Tiffany Lieben & Lachen Band 0010
Nachdem ich den Vertrag unterschrieben hatte, sagte er, wenn ich mein Versprechen nicht hielte und zumindest drei Monate lang für ihn arbeitete, würde er mich zur Strecke bringen.”
“Ich dachte, du wärst ihm noch nicht begegnet.”
“Das hat er mir am Telefon gesagt.”
“Hast du gehört, dass er dabei sein Gewehr geladen hat?”
“So gut wie!” Hayley fuchtelte dramatisch mit den Armen. In der durchs Fenster scheinenden Junisonne sah sie jünger als neunundzwanzig und atemberaubend schön wie immer aus.
Nancy und sie waren beide blond, aber Hayley profitierte davon, dass sie leuchtend blaue statt graue Augen und weichere Gesichtszüge hatte. Jeder, der Hayley sah, erkannte auf den ersten Blick, wie fotogen sie war. Außerdem hatte sie ein theatralisches Naturell. Trotz dieser wertvollen Eigenschaft für eine Schauspielerin hatte Hayley jedoch bis vor kurzem nur gelegentlich kleine Rollen ergattert. Jetzt allerdings war sie unerwartet für eine Komödie engagiert worden. Die Dreharbeiten würden nächste Woche beginnen. Es war ihre große Chance. Zu dumm, dass sie bereits einen Vertrag mit Max Richter unterzeichnet hatte.
“Wann soll es losgehen?”, fragte Nancy.
“Nächsten Samstag.”
“Ich werde dich zum Flughafen bringen.”
“Du weißt, dass ich nicht fliegen kann. Aber du hast frei. Bitte! Wir können ihn nicht hängen lassen”, jammerte Hayley. “Er hat im Internet unzählige Bewerber befragt. Ich war die Einzige, der er vertraut hat.”
“Ich kann nicht verstehen, warum du dich überhaupt für den Job beworben hast”, meinte Nancy. “Warum nicht gleich als Arbeiterin im Kohlenbergwerk in Sibirien? Das wäre für eine Großstadtpflanze wie dich nicht lächerlicher, als auf eine Ranch zu gehen.”
Hayley zuckte mit den Achseln. “Ich glaubte, dass meine Laufbahn als Schauspielerin vorbei sei, und wollte einen klaren Schnitt machen. Ich wollte mich selbst finden.”
“Durch einen Job als Kindermädchen?”
“Als ich im Internet die Anzeige entdeckte, erinnerte ich mich an ‘The Sound of Music’, das ich im Theater gespielt habe. Ich stellte mir Kinder vor, die tanzen, wenn ich ihnen die Tonleiter beibringe.”
“Du hast eine seltsame Auffassung von Realität”, sagte Nancy. “Ich dagegen weiß ganz genau, was einen als Kindermädchen erwartet. Und deshalb habe ich nicht die Absicht, für dich einzuspringen.”
Hayley ließ nicht locker. “Du wärst ein besseres Kindermädchen als ich. Du hast uns sechs praktisch großgezogen.”
“Nicht freiwillig.”
“Das spielt keine Rolle.”
Nancys Mutter hatte Babys geliebt. Leider hatte sie das Interesse an ihnen verloren, als sie erst einmal aus dem Kleinkindalter heraus waren. Die Fürsorge für ihre jüngeren Kinder hatte sie weitgehend ihrer ältesten Tochter überlassen. Ihre Mutter hatte auch versucht, ihr das Kochen zu übertragen. Aber nur so lange, bis die gesamte Familie mit Nahrungsvergiftung im Krankenhaus gelandet war.
So hatte Nancy zwar vermeiden können, in ihrer Jugend am Herd zu stehen, aber nicht, für ihre jüngeren Geschwister Verantwortung zu tragen. Widerwillig hatte sie die kleinen Nervensägen versorgt und eine Abneigung gegenüber Hausarbeiten entwickelt.
“Ich bin sicher, Mr Neandertaler wird begeistert sein, wenn du ihm einen Ersatz schickst, der nicht kochen kann, der schreit, wenn der Staubsauger aufheult, und auf Kinder allergisch reagiert.”
“Er würde nicht erfahren müssen, dass du ein Ersatz bist. Da mein zweiter Vorname Nanette ist, könnte daraus doch Nancy geworden sein”, erwiderte Hayley.
“Und der Geruch von angebranntem Essen würde ihn nicht misstrauisch machen?”
“Mr Richter muss eine Mikrowelle haben. Außerdem könntest du auf der Rolling-R-Ranch eine Menge gut gebauter Männer treffen.”
“Zum Beispiel?”
“Nun, da wäre zunächst mal Max …”
“Der gut aussehende Neandertaler?”
“Ebenso wie ein Vormann und einige weitere Arbeiter”, ergänzte Hayley. “Denk an deren imposante Erscheinung.”
“Denk daran, dass Cowboys Tabak kauen, Chili mampfen und Schnaps saufen, wenn sie am Lagerfeuer sitzen. Ich kann es kaum erwarten, mir das anzuschauen.”
Nancy schob ihre Bluse ins Bündchen ihrer Hose und suchte die passenden Schuhe aus.
“Sie kochen nicht an einem Lagerfeuer”, gab Hayley zurück. “Auf der Ranch, die nur fünfzehn Kilometer von der Stadt entfernt ist, gibt es ein Haus.”
“Welche Stadt?”
“Ich habe den Namen vergessen. Er
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