Tiffany Extra Band 03
aufgeregt sie sind“, sagte Joanna und blickte ihnen nach.
„Die Callahans veranstalten immer etwas Besonderes für die Kinder“, erklärte Lisa. „Ich hatte in letzter Zeit kaum Zeit für sie, weil ich so viel gearbeitet habe. Ich hoffe, das ändert sich, wenn die Scheidung erst mal durch ist – und jetzt, wo du da bist.“ Sie seufzte.
Joanna nickte und hatte wieder einmal ein schlechtes Gewissen.
Ihre Waffe hatte sie wie immer dabei, diesmal in ihrer Handtasche. Nichtsdestotrotz wollte sie diese Party genießen. Sie blickte hinab auf ihre weißen Sandaletten. Grashalme kitzelten sie an den Zehen. Da klingelte ihr Handy.
„Geh ruhig schon voraus“, sagte sie zu Lisa.
„Ich kann warten. Lass dir ruhig Zeit“, sagte diese und lächelte. Aber Joanna sah die Neugierde in ihrem Blick.
Sie drehte sich um und senkte die Stimme, als sie sich meldete.
„Hi, Don. Was gibt’s?“
„Wir haben die Analyse über den Blutfleck auf dem T-Shirt – es ist nicht Callahans Blut, aber mehr wissen wir nicht. Es gibt keine Übereinstimmung mit einer DNA aus unserer Datenbank.“
„Und die Schießpulverspuren?“
„Die sind zu gering. Könnten von Callahans eigener Waffe stammen, falls er sie in letzter Zeit benutzt hat.“
„Er hat einen eigenen kleinen Trainingsplatz auf seinem Grundstück. Ich versuche, eine Kopie seiner Festplatte und seiner E-Mails zu machen. Vielleicht finden wir dort etwas.“
„Warte damit erst mal. Es ist riskant – bis jetzt haben wir nur einen Unbekannten und dessen Blutfleck auf Callahans Shirt. Dafür könnte es hundert ganz normale Erklärungen geben. Hast du ihn danach gefragt?“
Sie hatte nackt im Bens Badezimmer gestanden. „Das hat sich noch nicht ergeben“, erwiderte sie.
„Also lass es erst mal bleiben, es sei denn, du hast noch mehr Gründe anzunehmen, dass er in Schwierigkeiten steckt“, sagte Don.
„Okay. Ist das alles?“
„Ja. Schönes Wochenende, Jo.“
Joanna fragte sich, ob sie Probleme sah, wo es gar keine gab. Vielleicht lag es daran, dass sie selbst zurzeit alle um sich herum belog. Vielleicht hatte sie deshalb das Gefühl, dass alle anderen auch sie belogen.
„Ben wird es umhauen, wenn er dich in dem Kleid sieht“, meinte Lisa. „Es war immer eins meiner Lieblingskleider, obwohl ich eigentlich nicht groß genug dafür bin. Aber an dir … sieht es einfach perfekt aus.“ Das Kleid, das Joanna von Lisa ausgeliehen hatte, bestand aus einer Korsage mit bauschigem Rock. Nicht gerade ihr Stil – im Gegenteil.
„Danke. Du siehst aber auch toll aus. Es tut gut, mal etwas anderes zu tragen als die Kellnerinnenkluft.“
„Danke. Charlie hat mir das Kleid zum Geburtstag geschenkt.“
„Ich bezweifle, dass Callahan das Kleid überhaupt bemerken wird“, murmelte Joanna, als sie auf das Haus zugingen, vor dem sich schon einige Gäste versammelt hatten.
„Warum nennst du ihn Callahan?“
Es war ihr plötzlich herausgerutscht.
„Ich weiß nicht“, log sie. „Vielleicht, weil er der Boss ist. Das klingt nicht so vertraulich.“
„Tja. Ich schätze, du bist schon ziemlich vertraut mit ihm, oder warst das nicht du, die ich gestern Abend in sein Haus hineingehen gesehen habe?“, neckte Lisa sie. „Ihr hattet wohl keine Zeit, in dem Restaurant eure Teller leer zu essen, was?“
Joanna murmelte irgendetwas. Sie wollte Lisa nicht noch mehr belügen, ihr aber auch nicht noch mehr offenbaren, als sie ohnehin schon wusste. Lisa pfiff zwischen den Zähnen.
„Wird aber auch Zeit, dass der Mann sich einmal verliebt. Er kann es brauchen, wirklich. Ich hatte von Anfang an so ein Gefühl bei euch beiden.“
„Also, mach dir da keine falschen Vorstellungen. Es war nur ein … es ist eben passiert. Aber ich bin sicher, es wird nicht noch einmal passieren“, sagte Joanna schnell. „Und bitte erzähl niemandem etwas davon, auch nicht Charlie, okay? Ich will nicht, dass Ben denkt, ich hätte darüber geredet.“
Lisa nickte. „Geht klar.“ Sie schmunzelte.
„Lisa, ich kann es mir nicht leisten, diesen Job zu verlieren. Ich frage mich, was die Leute denken würden, wenn sie von uns wüssten.“
Lisa seufzte. „Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Ben ist wirklich in Ordnung, Joanna. Und um einen Hut bräuchtest du dir heute auch keine Sorgen mehr zu machen.“
„Um was?“, fragte Joanna verwirrt.
„Das ist eine Art Tradition auf dieser Party. Wenn eine Frau ohne Hut hierherkommt, ist sie entweder darauf aus, einem der Cowboys einen
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