Tiffany hot & sexy Band 28
Dokumente, die Alejandro ihm gezeigt hatte, waren da schon aussagekräftiger. Trotzdem kannte er nicht viele Einzelheiten. Er hatte immer ganz bewusst in der Gegenwart gelebt und es Leuten wie Alejandro oder Lucy überlassen, den historischen Kontext der Objekte zu erforschen, die er stahl. Allerdings hatte er genug Zorrofilme gesehen, um zu wissen, dass damals die Offiziere der Armee für den maskierten Banditen zum feindlichen Lager gehörten.
Und dieser Mann hier trat offenbar in deren Fußstapfen.
„Er ist übrigens tot“, sagte Danny.
„Ramon? Ja, ich war bei seiner Beerdigung. Schade, dass du nicht dort warst.“
„Familien. Ein kompliziertes Thema“, erwiderte Danny lässig. Wenn der Kerl ihn über die emotionale Schiene verunsichern wollte, war er auf dem falschen Dampfer. Seine nicht vorhandene Beziehung zu seinem Vater war für ihn schon lange kein Thema mehr.
Für diesen Typen allerdings schien eine jahrhundertealte Familienfehde immer noch eine Rolle zu spielen.
Harris, der immer noch die Pistole auf Danny richtete, füllte mit einer Hand einen Kognakschwenker mit Brandy. Eine Szene wie aus einem billigen Krimi. Danny hätte fast die Augen verdreht. Nun ja, es blieb ihm wohl nichts übrig, als mitzuspielen.
„Ich verstehe nicht, was deine Geschäftsbeziehung zu meinem Vater mit dem Gemälde zu tun hat, weswegen ich hier bin.“
„Tja, die große Geste, die hinter diesem geplanten Diebstahl steckt. Du willst damit das Unrecht wiedergutmachen, das du der Dame deines Herzens angetan hast. Ihre Familie soll dadurch vor einem Skandal bewahrt werden. Und du willst dir damit das Vertrauen der Dame erwerben, wohlwissend, dass du kein Mann bist, der Vertrauen verdient.“
Der Kerl hatte offenbar an vielen Türen gelauscht.
„Hast du diese Rede vorher geübt? Nicht schlecht, wirklich. Vielleicht ein bisschen altmodisch.“
Harris neigte den Kopf, gab sich aber ansonsten ungerührt. „Ich gestehe, ich habe mich auf unser Wiedersehen mental vorbereitet.“
„Faszinierendes Hobby.“
„Eher eine Familientradition. Dein Ur-ur-ur-ur-urgroßvater war vielleicht der Bandit, der den Autor von ‚Zorro‘ inspiriert hat, aber mein Vorfahr war auch berühmt. Captain Harrison Love.
„Wer?“
„Captain Harrison Love“, wiederholte der Alte. „Sicher weißt du genug über Joaquin, um auch dessen ewigen Widersacher zu kennen, den Armeeoffizier, der ihm den Kopf abgeschnitten und in einem gläsernen Behälter ausgestellt hat.“
Plötzlich wurde Danny alles klar. Harris Liebe. Captain Harrison Love. Liebe war das deutsche Wort für Love. Das konnte kein Zufall sein.
Er wusste nicht viel über Joaquin Murrieta, aber von dem abgeschnittenen Kopf im Glas hatte er gehört.
„Und jetzt? Willst du mir den Kopf abschneiden und in einem Glas ausstellen?“
Harris Liebe nippte an seinem Brandy. „Ich bitte dich. Wenn ich das wollte, hätte ich das schon damals in Mexiko getan.“
„Ich nehme an, unsere damalige Begegnung war nicht zufällig?“
„Nein. Ich wollte den Ring der Murrietas schon seit vielen Jahren. Es hat eine Weile gedauert, bis ich Ramon ausfindig gemacht und sein Vertrauen gewonnen hatte. Leider ließ er sich nicht bestechen. Ich hätte ihm den Ring gestohlen, doch er hat ihn niemals vom Finger genommen und im Gegensatz zu dem berühmten Captain finde ich das Abschneiden von Gliedern ekelhaft.“
Danny atmete insgeheim auf.
„Das ist sehr human von dir“, sagte er. „Aber du weißt sicher auch, dass Captain Love den falschen Kopf abgeschnitten hat, oder? Das ist ziemlich peinlich.“
Harris’ Augen verengten sich plötzlich und er schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. „Dieser Fehler hat ihn seine Karriere gekostet. Er hatte einen Mann festgesetzt, der Joaquins Ring trug, und angenommen, dass es sich um den Banditen handelte. Dass er sich geirrt hatte, merkte er erst, als Joaquin sich den Ring zurückholte. Er behauptete zwar weiterhin, den richtigen Kopf im Glas zu haben, aber seine Vorgesetzten wussten es besser. Er war seitdem nur noch ein kleines Licht in der Armee.“
„Das war Pech für ihn, aber was hat das mit dir zu tun, Jahrhunderte später? Dir geht es offensichtlich gut. Du hast Geld. Verbindungen. Einen exquisiten Kunstgeschmack. Ich verstehe nicht, was du an einem alten, abgetragenen Ring findest, dessen Stein auch noch zerkratzt ist.“
„Du hast ihn also gesehen?“
Der Ausdruck in den Augen des Mannes hatte etwas Beängstigendes.
„Ja“,
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