Tiffany exklusiv Band 0018
verheiratet, und sie ist glücklich.“
„Meine Schwester ist Nonne.“
„Oh, Mama, warum könnt ihr mich mein Leben nicht so leben lassen, wie ich es will?“
„Weil wir dich lieben.“
Felicia antwortete nicht. Wie hätte sie ihrer Mutter auch erklären können, dass sie gern jemanden lieben würde, es aber schmerzhafter war, immer wieder Enttäuschungen zu erleben, als ohne Mann zu leben? Sicher, sie war nicht die einzige Frau, die sitzen gelassen worden war, aber das bedeutete nicht, dass sie etwas gegen ihren Willen tun musste, nur weil man es von ihr erwartete.
„Ich verstehe, du willst nichts weiter davon hören“, sagte ihre Mutter schließlich. „Nur noch eine Frage: Wenn dein Vater einen Freund hätte, dessen Sohn …“
„Mama!“
„Nein, hör mir bitte zu, Felicia. Diesmal ist es anders, als du denkst. Er ist kein Jüngling. Es handelt sich um einen erwachsenen Mann, achtundvierzig, vielleicht fünfzig. Er ist Arzt. Seine Frau starb vor zwei Jahren. Er ist einsam und hat zwei Söhne, die eine Mutter brauchen.“
„Ich möchte weder Ersatzfrau noch Ersatzmutter sein.“
„Was ist daran denn so schlimm? Der Mann ist Arzt. Er hat ein hübsches Haus in Pacific Heights. Er ist ein bisschen rundlich um die Taille, aber er ist nicht dick. Er hat schöne Augen.“
„Mama!“
„Wäre es denn so schlimm, wenn er mal zum Essen käme?“
Felicia strich sich eine Strähne ihres rotbraunen Haares aus der Stirn und sah die Mutter mit ihren leuchtend grünen Augen an.
„Wenn ich zustimme und aus der Sache wieder nichts wird, wird Dad nur noch trauriger sein“, sagte sie. „Warum soll man ihm Hoffnungen machen, die dann doch enttäuscht werden?“
„Weil ihm doch nur die Hoffnung bleibt.“
Der starke Wind ließ Felicias Augen tränen, und sie wandte sich ab. Sie fühlte einen quälenden inneren Schmerz und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers über die Wangen.
„Sieh mal“, ihre Mutter öffnete die Handtasche, „hier habe ich ein Foto von ihm. Er heißt Carlo, wie dein Vater.“
Felicia betrachtete das Bild ohne großes Interesse. Carlo, ein fülliger Mann in Hemdsärmeln und Schlips, stand zwischen zwei Jungens. Alle drei hatten das gleiche Grinsen. Carlo trug eine dicke Hornbrille, und so war schwer zu sagen, wie er eigentlich aussah. Sie fühlte eine tiefe Traurigkeit, die ihre Mutter offenbar bemerkte.
„Hat er auch ein Bild von mir gesehen?“
Louisa sah sie nicht an. „Ja, natürlich hält er dich für bildhübsch, was du ja auch bist. ‚Wie kann es sein, dass so eine schöne Frau nicht verheiratet ist?‘, hat er deinen Vater gefragt.“
„Und was hat Daddy geantwortet?“
Ihre Mutter zuckte mit den Schultern. „Dass du einen besonderen Geschmack hast. Was hätte er sagen sollen? Dass du vor dem Altar sitzen gelassen wurdest?“
„Das ist doch die Wahrheit“, sagte Felicia.
„Das schon, aber das ist für ihn doch nicht wichtig.“
Felicia wusste, es wäre ein schrecklicher Fehler, den Eltern zuliebe wieder nachzugeben, aber sie fühlte sich wie in der Falle. Sie seufzte leise. Keinesfalls würde sie irgendjemanden heiraten, nur um ihre Eltern glücklich zu machen. Andererseits wäre sie sehr selbstsüchtig, wenn sie ihrem Vater alle Hoffnungen nehmen würde. Und ein Essen war im Grunde nicht zu viel verlangt.
„Einverstanden.“ Sie nickte. „Ich werde kommen, aber nur zu diesem Essen. Mehr kann ich nicht versprechen.“
Louisa nahm ihre Hand. „Ich danke dir, Felicia. Ich danke dir um deines Vaters willen. Du bist eine gute Tochter.“
2. KAPITEL
Nick Mondavi verließ das Taxi an der East Side. Höchstens zwei- oder dreimal war er in den letzten zehn Jahren hier gewesen. Er zahlte und wandte sich in Richtung Park, wo das Treffen stattfinden sollte. Drüben am Rande des Spielplatzes genossen Mütter und Kindermädchen die warme Vormittagssonne an diesem milden Julitag.
Nick schlenderte langsam durch den Park. Allmählich übertönte das Kindergeschrei den fernen Verkehrslärm von New York. Er hörte eine Sirene, die sich in Richtung Manhattan Bridge entfernte, die Tür eines Lieferwagens klappte. Es war eine friedliche Gegend, eine Art Niemandsland zwischen dem italienischen Viertel und dem chinesischen. Vielleicht hatte sich Onkel Vinny gerade deshalb hier mit ihm verabredet.
Etwa auf halbem Weg zum Westende des Parks stand eine glänzende schwarze Limousine, an deren Fahrertür ein kräftiger Mann lehnte und Nick mit finsterer Miene entgegensah.
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