Tiffany Duo Band 0162
verlasse, stimmt’s?”
Sie wollte es leugnen, konnte es aber nicht. Bis zu diesem Moment war ihr nicht klar gewesen, wie groß ihre Angst war, dass er genau das tun könnte.
Ihr Schweigen sagte mehr als Worte. Er nickte. “Okay. Ich werde dich nicht drängen, Cassie. Ich werde warten. Wir haben noch den ganzen Rest unseres Lebens vor uns.”
Sie wünschte sich sehnsüchtig, ihm glauben zu können.
Aber sie duckte sich immer noch.
10. KAPITEL
Die Nervosität, die sie vor fast einer Woche vor dem Unabhängigkeitstag verspürt hatte, war ein Klacks im Vergleich zu der Angst, die ihr jetzt im Nacken saß.
Cassie rutschte ständig auf dem Beifahrersitz von Zacks Wagen herum, verschob ihren Sicherheitsgurt nach hier und da und wusste nicht wohin mit ihren schweißnassen zitternden Händen.
“Geht es dir gut?”, erkundigte sich Zack mit einer solchen Seelenruhe, dass sie ihm am liebsten eine geklebt hätte.
Prima, einfach prima. Sie atmete laut aus. “Nein. Nein, mir geht es nicht gut.”
Er warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu. “Entspann dich. Es wird alles gut werden. Wir werden alle versuchen, miteinander auszukommen.”
“Genau. Entspannen. Du kanntest meine Brüder gerade mal sechs Monate, und das war vor zehn Jahren. Ich habe mein ganzes Leben mit ihnen verbracht. Ich weiß genau, wie sie sind. Es wird eben nicht alles gut werden.”
Sie waren auf dem Weg zum Sonntagabendessen auf der Harte-Ranch, und sie hätte sich nicht mehr fürchten können, wenn sie barfuß in einem Nest voller Klapperschlangen gestanden hätte.
Zack nahm ihre Hand. “Mach dir keine Sorgen wegen deiner Brüder. Ich kann mich behaupten. Körperlich und auch sonst.” Er küsste ihre Fingerspitzen. “Alles wird gut werden, Cassie. Du wirst schon sehen.”
Wenn sie die Augen schloss, konnte sie ihm fast glauben.
Die Harte-Ranch war genauso, wie er sie in Erinnerung hatte – weitflächig und lang gestreckt und so blitzsauber wie eine dieser Gürtelschnallen, die man beim Rodeo als Preis bekam.
Als sie vor dem Haupthaus vorfuhren, einem massiven Bau aus Holz und Stein, von dem er sich stets ein bisschen eingeschüchtert gefühlt hatte, hüpften umgehend zwei kleine Wirbelwinde von einer Schaukel auf der Vorderveranda – ein Rotschopf und ein kleines zierliches Ding mit langen dunklen Haaren – und rannten auf das Auto zu.
Bevor Zack dazu kam, den Gentleman zu spielen und Cassie die Beifahrertür zu öffnen, taten es die beiden Mädchen für ihn und kletterten ihr fast auf den Schoß.
“Tante Cassie! Du warst ja eine Ewigkeit nicht mehr da!”, rief die Dunkelhaarige aus. Als Zack sie genauer anschaute, blickte er in Melanie Hartes silbergraue Augen. Das musste Lucy sein.
“Ich weiß, Schätzchen. Tut mir leid, dass ich es letzte Woche nicht geschafft habe. Aber auf der Lost Creek gab es schrecklich viel zu tun, und außerdem war ich auch noch mit … anderen Dingen beschäftigt.”
“Soll ich dir mal was sagen? Maisy hat Junge. Sie sind alle schwarzweiß, bloß eins hat rötliche Streifen. Willst du sie sehen?”
Cassie lachte. “Ja, später.” Sie deutete auf ihn. “Zack, diese reizenden Geschöpfe sind meine Nichten Lucy und Dylan. Lucy, Dylan, das ist Zack Slater, ein Freund von mir.”
Er lächelte. “Hi, Ladys.”
Die Begeisterung der Mädchen erlosch so abrupt wie eine ausgebrannte Glühbirne. Das Strahlen verschwand aus ihren Augen und sie nickten ihm mit unbewegten Mienen höflich zu.
Offenbar hatten sie schon von dem bösen Zack Slater gehört, der wieder in die Stadt gekommen war, um das Leben ihrer geliebten Tante ein weiteres Mal zu ruinieren.
“Wo sind denn die anderen?”, brach Cassie schnell das betretene Schweigen.
“Mom und Sarah sind in der Küche”, erklärte Lucy. “Dad ist draußen bei den Pferden, und Jesse ist noch nicht da. Er hat gesagt, dass er später kommt, weil er noch was auf der Polizeiwache zu tun hat.”
Cassie hob eine Augenbraue. “Am Sonntag?”
“Sarah hat gesagt, dass er auf ein Fax wartet oder so. Es soll ganz wichtig sein.”
Zack holte ihren Beitrag zum Essen aus dem Auto – ein großes Backblech mit Cassies vielgerühmtem Blaubeerauflauf und einen riesigen Plastikbehälter mit Nudelsalat –, dann folgte er ihr die Treppe hinauf ins Haus und in die große luftige Küche.
Dort stand eine Frau an dem großen Herd und rührte in einem Topf, während eine zweite am Tisch saß und Maiskolben schälte. Als ihr Blick auf ihn fiel, wurden ihre Augen ebenso
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