Tiffany exklusiv Band 0018
du sie offen tragen oder hochstecken?“ Samanthas Stimme klang weich. Anscheinend fühlte auch sie sich an vergangene Zeiten erinnert.
„Sally hat Friseure zur Kirche bestellt, die uns eine Art Pferdeschwanz machen werden.“ Cecily zögerte, weil sie ihrer Mutter eine Frage stellen wollte, die sie schon seit Jahren beschäftigte. Jetzt hielt sie die Zeit für gekommen. „Mutter, was hat dich dazu veranlasst, deine Karriere für ein gemeinsames Leben mit Daddy aufzugeben?“
„Vermutlich bist du alt genug, um über diese Dinge zu reden“, meinte ihre Mutter.
Cecily hoffte es und stärkte sich mit einem Schluck Kaffee, um gegen mögliche fürchterliche Enthüllungen über ihre Eltern gerüstet zu sein.
„Die Wahrheit ist …“ Samantha hielt inne und seufzte. „Nun, die Wahrheit ist, dass er einfach fantastisch im Bett ist.“
„Reden wir immer noch über Daddy?“, brachte Cecily nach einer kurzen Schockpause über die Lippen.
„Natürlich. Über wen denn sonst?“
„Aber er ist so ruhig und reserviert. Er hört dir nicht zu und antwortet dir nie.“
„Ja, aber nur, wenn er arbeitet.“ Samantha lächelte. „In der Nacht ist er anders. Und am Morgen. Manchmal auch mittags. Ach, wir haben so oft miteinander geschlafen, dass …“
„Mutter“, unterbrach Cecily sie. „Können wir mit den Details warten, bis ich noch zehn Jahre älter bin?“
„Natürlich. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“
„Dazu ist es zu spät. Das hast du schon.“
Samantha seufzte. „Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du als unser gemeinsames Kind diese starke Libido geerbt hättest. Aber das scheint ja nicht der Fall zu sein.“
„Doch habe ich“, erwiderte Cecily klar und deutlich.
Das überraschte ihre Mutter, die offensichtlich nur zu gern mehr darüber erfahren hätte. Doch Cecily nutzte Samanthas Verblüffung, um ins Bad zu gehen und allein ihr Make-up aufzulegen. Sie war selber ganz baff. Ihre Mutter hatte aus Liebe und Leidenschaft geheiratet und dafür ihre Karriere aufgegeben. Das erstaunte sie noch mehr als die Tatsache, dass ihr reservierter, intellektueller Vater ein fantastischer Liebhaber sein sollte.
Es erstaunte sie und war genau das, was sie in diesem wichtigen Moment ihres Lebens erfahren musste. Zehn Minuten später war sie immer noch damit beschäftigt, ihre Augen zu schminken. Sie folgte den schriftlichen Anweisungen der Vorlage, sah sich im Spiegel an und fand, dass sie alles viel zu dick aufgetragen hatte. Dennoch machte sie mit Puder, Rouge, Konturenstift für die Lippen und Lippenstift weiter. Sie trug gerade noch eine Schicht Lipgloss auf, als sie im Schlafzimmer Stimmen hörte. Sie erkannte Wills Stimme und ging hinüber. „Oh, Will. Hallo“, sagte sie betont fröhlich und etwas gekünstelt. „Mutter, das ist …“
„Wir haben uns schon unterhalten“, unterbrach Samantha sie. Ihre Augen funkelten, denn hier stand ein sehnlichst erwünschter Mann, der sich für ihre Tochter interessierte. „Ich kann mich noch an Wills Mom und Dad erinnern, auch wenn es lange her ist. Wir sprachen gerade über die Kreuzfahrt nach Alaska, die seine Eltern in diesem Sommer vorhaben.“
„Ja, haben wir.“ Wills Augen blitzten vor Übermut, als er dort in seiner perfekt gebügelten Kakihose und einem schwarzen Hemd stand. Auf einem Bügel hielt er einen in Plastikfolie gehüllten weißen Smoking. „Ich habe deiner Mutter gerade erzählt, dass Sally mich gebeten hat, bei dir vorbeizuschauen, ob du fertig bist. Und um dein Kleid für dich nach unten zu tragen.“
Verdammt, er amüsiert sich großartig, dachte Cecily.
„Sie sind wirklich ein Engel“, säuselte Samantha, die ganz offensichtlich sehr angetan von dem wohlerzogenen jungen Mann war. „Ist Gus zurück?“, fragte sie dann abrupt.
Will war mit einem Schlag nicht mehr zum Spaßen aufgelegt, als er jetzt zu Cecily hinübersah.
„Mutter weiß, dass er verschwunden ist“, erklärte sie. „Elaine Shipley hat sie angerufen. Jim Bob hat die Story mit dem Unwetter nicht geglaubt und einen Detektiv eingeschaltet.“
„Als Letztes weiß ich von Gator, dass Gus nicht aufgetaucht ist. Das war vor fünf Minuten“, erklärte Will.
Cecily stöhnte. „Sally muss mit den Nerven völlig am Ende sein.“
„Nun, wir werden so lange wie möglich so tun müssen, als wäre alles in bester Ordnung“, sagte Samantha entschlossen. „Wir müssen um Sallys und um Elaines willen unbedingt optimistisch bleiben. Cecily?“
Als
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