Tiffany Extra Band 03
Instinkt sagte Joanna, dass das nicht der Fall wäre. Wenn er sie jedoch wegschickte, dann stand mehr auf dem Spiel als eine verpatzte Affäre. Dann hätte sie in ihrem Job versagt – was in ihren Augen nicht einmal das Wichtigste war, wie sie erschrocken feststellte.
Viel wichtiger war, dass sie Ben verlieren könnte. Sollte ihn jemand verfolgen und er zu Schaden kommen, weil sie nicht zur Stelle war – mit dieser Schuld könnte sie nicht leben.
Sie wollte bei ihm sein. Sie wollte ihn beschützen. Und sie begehrte ihn. Mehr wollte sie im Augenblick nicht denken.
Sie begann, das Hemd aufzuknöpfen, das sie sich von ihm geliehen hatte.
„Keine Sorge“, sagte sie und glaubte es fast selbst.
7. KAPITEL
Charlie hatte einen Kloß im Hals, als er Lisa mit dem Grillfleisch für das nächste Montags-Special aus der Kühlkammer kommen sah. Verdammt, er liebte sie ja so sehr. Wie sie ihn anstrahlte! Er fühlte sich wie der reichste Mann auf Erden.
Und wie der gemeinste aller Schufte.
„Hey, alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. Sie ging zu ihm und legte die Hand auf seine Wange. Immer machte sie sich um alle anderen mehr Sorgen als um sich selbst. Schon allein deshalb musste er alles tun, um sie zu beschützen.
Sein Leben aufs Spiel setzen. Seine Freunde belügen. Was auch immer.
Er drehte den Kopf und drückte einen Kuss in Lisas Handfläche.
Er würde einen Ausweg aus diesem Chaos finden. Er hatte schon einen Ring gekauft. Sobald die Sache erledigt war, würde er ihr einen Antrag machen, dann wären sie endlich eine Familie.
Fast hätte er Ben gesagt, dass er Bescheid wusste, aber das hätte alles noch schlimmer gemacht. Ben würde darauf bestehen, die Polizei zu informieren, und das konnte Charlie nicht riskieren.
Er küsste Lisas Nasenspitze, bevor er sie losließ, damit sie weiter arbeiten konnte.
Er selbst ging für eine Minute hinaus, um frische Luft zu schnappen. Da sah er Bens Wagen, und er erkannte auch, dass in dessen Wohnzimmer Licht brannte.
Er war davon ausgegangen, dass Ben jetzt auf der Ranch seiner Eltern war, um bei den Vorbereitungen für die morgige Party zu helfen, aber offenbar hatte Ben sich entschieden, früher Feierabend zu machen.
Ben war immer der Bessere von ihnen gewesen. Ein waschechter Held ohne Fehl und Tadel. Was Charlie von sich nicht behaupten konnte, aber Lisa gab ihm das Gefühl, ein toller Typ zu sein. Ein echter Mann, nicht so ein Loser, der einmal ein Drogenproblem gehabt hatte. Das war nach der Amputation gewesen, vor drei Jahren.
Der Krieg war die Hölle gewesen, aber die Rückkehr fast noch schlimmer. Den Verlust seines Beines versuchte Charlie wegzustecken, auch wenn die Schmerzen manchmal nicht mehr zu ertragen waren. Die Physiotherapie war unglaublich hart, doch er musste lernen, seine Prothese zu benutzen. Das Schlimmste aber war die Angst, dass er sich als Mann nie mehr vollständig fühlen würde, nie ein richtig erfülltes Leben haben würde. Nur beim Militär hatte er das Gefühl gehabt, dazuzugehören. Es war schlimm, jetzt nicht mehr dazuzugehören.
In der Klinik hatten sie ihn langsam von den Schmerzmitteln und Psychopharmaka entwöhnt, aber auf sich allein gestellt hatte er es dann nur ein paar Wochen geschafft. Es war ja so einfach gewesen, auf der Straße an das Zeug heranzukommen, und es wirkte sogar noch besser.
Als Ben damals zu ihm nach Houston gekommen war und ihm einen Job angeboten hatte, war er überglücklich gewesen. Ben hatte natürlich bemerkt, dass Charlie unter Drogen stand. Schnell hatte er sich eine Geschichte ausgedacht. Er habe sich bei der Dosierung seiner Medikamente vertan. Ben hatte es ihm abgekauft.
Charlie hatte immer versucht, wie sein Freund Ben zu sein, es jedoch niemals ganz geschafft. Er liebte Ben, und er hasste ihn. Ben Callahan schien immer alles zuzufliegen, aber dieses eine Mal könnte zur Abwechslung Charlie der Sieger sein.
Charlie hatte Ben versichert, dass er nur vom Arzt verschriebene Medikamente nehmen und bald ganz damit aufhören würde. Es war bis jetzt die letzte Lüge gegenüber seinem Freund gewesen.
Seit er im „Lucky Break“ arbeitete, war er jedoch wirklich clean. Er wusste, Ben würde ihn bei dem geringsten Verdacht, dass er drogenabhängig sei, sofort hinauswerfen. Also hatte er alles getan, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Er wollte es sich selbst beweisen.
Und dann war da noch Lisa. Mit ihr hatte das Schicksal ihn wohl belohnt, nachdem er sich so angestrengt hatte, alles
Weitere Kostenlose Bücher