TIFFANY EXKLUSIV Band 04
sogenannten gesellschaftlichen Ereignissen gut trainieren können. Er merkte, dass Lily wie eine Katze um den heißen Brei herumschlich und auf den richtigen Moment wartete, das eigentliche Thema anzuschneiden.
Doch erst nachdem Logan sein Glas geleert hatte, kam sie zur Sache. „Mr. Van Dell, soviel ich weiß, sind Sie ein erfahrener Geschäftsmann.“
„Das kommt auf die Art der Geschäfte an.“
Lily setzte ihr Glas ab. „Ich werde mich kurz fassen.“
Das wird aber auch Zeit, dachte Logan.
„Belle Rives Tradition ist sehr wichtig für mich.“
Logan merkte auf. Nach seiner Erfahrung bedeutete Tradition in diesem Zusammenhang nur das, was die Madisons darunter verstanden.
„Und dazu gehört an bevorzugter Stelle das Magnolien-Fest, das uns an die glorreiche Geschichte unserer Stadt vor diesem unangenehmen Ereignis erinnert.“ Sie meinte den Bürgerkrieg.
„Und das Azaleen-Fest“, fügte Logan betont hinzu. Diese Konkurrenzveranstaltung, die zur gleichen Zeit lief und ebenfalls zwei Wochen währte, war von seiner Großmutter ins Leben gerufen worden, im Wesentlichen, um Lily zu ärgern.
„Ja“, sagte Lily zögernd, „wenn auch in einem etwas kleineren Rahmen.“
Logan schwieg großzügig.
„Glücklicherweise gibt es viele Menschen von auswärts, die wegen dieses … wegen dieser beiden Feste nach Belle Rive kommen. Vielleicht ist Ihnen bekannt, wie wichtig die Einnahmen durch die Hausbesichtigungen und die Bälle für die Finanzen unserer Stadt sind.“
Natürlich wusste Logan das. Jeder wusste es.
„In den letzten Jahren sind die Einnahmen zurückgegangen.“
„Und Ihr Mann hat die Steuern angehoben.“ Allmählich verstand Logan, worum es hier ging. Für den November standen Wahlen an, und im September musste der neue Etat vorgelegt werden, eine sehr ungünstige Zeit, um weitere Steuererhöhungen anzukünden.
„Ich glaube, und das Komitee ist mit mir der gleichen Meinung, dass zwei Feste die Touristen verwirren.“
„Haben Sie und Ihr Komitee sich bei der Handelskammer mal nach deren Einstellung erkundigt? Zwei Feste bedeuten immerhin doppelte Buchungen und damit Mehreinnahmen für Hotels und Restaurants.“ Zumindest die Pension der Van Dells war während beider Feste immer voll ausgebucht, und das ging den anderen sicher ähnlich.
Lily presste die Lippen zusammen, als hätte sie die saure Limonade getrunken. „Tatsache ist, Mr. Van Dell, dass Belle Rive für zwei solche Veranstaltungen einfach zu klein ist. Wir sollten uns nicht unnötig verzetteln.“
Logan wurde deutlich. „Wollen Sie damit ausdrücken, dass ich meine Großmutter davon überzeugen soll, das Azaleen-Fest abzusagen?“
„Bitte verstehen Sie mich richtig. Die Feste müssen zusammengelegt werden. Natürlich kann die Azaleen-Gruppe gern mitmachen, wenn sie will. Allerdings im Rahmen dessen, was sinnvoll ist.“
„Und das wäre?“
Auf diese Frage war Lily vorbereitet, das merkte Logan sofort. „Wir würden uns die Kosten für die Anzeigen und die Dekorationen teilen, um nur zwei Vorteile zu nennen. Belle Rive kann es sich nicht leisten, zwei Feste in Abständen von wenigen Wochen durchzuführen. Und ein großes Fest macht mehr Sinn als zwei kleine.“
Sie konnte sagen, was sie wollte, er wusste, dass das die Bedeutung der Azaleen-Gruppe enorm schmälern würde. Natürlich könnten sie noch ihren eigenen Ball veranstalten, aber jeder würde wissen, dass dorthin nur diejenigen gingen, die zu dem „richtigen“ Ball, dem gesellschaftlichen Höhepunkt der Saison, nicht eingeladen worden waren. Die Azaleen-Königin könnten sie nur aus den Mädchen auswählen, die keine Aussicht hatten, jemals Magnolien-Königin zu werden.
Das kam überhaupt nicht infrage.
„Warum erzählen Sie das alles mir, anstatt sich mit meiner Großmutter zu unterhalten?“, fragte er.
„Man hat mir erzählt, dass Sie große Erfahrung darin haben, Menschen mit unterschiedlichen Interessen zusammenzubringen, und dabei sehr diplomatisch vorgehen.“
„Normalerweise werde ich dafür ausgesprochen gut bezahlt.“
„Immer mit Geld?“, fragte sie leise.
Jetzt wurde es interessant. Logan setzte sich etwas bequemer hin und sah Lily prüfend an. „Nein, Ma’am, nicht immer mit Geld.“
„Was verlangen Sie?“, fragte Lily direkt.
„Was haben Sie anzubieten?“
Sie sah zur Seite, nahm einen Schluck Eistee, stellte das Glas ab und blickte Logan wieder an. „Erst einmal muss ich wissen, ob Sie bereit sind, Ihre Großmutter von
Weitere Kostenlose Bücher