TIFFANY EXKLUSIV Band 05
Fotografen bildeten einen merkwürdigen Haufen. Starrsinnig, intolerant in ihrer Liebe zum Sport und einig in der Ablehnung jeder Höflichkeit. Auf Außenstehende wirkte das, als wären sie in der Pubertät stecken geblieben.
Pete mochte die lockere Atmosphäre und die täglichen Spiele, die unmittelbar nach dem Abgabetermin begannen. Sie alle arbeiteten mit Hingabe und spielten mit noch mehr Hingabe.
Er verbannte die Gedanken an Prudence Trueheart und konzentrierte sich auf den heutigen Wettbewerb. Donnerstags war Baseball an der Reihe. Hockey, Golf und Basketball kamen an anderen Tagen dran.
Das Spielfeld hatten sie zwischen den Schreibtischen der Stierkoppel auf dem Boden ausgebreitet, und ein weicher Ball sowie ein Kunststoffschläger sorgten dafür, dass Fenster und andere zerbrechliche Gegenstände keinen Schaden litten. Die Gegner bei der heutigen Partie waren Sam Kiley und seine bunt gemischte Mannschaft aus Lokalreportern, gegen die man risikolos Geld setzen konnte.
Pete warf einen Blick auf die Uhr und ging in den Pausenraum, um den Ball und den Schläger aus dem Schrank zu holen. Sein Blick fiel auf den Kühlschrank, an dem wieder ein Blatt mit dem Briefkopf des „Herald“ klebte. Die ganze Aufmachung entsprach exakt Prudences Stil.
Er ging näher heran und überflog den Text. „Eigentumsrecht an Lebensmitteln“. Offenbar war Prudence vor etlichen Tagen ein Joghurt abhandengekommen.
Pete zerknüllte das Blatt in der Hand. „Es ist das siebente Spiel, und es geht um Sieg und Niederlage! Beckett schwingt den Schläger, und die Zuschauermassen toben!“
Er warf das Papierknäuel in die Luft, schwang den Schläger, und Prudences Memo segelte durch die Luft, sprang von der Wand ab und landete im Papierkorb.
„Ein wundervoller Home Run!“ Pete reckte die Arme hoch, verbeugte sich und verließ den Raum. In der Stierkoppel hatten die Teams bereits Aufstellung genommen und warteten begierig auf den Beginn des Spiels. Pete warf Sam Kiley den Ball zu und nahm seinen Platz ein. „Der Verlierer bezahlt morgen im Vic’s die Biere!“, rief er.
Kiley warf den ersten Ball niedrig, und Pete schlug zu und ließ den Ball quer durch die Stierkoppel segeln – und durch die offene Tür in Prudence Truehearts Büro hinein. Im nächsten Moment gellte ein Schrei, Pete ließ den Schläger fallen, und die Jungs sahen zuerst einander und dann Pete an.
Er verzog das Gesicht. „Hey, das habe ich nicht absichtlich gemacht. Das war ein perfekter Schlag zum rechten Feld. Ramirez hat nur nicht gefangen.“ Er deutete auf den Sportfotografen. „Dein Fehler.“
Sam hob abwehrend die Hände. „Du hast geschlagen, Beckett. Darum musst du dich entschuldigen.“
Pete fluchte vor sich hin. Ganz bestimmt wollte er sich von Prudence Trueheart nicht herunterputzen lassen, schon gar nicht nach seinen lustvollen Gedanken über ihren Mund. Vielleicht würde sie nur ein neues Memo schreiben, wenn er über seinen Fehler hinwegging. Andererseits hatten sie nur einen Ball und konnten nur weiterspielen, wenn er sich in ihr Büro wagte und ihn herausholte.
„Ich gehe“, entschied er schließlich und fühlte sich wie damals als Junge, wenn ihn Schwester Amalia, die Leiterin der katholischen Schule, in ihr Büro gerufen hatte, wenn sein Ball wieder einmal durch ihr Fenster geflogen war. „Wenn ich in fünf Minuten nicht zurück bin, schickt Hilfe los.“
Er durchquerte die Stierkoppel und näherte sich langsam der Bürotür. Pete rechnete mit einer verbalen Attacke der wütenden Prudence. Aber sie saß neben dem Schreibtisch auf dem Fußboden und rieb sich die Stirn.
Hastig beugte er sich zu ihr herunter und berührte ihren Knöchel. „Alles in Ordnung?“
In ihren blauen Augen schimmerten Tränen, als sie ihn blinzelnd ansah. Sobald ihre Blicke sich trafen, stellten Petes Lungen allmählich die Tätigkeit ein, sodass er nicht mehr atmen konnte. Er hatte ja schon viele Gedanken an die Frau in diesem Büro verschwendet, aber auf so kurze Distanz, mit zerzaustem Haar und ohne Brille war sie noch viel hübscher, als er gedacht hatte.
Die Haut war makellos, das Profil perfekt. Sie atmete flach, mit leicht geöffneten vollen Lippen. Dieser Mund war dazu geschaffen, geküsst zu werden. Hätte es sich um eine andere Frau gehandelt, hätte Pete es wahrscheinlich auf der Stelle ausprobiert.
Er schluckte heftig. „Nora“, sagte er leise und betrachtete die langen, gut geformten Beine und die zierlichen Fesseln. Sie hieß Nora Pierce.
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