Tiffany Extra Band 03
übernehmen. Glaub mir, ich bin mit zwei Männern aufgewachsen und Expertin für Flecken. Es wäre schade um das T-Shirt.“ Sie lächelte, insgeheim beschämt, weil ihr die Lügen so leicht über die Lippen kamen.
Ben zuckte mit den Achseln. „Das wäre nett, aber es ist wirklich nicht nötig. Ich kann es in die Reinigung schicken.“
„Wozu Geld ausgeben? Gib es einfach mir, in ein paar Tagen hast du es wieder, so gut wie neu.“
„Na gut.“ Er schien wirklich nichts zu verbergen zu haben.
Joanna lächelte stumm und half ihm, den Tisch zu decken.
Die Einrichtung in Bens Haus war einfach, aber solide, typisch Mann. Alles war aus massivem Holz, Ziegelstein oder Keramik. Wenn etwas gestrichen war, dann in warmen Farbtönen.
Es gefiel ihr.
In dem kleinen Esszimmer befanden sich ein paar Vitrinen, in denen antike Feuerwaffen lagen. Auf dem Kaminsims stand ein gerahmtes Foto von einem Mann und einem Jungen, beide mit einem auffallend großen Fisch auf den Armen.
„Bist das du mit deinem Großvater?“, fragte Joanna, als sie mit dem Essen begannen.
„Ja. Einmal im Jahr ist er nach Galveston runtergefahren zum Fischen. Es war das erste Mal, dass er mich mitgenommen hat, mein dreizehnter Geburtstag.“ Ben lächelte warm.
„Mein Vater und mein Bruder sind auch manchmal fischen gegangen“, erwiderte Joanna unwillkürlich.
„Aber dich haben sie wohl eher ausgeschlossen“, erwiderte Ben mitfühlend.
Sie nahm eine große Gabel voll Pasta in den Mund, um die Antwort hinauszuzögern. Hätte sie doch nichts gesagt. Sie wollte nicht noch mehr über ihre Familie lügen. Die beiden hatten die unschmeichelhafte Beschreibung nicht verdient.
„Nun ja, ich wollte auch nicht mitgehen“, sagte sie, und das stimmte wenigstens.
Sie lenkte während des Essens das Gespräch auf Ben und lachte über die Geschichten aus seiner Jugend und über seinen Großvater, Cash Callahan, der ihr wie eine Figur aus einem Roman von Hemingway erschien.
Es war offensichtlich, dass Ben ihn vermisste. Sie legte ihre Hand auf seine und griff mit der anderen nach ihrem Weinglas.
„Und wie war es bei den SEALs?“
„Die Navy war alles für mich. Es war mein Leben. Solange ich dort war, dachte ich kaum an zu Hause. Es ging nur um mein Team, um unsere Mission. Ich wusste schon seit meiner Kindheit, dass ich ein SEAL sein wollte. Ich hatte eine Dokumentation im Fernsehen gesehen. Ich habe sogar die Abschlussprüfung an der Highschool früher gemacht, um endlich zur Navy gehen zu können. Das war alles, was mich interessierte.“
„Wirklich alles? Keine Freundin? Kein Sport?“, fragte Joanna.
„Ich habe Basketball gespielt, aber nicht sehr intensiv. Sport hat mich eigentlich nur im Hinblick auf meine Zukunft beim Militär interessiert, sehr zum Leidwesen meiner Eltern. Mädels, na klar, daran kommt ja wohl kein Jugendlicher vorbei.“
Joanna lächelte. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Ben als Teenager die Mädchen verrückt gemacht hatte. „Und deine Eltern wollten nicht, dass du zum Militär gehst?“
„Eigentlich nicht. Aber Granddad hat gesagt, sie sollen mich gehen lassen.“
„Ihr beide hattet wohl eine ganz besondere Beziehung?“
„Ja, deshalb kann ich mir auch nicht verzeihen, dass ich nicht hier war, als er starb“, sagte Ben bekümmert.
„Ich bin sicher, er hat das verstanden – und war stolz auf dich“, versuchte Joanna ihn zu trösten, wohl wissend, dass das nicht wirklich ein Trost war.
„Ich weiß, aber manchmal ist es im Leben so, dass man etwas nur bedauern oder bereuen kann. Es lässt sich nicht ändern, und man muss damit leben.“
Sie rückte mit dem Stuhl näher an Ben. Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie seine Hand und küsste seine Finger. Die Geste war zärtlich gemeint, doch in Bens Blick flackerte neues Verlangen auf, und sie spürte, wie ihr Körper darauf reagierte. Sie leistete keinen Widerstand, als er ihren Kopf zu sich heranzog, um sie zu küssen. Sein Kuss schmeckte nach Wein.
Innerhalb von Sekunden waren sie beide erregt, was Joanna überraschte. Immerhin war es kaum eine Stunde her, dass sie Sex gehabt hatten. Bens Blick war ernst, als er den Kuss unterbrach.
„Ich will nicht, dass du dies hier mit uns in irgendeiner Weise bereust“, sagte er, und zum ersten Mal war sie ernsthaft versucht, ihm alles zu sagen, solange sie noch die Chance dazu hatte.
Aber sie konnte es nicht. Vielleicht wäre er ja damit einverstanden, vielleicht hätte er Verständnis – aber ihr
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