Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
auch an seine Tochter denken, und ich muss meine Ausbildung abschließen.”
“Ich denke, ihr macht euch da beide etwas vor.” Melanie gab so leicht nicht nach.
Haley Jo blickte auf. “Ach ja, richtig. Du bist ja Expertin, was stabile, langfristige Beziehungen angeht. Werdet ihr dort anfangen, wo ihr aufgehört habt, wenn Cy aus dem Knast kommt?”
Im selben Moment tat es ihr leid, das gesagt zu haben. “Oh verflixt, Mel, das ist mir so rausgerutscht.”
Ihre Freundin machte eine wegwerfende Geste. “Kein Problem. Du kannst nichts zu mir sagen, was ich mir in den letzten zwei Wochen nicht schon selbst tausendmal gesagt hätte.” Sie ging zum Badezimmer. “Ich springe jetzt unter die Dusche, und du nimmst dich zusammen.”
Haley Jo blickte in den Umschlag. “Ach du meine Güte”, rief sie.
Melanie drehte sich um. “Was ist?”
“Eleanor geht in Pension. Sie suchen einen Ersatz für sie. Sie hat mir die Zeitungsannonce mit einem Vorstellungstermin geschickt.”
“Wann?”
“Heute, um halb sechs.” Haley Jo schüttelte den Kopf. “Das schaffe ich nie.”
Melanie nahm das Telefon und warf es in Haley Jos Schoß. “Schnell, ruf beim Flughafen an. Du hast gerade genug Zeit, dich anzuziehen, zum Flughafen zu fahren und die Maschine zu stürmen.”
“Ich kann das Flugticket nicht bezahlen.” Sie nahm das Telefon und drückte es an ihre Brust. “Es geht nicht.”
“Natürlich geht es! Wir nehmen meine Kreditkarte, und du zahlst es mir später von deinem ersten Gehalt zurück.” Hektisch blätterte Melanie im Telefonbuch. “Wenn du nicht wenigstens versuchst, ihn davon zu überzeugen, dass er dir sehr wohl einen Platz in seinem Leben einräumen muss, dann wirst du es ewig bereuen.”
“Da hast du recht.” Haley Jo wählte die Nummer, auf die Melanie deutete, und lächelte siegesgewiss. Sie würde ihren metallisch glänzenden Minirock tragen und die hochhackigen Pumps aus Schlangenlederimitat. Das würde ihn umhauen, und er wäre nicht fähig, ihr den Job oder irgendetwas anderes zu verweigern.
Sam streckte sich auf dem Schreibtischstuhl aus und blickte auf die Uhr. Noch ein Vorstellungsgespräch, dann hatte er endlich Feierabend. Er sah noch einmal auf die Notiz, die Eleanor geschrieben hatte.
Vorstellungsgespräch heute 17.30 Uhr. Habe den Namen der Bewerberin vergessen, aber sie erfüllt alle Voraussetzungen. Sagen Sie nichts Falsches!
Wahrscheinlich war es gut, dass Eleanor endlich in Pension ging. Dass sie den Namen der Bewerberin vergessen hatte, ärgerte ihn. Wie sollte er die Frau dann anreden?
Er lehnte sich zurück und faltete die Hände hinterm Kopf. Nun, es war ja eigentlich nicht so wichtig. Er würde schon klarkommen. Außerdem wusste er bereits, für welche Bewerberin er sich entschieden hatte. Die in dem grauen Kostüm mit den schmalen Lippen und dem humorlosen Ausdruck. Sie wäre nicht so schwatzhaft und unendlich viel konzentrierter als jede Sekretärin, mit der er jemals das Vergnügen gehabt hatte. Zu zweit würden sie so effizient arbeiten wie nie zuvor.
Sam versuchte die kleine Stimme in seinem Inneren zu ignorieren, die ihm zurief, dass er ein furchtbarer Narr sei. Er wusste, worauf diese Stimme hinauswollte, also versuchte er sie zu verdrängen.
Haley Jo war fort. Schon seit zwei Wochen war sie wieder in ihrer geliebten Großstadt, und er hatte kein Wort von ihr gehört. Er hatte auch nichts anderes erwartet. Sie war eine Großstadtpflanze vom Scheitel bis zur Sohle, und welche Großstadtpflanze würde freiwillig in einem kleinen Nest wie Reflection Lake leben wollen? Sie gehörte eben nach New York.
Die winzige Glocke über der Tür klingelte.
Er blickte auf – und schluckte schwer.
Natürlich hatte sie sich kein bisschen verändert in den zwei Wochen. Rote Locken und ein strahlendes Lächeln – er fühlte sich, als wäre die Sonne aufgegangen. Er lächelte. Was hätte er anderes tun können? Zum Teufel, sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
“Tag, Mr Matthews. Ich glaube, ich bin für 17.30 Uhr eingetragen.”
“Du bist spät dran”, entgegnete er mit gespielter Brummigkeit.
“Ich glaube, deine Uhr geht vor. Ich werde sie richtig stellen, sobald ich den Job habe.”
“Du bist ganz schön von dir überzeugt.”
Haley Jo strahlte noch mehr. “Oh ja, ich bin sehr von mir überzeugt.”
Sie ging um den Tresen herum und setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches. Sein Blick haftete an ihren Beinen, als sie sie
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