Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
eines Tages verlieben und eine Familie gründen, obwohl sie stets beteuerte, dass sie niemals heiraten würde. Sie war mehr oder weniger allein aufgewachsen, weil ihre Eltern ständig unterwegs waren. Die einzigen Familien, die sie gekannt hatte, waren die aus den TV-Shows gewesen, wie aus der Andy Griffith Show, ihrer Lieblingssendung. Als Gramps und Suzie eingezogen waren, hatte sie plötzlich wieder eine richtige kleine Familie bekommen, wie in der TV-Show.
“Ja, ein guter Ehemann”, wiederholte Gramps und streckte die Arme über den Kopf.
Sie hörte auf, in dem Riss im Asphalt herumzustochern. “Ich sage es dir lieber rundheraus. Ich bin zwar mit diesem Kerl verheiratet, aber er ist nicht mein Ehemann. Ich meine, wir hatten zwar eine Trauung, aber nur dem Namen nach. Allerdings nicht unter unseren Namen. Der Pfarrer dachte, er sei Rudolpho, aber er ist es nicht.”
Gramps fuhr sich durch die Haare und blinzelte in die Ferne. “Der Pfarrer hieß Rudolpho?”
“Nein. Der Pfarrer dachte, der Name meines Mannes – dieses Mannes – sei Rudolpho.”
“Ich dachte, du nennst ihn Drake.” Gramps richtete den Blick auf sie. “Womit verdient er seinen Lebensunterhalt? Kennst du seine Familie? Hast du nie daran gedacht, eine eigene Familie zu gründen?”
Ja, aber ohne Ehemann, dachte sie. Diese Unterhaltung hatten sie jetzt schon unzählige Male geführt, und sie wollte sie nicht schon wieder führen. Gramps wünschte sich für sie eine Ehe, wie er und Suzie sie geführt hatten. Aber selbst wenn LuLu einen Mann gewollt hätte, wäre ihre Wahl nicht auf Drake gefallen. Sie betrachtete die Corvette und stellte sich all die Geschichten vor, die Sylvia erzählen könnte. Dieser Wagen war kein Fortbewegungsmittel, sondern eine Dating-Maschine.
Wie zweifellos auch der Besitzer. “Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, Babaloo. Drake ist ein Casanova.”
Gramps rieb sich nachdenklich das Kinn. “Ich will ja bloß, dass du ein gutes Leben führst und die Liebe eines guten Mannes erfährst.” Sein sonst so schroffer Ton wurde sanft.
“Ich führe ein gutes Leben”, erwiderte LuLu und ließ den Teil mit der Liebe eines guten Mannes aus. Denn wenn sie ehrlich war, glaubte sie nicht daran. Früher hatte sie daran geglaubt, bei Grave, aber seither nicht mehr.
Als könnte Gramps ihre Gedanken lesen, nickte er weise. “Ich erinnere mich an Grave als Kind. Harter Bursche, aber er hatte Herz. Mit dem Älterwerden wurde er noch härter. Die Gier hat ihn korrumpiert. Er hat nicht um Geld gespielt, sondern auch um seine Rechtschaffenheit. Und er hat verloren.”
Graves Verrat traf sie noch immer. Sie waren in der gleichen Straße aufgewachsen. Als Kind hatte sie ihn vom Wohnzimmerfenster aus beobachtet, wie er mit seinen Brüdern spielte. Grave war der jüngste von drei Brüdern gewesen, aber auch der frechste. Mehr als einmal hatte sie erlebt, wie er mit einem seiner Brüder in Streit geriet, was damit endete, dass Grave den jeweiligen Bruder in den Schwitzkasten nahm und ihn dazu brachte, sich mit einem Spielzeug oder Geld freizukaufen.
Nach dem Tod ihrer Eltern und dem Einzug ihrer Großeltern tauchte Grave vor ihrer Tür auf und fragte sie, ob sie mit ihm Rad fahren wolle. Sie wusste, dass seine Eltern ihn geschickt hatten, vermutlich als Strafe für irgendein Vergehen zu Hause. Doch die Rechnung seiner Eltern ging nicht auf. Grave fand Gefallen an den Besuchen, die zufällig immer mit den Essenszeiten zusammenfielen. Gramps’ Jahre als Koch in einem Imbiss in Kombination mit seiner Vorliebe, fast alles mit Schokoladensoße zuzubereiten, machten seine Speisen für Kinder zu Köstlichkeiten.
Jahre später, nachdem ihre Großmutter gestorben war und Grave der Chef des Capri wurde, hatte er LuLu gegen ein gutes Gehalt als Garderobenmädchen für die Showgirls engagiert. Wie in ihrer Kindheit, als er aufgetaucht war, um sie zum Spielen aufzufordern, kam er als Erwachsener, um ihr Hilfe anzubieten. Geld war knapp zu Hause, und ihr Großvater war schon zu alt, um noch einen Job zu finden. Durch die Stellung im Capri hatten sie ein Auskommen.
Bei ihrer Arbeit im Capri hörte sie die Leute über Graves tyrannische Art und illegale Aktivitäten reden. Doch sie schenkte dem keine Beachtung. Er hatte ihr geholfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und dafür schuldete sie ihm Loyalität. Diese Loyalität mündete schließlich in Verliebtheit. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte sie mit Grave eine Affäre begonnen, ihre
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