Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
über den Rücken. Meredith murmelte irgendetwas wie “Dexter will das Ding zurückhaben” und brach in einen hysterischen Weinkrampf aus.
Welches Ding?
Ben betrachtete die beiden Frauen, seine Exfrau und seine Exverlobte. Bald hatte er genug Exfrauen zusammen für eine Bridgepartie. Aber momentan hatte er die Nase voll, nicht nur von den Exen, sondern überhaupt von Frauen. Jetzt, mit sechsunddreißig, sehnte er sich nur nach echten Männerfreundschaften. Wie wunderbar musste es sein, den ganzen Abend nur mit Freunden in der Kneipe zu sitzen, Bier zu trinken und zu bowlen. Obwohl, wenn er ehrlich war, im Grunde mochte er Wein viel lieber und Schach. Ja, früher, als Matt noch nicht verheiratet und nach Kalifornien gezogen war, wie oft hatten die beiden Freunde da zusammen Schach gespielt.
Seit der Zeit hatte Ben nie wieder einen richtigen Freund gehabt, ja, er hatte sogar nie wieder ein Gespräch von Mann zu Mann geführt. Sein Kontakt mit Männern, von seinem Beruf einmal abgesehen, beschränkte sich auf die Kolumne “Von Mann zu Mann” in ‘Real Men’, Heathers Lieblingszeitschrift. Sie las ihm gern die Fragen und Antworten aus der Zeitschrift vor, in denen es um alles und jedes in Bezug auf Männer ging. Und manchmal, wenn Heather zum Essen war und er gerade keine Klienten hatte, hatte Ben selbst diese Kolumne gelesen. Aber es wäre ihm ausgesprochen peinlich gewesen, wenn ihn jemand erwischen würde, wie er sich in ein Blatt vertiefte, das auf dem Titelbild muskelbepackte Männer zeigte und Artikel brachte wie “Die tollen Kerle vom Großen Barrier-Riff in Australien” oder “Chicagos heißeste Feuerwehrmänner”.
Er bestand darauf, dass Heather die Zeitschrift versteckte, wenn Klienten da waren. Schließlich hatte er sich auf Arbeitsrecht spezialisiert, und da war eine Zeitschrift mit halb nackten schwitzenden Männern auf dem Titelbild und Artikeln über sexuelle Anmache am Arbeitsplatz wirklich nicht passend.
Heather war außerdem begeisterte Leserin von Büchern über Beziehungsprobleme, aber die konnte sie ruhig auf ihrem Schreibtisch liegen lassen. Deren Umschlaggestaltung war harmlos. Keine nackten Körper. Ausgewogene Titel – Venus stand für Frau, Mars für Mann. Manchmal starrte Ben diese Bücher nachdenklich an, die das ganze Spektrum der Beziehungskiste abdeckten, von “Mars und Venus lernen sich kennen” bis “Mars und Venus im Schlafzimmer”. Und Ben fragte sich, ob es wohl jemals ein Buch für die Männer geben würde, die zwar auf der Venus gelandet waren, aber gern zum Mars umziehen würden. Denn genau das wollte er. Er hatte den Eindruck, auf der Venus gefangen zu sein, einer Welt voll von ehemaligen Geliebten und Ehefrauen.
Heather, die immer noch die Gestalt in dem farbenfrohen Kimono umfangen hielt, bemerkte kaum hörbar: “Sie ist verzweifelt.”
“Ich auch. Ich muss hier weg”, gab Ben ebenso leise zurück.
Vor zwei Jahren hatte er Heather in einer Bäckerei kennengelernt. Der junge Mann, der sie bediente, war ganz hingerissen von ihr und ließ sich entsprechend Zeit. Ben, der hinter ihr stand, wurde immer ungeduldiger, aber als sie sich umdrehte, das blonde Haar nach hinten warf und ihn mit ihren großen blauen Augen ansah, konnte er den Mann plötzlich verstehen.
Einen Monat später waren sie bereits verlobt, und sie arbeitete als Mädchen für alles in seiner Einmann-Kanzlei. Aber er stellte schnell fest, dass sein blonder Sommertraum kalt wie eine Eisprinzessin war, und nach sechs Monaten hatte er das Gefühl, in einem Eispalast zu leben. Sie trennten sich, und er half ihr bei der Wohnungssuche. Aber da sie Schwierigkeiten hatte, einen anderen Job zu finden, hatte er sie erst einmal behalten. Schließlich kannte sie auch seine Klienten und seinen Arbeitsstil. Ihre Vorliebe für Hängerkleidchen gefiel ihm nicht, aber mit ihrer Arbeit war er zufrieden.
Er hatte nur leider nicht vorhergesehen, dass seine beiden Exfrauen sich verbünden würden.
“Sag doch etwas zu ihr”, zischte ihm Heather leise über Merediths bebende Schulter hinweg zu.
Er war Anwalt, verdammt noch mal, und kein Therapeut. Aber er hatte eine schwache Stelle, und das war sein Herz. Er konnte niemanden absichtlich verletzen, vor allen Dingen keine Frau. Das hatte sicher etwas damit zu tun, dass er nur mit Frauen aufgewachsen war und sich immer für seine Mutter und seine Schwester verantwortlich gefühlt hatte.
Er atmete langsam aus. Was sollte er denn sagen? “Es tut mir leid, dass er
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