Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
mindestens eine Minute lang.
Sie hörte auf zu atmen und merkte, wie ihr schwindelig wurde. Wegen eines gut aussehenden Mannes so nervös zu werden, das passte nicht zu ihr.
“Wo finde ich ein Telefon?”, brachte sie mühsam hervor und zwang sich, ihren Blick von seinem zu lösen.
“Ach ja, das Telefon.” Er streckte den Arm aus, und sie dachte, er würde wieder ihre Hand nehmen, aber er schien es sich anders zu überlegen und fuhr sich stattdessen mit den Fingern durch das zerzauste Haar. Mit dem Kopf deutete er nach Norden. “Kommen Sie.”
Sie folgte ihm zu einem dreistöckigen, in kräftigem Grün gestrichenen Landhotel, das sehr gepflegt wirkte. Das Haus musste in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts gebaut worden sein. Es vermittelte Wärme und Behaglichkeit. Und kaum war Sarah hineingegangen, hatte sie das Gefühl, nach Hause zu kommen.
Es war eine seltsame Empfindung. Sie war in San Francisco geboren und aufgewachsen und hatte bislang nicht viel für Kleinstädte oder das Leben auf dem Land übrig. Sie liebte das abwechslungsreiche Leben in der Großstadt. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie sich nun zu diesem Ort hier hingezogen fühlte. Oder warum der Mann neben ihr eine solche Anziehungskraft auf sie hatte.
Ihr gefielen die höflichen, kultivierten Männer, die ihr den Hof machten. Raue Typen vom Land, die sich nichts dabei dachten, sich einfach auszuziehen und ihre nackte Haut zu zeigen, waren normalerweise nicht ihr Stil.
An der Tür wurden sie enthusiastisch von einem Husky begrüßt. Alex stellte ihr die Hündin als die an Kleptomanie leidende Lulu vor und warnte sie, ihre Sachen in der Nähe des Tiers unbeaufsichtigt herumliegen zu lassen.
Welche Sachen? Sie könnte kaum mit weniger Besitztümern belastet sein, als sie es im Augenblick war. Nervös streichelte sie die neugierige Lulu, die ausgiebig an ihrer Federboa schnüffelte. Sie hatte ein bisschen Angst vor so großen Hunden, aber das Tier schien zutraulich und harmlos zu sein.
Alex verscheuchte die Hündin und führte Sarah zum Rezeptionstresen. Er deutete auf das Telefon.
“Gibt es einen Platz, wo man etwas ungestörter ist?” Mit dem Kopf deutete sie auf die Leute in der Lobby und strich dann mit der Hand über ihr Stripteasekostüm.
“Oh ja. Sie können das Telefon in meinem Schlafzimmer benutzen.”
In seinem Schlafzimmer? Was ist schlimmer? fragte sie sich. In einer Lobby zu stehen, wo sie den Blicken der Leute ausgesetzt war und von einem Hund beschnüffelt wurde, der so groß war, dass er ihr den Arm abbeißen könnte, oder in das Schlafzimmer eines fremden Mannes eingeladen zu werden?
Alex ließ ihr keine Wahl. Er wandte sich bereits zum Gehen. “Kommen Sie.”
Sie stöckelte hinter ihm her und fragte sich, was um alles in der Welt in sie gefahren war, als sie die “Alaskan Queen” verlassen hatte.
“Hier ist es.” Er machte die Tür zu seinem Schlafzimmer auf und ließ sie eintreten.
Sein Bett wirkte wie aus einem Einrichtungskatalog speziell für Männer aus den Bergen. Es war handgearbeitet aus Zedernholz und riesig – aber natürlich hätte sie sich diesen großen Mann auch kaum in einem kleineren Bett vorstellen können. Das Kopfteil war mit Elchfell bespannt, und auf dem Bett lagen eine rot-schwarz gemusterte Steppdecke und Kissen in denselben Farben.
Sarah war von dem Bett regelrecht hypnotisiert. Sie konnte kaum den Blick davon abwenden. Wenn sie daran dachte, dass Alex jeden Abend hier schlief … Sie würde ihren letzten Dollar wetten, dass er nur selten allein hier übernachtete.
“Das Telefon steht auf dem Tisch neben dem Bett.”
Ihr Blick wanderte erneut zu seiner nackten Brust. Sie zog sich das Hemd aus und reichte es ihm.
“Vielleicht möchten Sie es zurückhaben.”
“Oh ja. Das hatte ich fast vergessen.” Er nahm das Hemd, zog es aber nicht über.
Wahrscheinlich gehörte er zu den selbstbewussten Männern, die für ihr Leben gern mit nackter Brust durch die Gegend spazierten und die begehrlichen Blicke der Frauen genossen.
Bei ihr befand er sich im Irrtum. Sie gehörte nicht zu der Sorte Frauen, die mir nichts, dir nichts ihrem körperlichen Verlangen nachgaben. Wenn sie genau darüber nachdachte, hatte sie überhaupt noch nie ihrer Leidenschaft freien Lauf gelassen.
“Ich lasse Sie allein, damit Sie Ihren Anruf erledigen können. In der Zwischenzeit werde ich versuchen, Kleidung für Sie zu finden.” Von der Seite sah er sie an, als würde er Maß nehmen.
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