TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
stellte den Rekorder an und legte ihn auf den Tisch neben die Kerze. Die orientalische Musik war ein guter Background für das Interview. Sie wurde ganz allmählich lauter und steigerte sich in gleichem Maße wie die Spannung im Publikum. Dann erschien inmitten einer dichten Rauchwolke der Mann, der so viele Frauen angelockt hatte.
In ein langes gold- und purpurfarbenes Gewand gekleidet, saß Lord Sin auf einem weißen Hengst, der seinen Kopf so stolz erhoben hielt wie der maskierte Mann auf seinem Rücken. Das Pferd stand regungslos, bis sein Herr absaß und ihm einen liebevollen Klaps versetzte. Wiehernd schüttelte das Tier die Mähne und verschwand in den Kulissen. Dann stieg wieder Rauch auf, und Sin stand ganz allein auf dem Balkon. Wolken schienen ihn einzuhüllen, als er vortrat und sich im Rhythmus der Musik bewegte.
Vom Balkon aus sprang er scheinbar mühelos auf eine Mauer, und sein bodenlanges golddurchwirktes Gewand blähte sich und erlaubte einen verführerischen Blick auf braun gebrannte Haut. Sich in den Hüften wiegend und leichtfüßig über den Rand der Mauer tänzelnd, näherte sich Lord Sin dem Rand der Bühne.
Sunny merkte, wie sie sich vorbeugte, schüttelte den Kopf und lehnte sich rasch wieder zurück. Sie sah die Reaktion der anderen Frauen nicht, aber ihr war klar, dass dieser Mann ein Meister der Verführung war. Schließlich erreichte er den Rand der Bühne, der wie eine Brücke bis ins Publikum hinausragte. Die Musik erstarb, und er sagte etwas mit tiefer, kehliger Stimme, was sie nicht verstand. Doch dann richtete er den Blick aufs Publikum und schaute Sunny für einen kurzen Augenblick lang direkt an.
Er trug eine Maske, die nur Mund und Augen freiließ. Darunter war eine dichte Mähne blonder Locken zu erkennen, die ihm bis auf die Schultern reichten.
„Hallo, Lady in Grün. Willkommen im Palast der Sünde. Sie kennen sich doch aus mit Sünde?“, sagte er und hielt inne, als erwartete er eine Antwort von ihr.
Sie schluckte und atmete tief aus.
„Nein? Dann wäre es mir ein Vergnügen, in Ihnen den Wunsch zu wecken, eine Sünde zu begehen.“
Jemand hinter Sunny wisperte: „Er sieht mich an! Ich glaube, ich falle in Ohnmacht, hier vor allen Leuten!“
Die Frau irrte sich. Lord Sin schaute nur Sunny an und redete nur mit ihr. Erschauernd vor Entzücken, schaute sie zu ihm auf, und heftige Sehnsucht erwachte in ihr. Lord Sin war wie eine von einem Magier geschaffene Illusion, ein Mann, wie man ihn sonst nur in seinen Träumen sah. Seine Stimme, ein sinnliches Flüstern, unhörbar beinahe und dennoch ungemein verführerisch, sprach aus, was jede Frau gern hören wollte. Eine unwiderstehliche Kombination, die keinen anderen Zweck besaß, als Zauber zu bewirken und Verlangen zu entfachen.
Und Sunny erlag dem Zauber dieses virtuosen Hexenmeisters, dieses geheimnisvollen, leidenschaftlichen Lords der Sünde. Und als sie das erkannte, wusste sie, dass diese Reportage, wie immer sie auch enden mochte, erheblich mehr war, als sie zunächst erwartet hatte. Die Frau in ihr begriff, dass sie nicht eher aufgeben würde, bis sie die ganze Wahrheit kannte – wie immer sie auch aussehen mochte.
2. KAPITEL
Sunny musste zugeben, dass Lord Sin wusste, wie man Atmosphäre schaffte. Ein schwacher Jasminduft hing in der Luft und die Art von angespannter Stille, die eine leidenschaftliche Frau aus ihrem Bett auf einen mondbeschienenen Balkon hinaustreibt. Die Musik wurde leiser, sanfter, bis nur noch die klagenden Töne einer einsamen Flöte zu vernehmen waren. In der Ferne hallten dumpfe Trommelschläge durch die Nacht.
Das heisere Flüstern begann von Neuem. „Konzentrier dich auf deine Fantasie, Darling. Schließ alles andere aus. Wir sind hier ganz allein. Fühlst du, wie ich dich berühre?“ Sie hätte schwören können, dass sie ein federleichtes Streifen ihrer Brüste spürte, als hätte jemand sie gestreichelt.
Verblüfft riss sie die Augen auf. Wie konnte die bloße Stimme eines Mannes derartige Gefühle auslösen? Es musste eine Art Hypnose sein. Aber wie machte er das nur? Obwohl Lord Sins Gesicht ihr zugewandt war, sah sie weder seine Augen noch den Mund. Die Leidenschaft in seiner Stimme war nur Illusion. Dennoch überbrückte ihr bloßes Timbre die Entfernung zwischen ihnen. Obwohl sie sich dagegen wehrte, atmete sie schneller und begann ein Ziehen zwischen ihren Schenkeln zu verspüren. „Nein“, sagte sie. „Sie berühren mich nicht.“
„Ich begehre dich“,
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