Tiffany Hot & Sexy Band 34
die Frau mit dem lilafarbenen Nasen-Piercing und verschwand.
„Courtney, Süße.“ Natalie beugte sich vor und legte die Hände um mein Gesicht, als ob ich eine Fünfjährige wäre. Ihre Armbänder klirrten, als sie mein Kinn anhob, damit ich sie anschaute. „Du bist eine großartige Tänzerin.“
Mein Herz schlug heftig vor Freude. Es tat gut, ein Kompliment von jemandem zu hören, den man so bewunderte.
„Das bin ich nur, weil du so geduldig mit mir warst“, meinte ich und erinnerte sie an die Abende, an denen sie mich unter ihrer Aufsicht noch an der Stange üben ließ, nachdem die anderen Kursteilnehmerinnen längst gegangen waren.
„Weil du begabt bist und hart arbeitest. Du hast Disziplin wie keine andere Schülerin, die ich je gehabt habe.“
Ich schluckte. Ich war es nicht gewohnt, so viel Lob zu erhalten. Bei Kritik sah das anders aus. Da hatte ich Verteidigungsmechanismen entwickelt. Ich könnte eine detaillierte Chronik mit Daten vorlegen. Meine Mutter, eine bekannte Innenarchitektin mit eigener Fernsehshow, hatte mir bereits in sehr frühen Jahren unumwunden erklärt, dass ich niemals vor ihren Kunden, ihrer Kameracrew oder vor irgendjemand anderem, der mit ihrem Beruf zu tun hatte, den Mund aufmachen sollte. Das wäre zu peinlich für sie. Diese Art von Kritik hat für ein Kind verheerende Folgen.
Aber bevor ich noch etwas erwidern konnte, kehrten die anderen Tänzerinnen mit Wasser für Natalie und Eis für den Knöchel zurück. Das Eis wickelten wir dann sorgsam in ein Handtuch und legten es um den bereits angeschwollenen Knöchel.
„Meine Damen …“, wandte sich Natalie an uns, nachdem wir unsere Erste-Hilfe-Aktion beendet hatten. „Ich brauche unbedingt jemanden, der heute Abend meine Show im Backstage übernimmt.“
War das ihr ernst? Niemand von uns kam an sie heran.
„Courtney sollte das machen.“
„Courtney, du musst ihren Platz einnehmen.“
Die anderen Tänzerinnen hatten gleichzeitig gesprochen, deshalb hörte ich wohl nicht richtig.
„Entschuldigt bitte!“ Ich griff in die Sporttasche und holte mein Handy heraus. „Ich rufe jetzt das Backstage an …“
„Du wirst nichts dergleichen tun.“ Natalie nahm mir kurzentschlossen das Handy aus der Hand und versteckte es hinter ihrem Rücken. Die großen Ventilatoren surrten leise, während sie die leicht stickige Luft aufmischten.
Mein Herz klopfte fast noch lauter als bei Trey Frasers Händedruck. Und das bedeutete schon etwas.
„Bist du verrückt geworden?“, protestierte ich. „Du musst den Auftritt absagen.“
„Ich habe zu hart für diese Chance gearbeitet.“ Sie schaute mich mit jenem ruhigen, durchdringenden Blick an, der es mir einst ermöglichte, meine ersten schwierigen Hebefiguren an der Stange zu meistern. „Courtney, ich brauche diesen Job.“
Ich wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Natalies Exmann war es gelungen, die Scheidung vor Gericht so lange hinauszuzögern, bis ihre Ersparnisse aufgebraucht waren. Als Tanzlehrerin mochte sie so viel verdienen, dass sie einige Rechnungen bezahlen konnte, aber L. A. war eine sehr teuere Stadt. Natalie war überglücklich gewesen, als der Clubbesitzer ihr diesen Termin für einen Probeauftritt vor Publikum gab.“
Mein Magen drehte sich.
„Ich werde es bestimmt vermasseln“, flüsterte ich, während kalter Schweiß auf meiner Stirn ausbrach.
Meine Tanzkolleginnen widersprachen mir und versuchten, Natalie zu unterstützen, konnten aber nicht die richtigen Worte finden. Mein Blick war auf das Gesicht meiner angebeteten Tanzlehrerin gerichtet, deren Augenausdruck zu sagen schien, dass nur ich sie retten könnte.
„Ich verliere diesen Job lieber so, als einfach anzurufen und abzusagen. Wenn du wenigstens die Routineübungen tanzt, habe ich eine Chance. Mein Vertrag würde erst im Herbst beginnen, bis dahin ist mein Knöchel wieder in Ordnung.“ Natalie strich den Pony aus meinem Gesicht. „Ich habe eine blonde Perücke, die du tragen kannst. Es ist wie schauspielern, ohne ein Wort zu sagen.“
Das Schlimme war, dass meine liebe Freundin genau wusste, welche Knöpfe sie bei mir drücken musste. Natalie war klar, dass ich ein anderer Mensch wurde, wann immer ich das Studio betrat. Wenn ich hierherkam und tanzte, war ich nicht länger die schüchterne Finanzexpertin, die noch immer ab und zu leicht stotterte.
Ich war dann eine andere Frau. Eine Frau, die sich in Rapmusik und dem Tanz an der Stange verlieren konnte.
Eine blonde Perücke würde etwas
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