Tiffany Extra Band 03
richtig zu machen.
Aber dann war vor ein paar Wochen Joe wiederaufgetaucht. Joe war der Straßendealer, bei dem Charlie sich versorgt hatte. Charlie hatte ihm gesagt, er solle ihn in Ruhe lassen. Aber Joe war sogar bei ihm zu Hause aufgetaucht, nachdem man ihn, Joe, zuvor gehörig verprügelt hatte. Die Männer, die Ben verfolgten, hatten Charlies Schwachstelle entdeckt, seine Drogenvergangenheit, und Joe benutzt, um den Kontakt herzustellen. Sie drohten damit, Lisa von seiner Drogenabhängigkeit zu erzählen und ihr vielleicht auch Gewalt anzutun – oder den Kindern –, falls Charlie es nicht schaffte, Ben dazu zu bringen, die Aussage zu verweigern. Oder Ben zu töten. Eines von beiden. Sie hatten ihn ausgelacht und gesagt, er solle doch froh sein, dass sie ihm die Entscheidung überließen. Offenbar war Charlie zu langsam, jedenfalls wurden sie immer nervöser und aufdringlicher. Deshalb hatten sie auch diesen Schlägertypen ins „Lucky Break“ geschickt – und sogar zu Lisa. Um noch mehr Druck auf ihn auszuüben.
Aber ihm waren die Hände gebunden. Er wusste, Ben würde niemals die Aussage verweigern. Er war kein Mann, der sich einschüchtern ließ.
Und Charlie hatte auch ganz sicher nicht vor, ihn zu töten.
Sich selbst umzubringen, daran hatte er gedacht. Aber das würde diese Leute nicht davon abhalten, Ben oder Lisa weiter zu verfolgen. Der Gedanke, alles zu verlieren, was er sich aufgebaut hatte, war unerträglich. Weder Ben noch Lisa würden jemals wieder Vertrauen zu ihm haben, wenn sie das alles über ihn wüssten. Die Zeit wurde langsam knapp. Nur noch ein paar Wochen bis zum Prozess.
Er musste einen Ausweg finden. Wieder blickte er zu Bens Fenster. Schließlich ging er zurück in die Bar.
Wenn er einen Weg finden würde, Ben dazu zu bringen, die Aussage zu verweigern, dann könnte er zur Abwechslung mal der Held sein und Lisa fragen, ob sie ihn heiraten würde. Natürlich würde er niemals darüber reden können, aber er, Charlie, wüsste, dass er sie alle gerettet hatte.
Er musste sich nur etwas ausdenken. Lisa lächelte ihm zu. Verdammt, er musste einen Weg finden.
„Wow, man findet ja kaum einen Parkplatz“, stellte Joanna fest, als sie am Rand des Schotterwegs anhielt, der zum Haupthaus der „Double-C Ranch“ führte. „Ich schätze, Ben hatte recht, als er sagte, es wäre kein kleines Familientreffen.“
Hank und Rachel Callahan – Bens Eltern – arbeiteten in der zweiten Generation auf dieser Ranch, das wusste Joanna aus dem Dossier, das sie auswendig gelernt hatte.
„Alle lieben die Partys von Rachel und Hank“, sagte Lisa. Joanna hatte ihr angeboten, sie und die Kinder mitzunehmen. Ben war schon früher losgefahren, um seinen Eltern bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. Allerdings fragte sie sich, woher er noch die Kraft dazu nahm. Sie hatten beide nicht viel Schlaf abbekommen. Sie selbst hatte ein bisschen davon nachgeholt, nachdem er das Haus verlassen hatte, und war später zu ihrem Apartment gegangen, zum Glück unbemerkt, da die Bar heute geschlossen hatte.
Einerseits sehnte sie sich danach, ihn wiederzusehen, andererseits wollte sie lieber ein bisschen Abstand. Sex änderte immer alles, aber es war ja nicht einmal nur Sex gewesen. Sie hatten geredet und Dinge getan, die Joanna normalerweise nicht tat. Normalerweise schlief sie nie neben dem Mann ein, mit dem sie Sex gehabt hatte. Eigentlich war das noch intimer als Sex.
Nachdem Joanna Ben direkt nach dem Essen in der Küche verführt hatte, waren sie irgendwann wieder im Bett gelandet. Dort, unter der warmen Decke, war auch der letzte Rest von Anspannung von ihr abgefallen.
Sie hatte sich geborgen gefühlt.
Jetzt war sie froh, endlich hier zu sein. Ben mehrere Stunden nicht im Blick zu haben, machte sie nervös, wenn auch nur, weil sie für seine Sicherheit zu sorgen hatte. Jedenfalls redete sie sich das ein.
Joanna freute sich auf die Party. Sie hatte zwar am Wochenende ohnehin frei, und ihre Pflicht, auf Ben aufzupassen, endete sowieso niemals. Aber hier, innerhalb einer großen Menschenmenge – alles Texaner mit eigenen Schusswaffen –, würde es wohl kaum jemand wagen, Ben anzugreifen. Am Montag wäre das wieder ganz anders.
Joanna entspannte sich und blickte in den Rückspiegel. Abe und Patsy, Lisas Kinder, saßen brav auf ihren Sitzen, doch kaum stand das Auto still, machten die beiden eine Verwandlung durch. Sie quietschten vor Freude, sprangen aus dem Wagen und rannten los.
„Wie
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