TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL

Brautkleid falsch beschrieben hätte, hätte sie verstehen können, was geschehen war, aber sie konnte immer noch nicht glauben, dass es ihre Aufdeckung politischer Machenschaften gewesen war, die sie ihren Job gekostet hatte. Ihr Herausgeber, der Mann, den sie für erheblich mehr als einen Freund gehalten hatte, hatte erklärt, die Wahrheit könne der Gemeinde schaden und deshalb werde ihr Artikel nicht gedruckt. Als Sunny dagegen protestierte, hieß es, ihr übertriebener Ehrgeiz habe sie zu Spekulationen und Übertreibungen verführt. Ihre Glaubwürdigkeit wurde angezweifelt. Zum Schluss war sie der Sündenbock, und die Politiker saßen immer noch in ihren Ämtern. Geld sprach eben lauter als Tatsachen.
    Eine Überschwemmung bot ihr die Chance, als freie Reporterin vor Ort darüber zu berichten, wodurch Ted Fields von WTRU auf sie aufmerksam wurde. Das Schwerste am Umzug nach Atlanta war gewesen, ihren Vater daheim zurückzulassen.
    Lord Sins Abschiedsgala würde ihre erste offizielle Reportage für den Sender sein. Vielleicht war das ja auch verständlich. Eine Journalistin, deren Glaubwürdigkeit gleich null war, war genau die Richtige, um über ein skandalträchtiges Ereignis zu berichten, in dessen Verlauf ein Stripper dem Kulturausschuss der Stadt das Gebäude, dessen Wert auf etwa eine Million Dollar geschätzt wurde, offiziell übereignete.
    Für den Augenblick versuchte sie, sich ein klares Bild von ihrer Umgebung zu verschaffen. Ted hatte ihr einen MP3-Rekorder mitgegeben, der jetzt in ihrer Tasche steckte, und eine Gästeliste für die Gala mit Erklärungen zu jedem Namen. Doch selbst wenn sie noch neu war in Atlanta, brauchte sie die Notizen nicht zu lesen, um zwei der prominenten Gäste zu erkennen, Sam und Nikki, die Moderatoren der beliebtesten morgendlichen Radiosendung in Atlanta. Bei ihnen standen der Bürgermeister, seine Frau und der Dekan eines Colleges. Wie Ted vorausgesagt hatte, bestand das Publikum in der Hauptsache aus Frauen. Aber was Sunny überraschte, war, wie viele junge Frauen darunter waren, und irgendetwas sagte ihr, dass es nicht der wohltätige Zweck dieser Veranstaltung war, was sie hierher gelockt hatte.
    Sie rechnete nicht damit, heute Nacht ein Interview mit Lord Sin zu führen, aber auch die Nummer zwei auf ihrer Liste, Ryan Malone, der bekannte Immobilienkönig, der die Veranstaltung organisiert hatte, war bisher nirgendwo zu sehen.
    Sie wollte Walt gerade ein Zeichen geben, mit dem Filmen zu beginnen, als eine elegante grauhaarige Dame in einem lila Abendkleid sie ansprach. „Mit Lord Sins Komplimenten“, sagte sie kühl und reichte Sunny eine Eintrittskarte. „Er hat einen Platz in der ersten Reihe gleich vor der Bühne für Sie reserviert.“
    Sunny war verblüfft. „Für mich? Wieso?“
    Die Frau lächelte. „Lord Sin erwählt immer einen ganz speziellen Ehrengast.“
    „Und das bin ich?“ Sunny sprach im gleichen kühlen Tonfall wie Lord Sins Abgesandte. „Wo ist er?“, fragte sie und schaute zu den Logenplätzen seitlich der Bühne hoch, weil sie das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Warum sollte er ausgerechnet sie aussuchen? „Ich würde ihn gern kennenlernen“, sagte sie.
    Die ältere Dame ignorierte Sunnys Bitte. „Diesen Platz zu erhalten wird sonst als große Ehre angesehen, aber falls Sie lieber irgendwo anders sitzen möchten, wird er das ganz gewiss verstehen.“
    Sunny würde liebend gern woanders sitzen, aber ihr Thema heute Abend war Lord Sin, und sie dachte nicht daran, sich ihre Chancen, ihn vielleicht persönlich kennenzulernen, zu verderben. Dies war zwar keine Top-Story, aber Sunny Clary machte ihre Arbeit immer gut. Als Ted Fields ihr gesagt hatte, dass Lord Sins Identität nach zehn Jahren unglaublicher Erfolge noch immer ein Geheimnis war, hatte sie sofort erkannt, dass dies ihre Chance war, sich zu bewähren.
    Ihr Vater hatte die Lügen überlebt, die seinen guten Ruf zerstört und ihn für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte, ins Gefängnis gebracht hatten. Nach seiner Entlassung hatte er sich ein neues Leben aufgebaut, und genau das würde sie hier auch tun. Sie hatte sich geschworen, nicht eher zu ruhen, bis sie in Atlanta schaffte, was ihr in South Georgia verwehrt worden war – die Öffentlichkeit mit der Wahrheit zu konfrontieren. Sie hatte bloß nicht damit gerechnet, dass es um die Wahrheit über einen Stripper ging.
    „Nein, ich nehme seine Einladung gern an“, erwiderte sie rasch. Wenn er sie erwählt hatte,