TIFFANY EXKLUSIV Band 05
Doch nachdem er zwei Mal ins Fettnäpfchen getreten war, machte sie es ihm schwer.
„Na schön“, meinte er. „Sollten Sie es sich doch noch anders überlegen, lassen Sie es mich wissen.“ Er ging zur Tür, warf aber noch einen Blick zurück. Sie sah ihm mit großen Augen nach. Er hätte auf das Essen drängen oder wenigstens wegen ihrer Absage beleidigt sein sollen. Aber er hielt es für besser, die Beziehung zu Nora nicht weiter zu belasten. „Bis später.“
Sie nickte, griff nach irgendwelchen Unterlagen und ignorierte ihn. Wortlos verließ er ihr Büro und schloss die Tür.
Die beiden Mannschaften hatten erneut Aufstellung genommen, und das Spiel ging weiter. Pete nahm seinen Platz im Innenfeld ein, fing einen Ball und warf ihn dem ersten Baseman zu.
„Was war denn los?“, fragte Sam.
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Pete. „Eigentlich kenne ich mich mit Frauen gut aus, aber Prudence Trueheart verwirrt mich.“
Er konnte nicht vergessen, wie ihre Haut sich angefühlt hatte. Es war nicht einfach, Prudence Trueheart beziehungsweise Nora Pierce abzuschreiben. Sie war verwirrend, schwierig und herablassend, aber auch faszinierend.
Und es war schon sehr lange her, dass Pete Beckett eine Frau faszinierend gefunden hatte.
Nora Pierce las den Brief immer wieder durch.
Liebe Prudence Trueheart
mein Freund und ich tun es seit unserer ersten Verabredung. Der Sex ist toll, aber unsere Hochzeit rückt näher.
Ich möchte Enthaltsamkeit üben, damit die Hochzeitsnacht etwas Besonderes wird. Wie kann ich meinen geilen Verlobten dazu bringen, dass er auf meinen Vorschlag eingeht?
Kennwort: Beständigkeit. San José
Nora suchte nach einem anderen Wort für „geil“ und ersetzte es dann durch „feurig“. Seufzend strich sie sich über die Stirn. Als sie vor drei Jahren die Stelle als Prudence angenommen hatte, wollte sie nichts weiter, als Fragen zu gutem Benehmen im Leben zu beantworten. Doch das alles hatte sich vor sechs Monaten am ersten April geändert.
Aus einer Laune heraus hatte sie die alberne Frage eines Transvestiten beantwortet. Er wollte wissen, ob er die Erlaubnis seiner Frau einholen sollte, bevor er sich ihre Dessous auslieh, oder ob ihre Unterwäsche gemeinsames Eigentum darstellte.
Ihre Antwort triefte vor Sarkasmus. „Die einzige Entschuldigung dafür, dass ein Mann nicht die richtige Unterwäsche trägt, besteht darin, dass er gar keine anzieht“, hatte sie geschrieben. „Und es gibt nur zwei Orte, an denen man auf Unterwäsche verzichten sollte – unter der Dusche und beim Arzt.“
Diese eine Kolumne hatte ihr Leben als Fachkraft für Etikette beendet. Die Telefone standen nicht mehr still, und bei allen Zeitungen, die ihre Kolumne veröffentlichten, stapelte sich die Fanpost. Die Leser wollten mehr Anzüglichkeiten. Und mehr von Prudences bissigen Antworten.
„Tolle Kolumne gestern.“
Arthur Sterling, der Verleger, beugte sich lächelnd zur Tür herein. Er kam zwar nur selten aus dem zwölften Stock herunter, zeigte sich aber in letzter Zeit oft in ihrer Nähe. Wäre sie naiv gewesen, hätte Nora angenommen, dass sie sich angefreundet hatten. Arthur Sterling hatte jedoch keine Freunde. Er hatte nur Leute, die ihm etwas einbrachten. Und er wollte ihre Zusage, im Fernsehen in einer „Prudence“ genannten Sendung aufzutreten.
„Sex verkauft sich immer“, meinte er lachend. „Ich habe gerade mit Seattle telefoniert. Sie wollten die Kolumne haben. Biloxi und Buffalo verhandeln in dieser Minute.“ Arthur reckte die Daumen hoch. „Gute Arbeit! Ich warte übrigens noch auf Ihre Antwort wegen der Fernsehgeschichte.“
„Danke“, erwiderte sie, doch er war schon unterwegs, um anderswo nach einer Möglichkeit zu suchen, sein ohnedies beträchtliches Bankkonto aufzustocken. Für ihn war Prudence ein Felsen in der Brandung. Sie bedeutete Geld. Sex brachte Leser. Leser wiederum bedeuteten Geld.
Nora wünschte sich, dass sie diese Kolumne am ersten April nie geschrieben hätte. Seither bestand Sterling darauf, dass sie mindestens drei Mal pro Woche „moderne“ Probleme aufgriff, Fragen bezüglich Moral und Beziehungen. Das Thema ihres monatlichen Auftritts bei „Guten Morgen, San Francisco“, einer beliebten Fernsehshow, war von Tischdekoration zu Beratung in Liebesdingen verwandelt worden.
Mit zunehmender Beliebtheit war sie in der Stadt zur Berühmtheit geworden. Nora kümmerte sich um das Privatleben ihrer Leser, und ihre Leser drangen immer weiter in das
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