Tiffany Exklusiv Band 06
in den Spiegel und zog einen Schmollmund. „Meinst du?“
Toni malte mit ihrem preiselbeerfarbenen Lippenstift zwei Punkte auf Georgias Wangen und verrieb die Farbe mit dem Daumen. „Eindeutig. Tu etwas, um ihn ein wenig aufzurütteln. Du weißt schon, tauche bei ihm auf, nur mit einem Gürtel bekleidet, oder so etwas in der Art.“
„Und wenn er mir einen Korb gibt?“
Toni zuckte die Schultern. „Dann hat er selbst Schuld, und du weißt wenigstens, woran du bist. Aber glaub mir, er wird dir keinen Korb geben.“
Ihre Freundin hatte ein Talent dafür, die Dinge einfach darzustellen. Georgia betrachtete ihr neues, provozierendes Äußeres und erwärmte sich langsam für die Möglichkeiten. Sie hatte das College und drei Jahre im Beruf überstanden und war im Krankenhaus täglich mit lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert. Wieso sollte sie dann davor Angst haben, den Mann anzumachen, mit dem sie seit einigen Monaten ausging? Vielleicht weil es einfacher war, ihn in dem Glauben zu lassen, sie sei so brav, statt die unter der Oberfläche brodelnde Leidenschaft herauszulassen. Sie wollte nicht so sein wie eine der vielen gesichtslosen Freundinnen ihres Vaters, für die ihre Mutter ganz bestimmte Namen gehabt hatte.
„Komm schon“, sagte Toni und drückte ihre Zigarette aus. „Los, wir spendieren Stacey einen Table-Dance. Ich habe bemerkt, dass sie ein Auge auf den Piraten geworfen hat. Außerdem“, fügte sie zwinkernd hinzu, „müssen wir ein wenig planen.“
Georgia betrat ihr Apartment und schaltete das Licht ein. Noch immer leicht benommen von ihrem letzten Drink, schlüpfte sie aus ihren Schuhen und betrachtete ihr neues Telefon und den Anrufbeantworter. Doch die Nachrichtenanzeige blinkte nicht. Sie nahm den Hörer aus der Basisstation und ging ins Schlafzimmer, obwohl sie kein bisschen müde war. Im Gegenteil, mit jedem Schritt beschleunigte sich ihr Puls.
In den letzten Stunden hatte sie über Tonis Rat nachgedacht und sich von der erotischen Atmosphäre des Strip-Clubs verführen lassen. Irgendwann war sie zu der Einsicht gelangt, dass ihre Freundin recht hatte – Rob wartete darauf, dass sie den ersten Schritt machte. Also hatte Toni auf der gemeinsamen Rückfahrt im Taxi die am wenigsten bedrohliche, jedoch hoch erotische Lösung vorgeschlagen: Telefonsex.
Obwohl Telefonsex eine von Georgias Lieblingsfantasien war, hatte sie sich verpflichtet gefühlt zu protestieren. Außerdem hatte sie keine Ahnung, wie so etwas funktionierte.
Toni hatte diesen Einwand abgetan. „Was gibt es da zu wissen? Du redest, du stöhnst, du legst auf.“
„Aber wie soll ich ihn fragen, ob er das überhaupt will?“
„Frag nicht, tu es einfach.“
Und falls Rob empört ist, kann ich ja noch immer in den Mittleren Westen ziehen und meinen Namen ändern, dachte Georgia.
Sie bewegte sich langsam in der Dunkelheit ihres Schlafzimmers. Würde sie es schaffen? Die Tatsache, dass sie noch nie vorher Telefonsex praktiziert hatte, erhöhte ihre Spannung nur. Ihre Brüste hoben und senkten sich schneller, und ein Schauer durchrieselte sie.
Sie schaltete eine Lampe ein und dimmte das Licht so, dass ihr schmiedeeisernes Bett und die senffarbene Tagesdecke in einen goldenen Schein getaucht wurden. Nachdem sie die Jeans ausgezogen und sie über den gepolsterten Stuhl vor ihrer Frisierkommode gelegt hatte, setzte sie sich auf die Bettkante und grub die roten Fußnägel in den Knüpfteppich. Gleich würde sie wissen, ob ihre Fantasien Rob begeistern oder verschrecken würden.
Georgia schaute zur Uhr. Es war halb zwei, Mittwochmorgen. Rob würde tief und fest schlafen. Wenn alles nach Plan lief, würde er in ein paar Sekunden allerdings hellwach sein. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, zog sie ihren weißen Baumwollslip aus und warf ihn auf den Teppich. Ihre Hände zitterten leicht, während sie die Tastenkombination drückte, mit der sie Robs gespeicherte Nummer wählte.
Als sein Telefon zu klingeln begann, durchströmte es warm ihren Bauch. Nach dem dritten Klingeln geriet sie in Panik und wollte schon auflegen, doch bevor sie die Ein- und Austaste fand, hörte sie seine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Hallo?“
Ihr Herz pochte so laut, dass sie ihn kaum verstehen konnte. „Hallo, Rob. Hier spricht Georgia.“
„Hm?“
„Sag nichts.“ Sie lehnte sich zurück gegen den Kissenstapel und senkte ihre Stimme so, dass es hoffentlich sexy klang. „Hör einfach nur zu.“
2.
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