie die Hand danach ausstreckte, begann ihr Rücken zu kribbeln, als ob eine ganze Armee Spinnen darüber marschierte. Mit zitternden Fingern zog sie es heraus, dann schnappte sie nach Luft.
Es war ein Polaroid, das eine Frau mit lockigem dunklem Haar und großen grauen Augen zeigte – eine Frau, die sie nur allzu gut kannte.
Melanie.
Sie trug ein enges auffallendes Kleid und sämtliche Schmuckstücke aus dem Kästchen.
Und der Blutlache unter ihrem Kopf und dem leeren Ausdruck in diesen grauen Augen nach zu urteilen war kein Funken Leben mehr in ihr.
11. KAPITEL
Cassie starrte auf das Kästchen in ihren Händen, wobei ihr vage bewusst war, dass ihr das Herz bis zum Hals klopfte und sie schnell und flach atmete.
Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, während sie sich darüber klar zu werden versuchte, was ihr Fund bedeutete. Was machten diese Sachen hier, ganz hinten in einem Küchenschrank der Rendezvous Ranch versteckt? Hatte Wade irgendetwas mit Melanies Tod zu tun? War der Inhalt dieses Kästchen eine Art grausiges Andenken?
Bei dem Gedanken wurde ihr für einen Moment schwarz vor Augen, und sie musste von der Leiter steigen, bevor sie herunterfiel.
Was konnte es sonst für eine Erklärung geben?
Zack hatte versucht, sie wegen Wade zu warnen, aber sie hatte nicht auf ihn gehört. Jetzt sah sie seine Behauptungen in einem ganz anderen Licht. War Wade wirklich in den Drogenschmuggel verwickelt gewesen, den Zack in jener Nacht zufällig beobachtet hatte? War er tatsächlich einer der Männer gewesen, die Zack brutal zusammengeschlagen hatten, bevor sie ihm befohlen hatten, die Stadt zu verlassen?
Sie war fest davon ausgegangen, dass Zack sich in diesem Punkt geirrt hatte. Die Vorstellung, dass ein so freundlicher Mann wie Wade – eine Stütze der Gesellschaft, ein regelmäßiger Kirchgänger, der auch seine Bürgerpflichten ernst nahm – in etwas so Hässliches verwickelt sein sollte, war ihr absurd erschienen.
Aber jetzt nicht mehr.
Als sie wieder auf das Foto in ihrer Hand schaute, auf dieses schöne Gesicht mit den großen leeren Augen, begann ihr Magen zu rebellieren.
War Melanie ebenfalls in den Drogenschmuggel verwickelt gewesen? Cassie wäre nicht überrascht gewesen zu erfahren, dass ihre Schwägerin drogenabhängig gewesen war. Es passte zu dieser unglücklichen, selbstzerstörerischen Frau.
Aber Melanie war nicht an einer Überdosis gestorben, sondern, das hatte die Untersuchung der Knochen ergeben, an einer Kugel. Hatte Wade sie erschossen?
Cassie begann zu zittern. Warum, um Himmels willen, bewahrte er das hier in einem Küchenschrank auf? Ihm hätte klar sein müssen, dass sie es irgendwann durch Zufall finden könnte.
Vielleicht hatte er ja genau das gewollt.
Sie wurde von einem Schauer geschüttelt, der eisiger war als jeder Januarwind. Warum? Warum konnte Wade gewollt haben, dass sie das entdeckte?
Nein. Das musste ein schreckliches Missverständnis sein. Der rationale Teil von ihr konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass Wade zu so einer Tat fähig sein könnte. Ein Kästchen mit Modeschmuck bewies gar nichts.
Aber da war auch noch das Foto. Das war ein wahrlich erdrückendes Puzzleteilchen.
Jesse. Sie musste sofort Jesse anrufen. Er würde wissen, was zu tun war. Am ganzen Körper zitternd und nach Luft schnappend, rannte sie zu dem Telefon an der Wand und wählte die Handynummer ihres Bruders.
Sie war gerade dabei, die letzte Zahl einzutippen, als die Tür aufging. Sie erstarrte mit dem Kästchen in der einen Hand, während der Zeigefinger ihrer Rechten über der Taste mit der Fünf in der Luft hängen blieb, als Wade zur Tür hereinkam.
Schnell versteckte sie das Kästchen hinter ihrem Rücken und legte den Hörer auf.
“Hast du etwas vergessen?”, fragte sie, weil er vor einer halben Stunde schon einmal hier gewesen war, und hoffte, dass er in ihrer Stimme nicht die Panik mitschwingen hörte.
Er verengte die Augen und schaute erst auf das Telefon und dann wieder zu ihr. “Ist alles in Ordnung? Du bist ein bisschen blass um die Nase.”
“Ja, ja. Alles ist bestens.” Atme, befahl sie sich, als ihre Knie anfingen zu zittern.
“Bist du
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