TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
glaube, das kann ich schaffen. Möchten Sie eine richtige Brille oder nur Fensterglas?“
„Getöntes Fensterglas. Und besorgen Sie auch noch Schuhe und Socken.“ Stirnrunzelnd betrachtete er den Ärmel seines Maßanzuges und die alte Cartier-Uhr am Handgelenk. „Es muss alles zueinander passen.“
„Auch die Unterwäsche?“, fragte Hildy. „Schon gut. Ich habe alles notiert. Und, Chef?“
„Ja.“
„Viel Glück.“
Nell betrat das in diskretem Halbdunkel liegende Graystone Grill und hielt nach jemandem Ausschau, der auch nur annähernd wie Hugh Jackman aussah. Erfolglos.
„Hm“, sagte sie. „Dachte ich mir’s doch.“
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte der Oberkellner kühl. „Haben Sie reserviert?“
Glücklicherweise hatte sie Drake Witley gebeten, sich darum zu kümmern. Das Graystone Grill , in dem die männliche Elite Chicagos Geschäfte abschloss und nebenher gewaltige Steaks verzehrte, war nicht ihre Preisklasse.
„Ja. Ich bin Nell McCabe und mit Dr. Jones verabredet“, sagte sie hastig. „Ist er schon da?“
„Noch nicht, Ma’am. Aber wir haben Sie schon erwartet“, versicherte der blasierte Mensch am Empfang geflissentlich. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“ Er führte sie an einen Tisch mitten im Restaurant. Sämtliche Gespräche im Raum erstarben, während ein Kellner ihren Stuhl hervorzog und ihr den Mantel abnahm.
Offenbar kam es nicht oft vor, dass eine Frau das Graystone Grill ohne männliche Begleitung betrat. Nell spürte die neugierigen Blicke der anderen Gäste auf dem Rücken, während sie Platz nahm.
Der Kellner reichte ihr die Speisekarte, und sie versteckte sich dahinter. „Okay, Dr. Jones“, murmelte sie. „Sie sind mindestens zwei Minuten zu spät. Das ist der erste Minuspunkt.“
Nervös starrte sie auf die sündhaft teuren Gerichte und wartete darauf, dass die Gäste um sie herum sich wieder auf ihre Steaks konzentrierten anstatt auf sie.
„Nell?“, fragte eine äußerst angenehme Männerstimme neben ihr. Selbst dieses eine Wort klang selbstsicher, aber nicht arrogant, sanft und leise, aber alles andere als zaghaft.
Er war es!
Rasch klappte sie die riesige Speisekarte zu und drehte sich nach Dr. John um, dem Mann, mit dem jede Frau in Chicago sich verabreden wollte.
„Oh“, entfuhr es ihr, und ihr Herz schien einen kleinen Satz zu machen. Er sah tatsächlich aus wie Hugh Jackman, nur jünger.
Nun ja, wie Hugh Jackman, der einen zerstreuten Professor spielte. Dr. John, Mr. Wonderful, wie auch immer, trug eine kleine getönte Schildpattbrille, sodass nicht zu erkennen war, ob seine Augen grün oder blau waren. Aber er hatte die hohen Wangenknochen und gerade Nase, die Mr. Cruise so gut standen. Ein markantes Kinn, sehr klassisch, und ausdruckstarke Lippen, die sich an den Mundwinkeln nach oben zogen, obwohl er nicht lächelte.
Am Revers hatte er ein Namensschild, vielleicht ein Krankenhausausweis, auf dem John Christopher Jones stand. Also hieß er wirklich so. Mit Christopher als zweitem Vornamen klang es irgendwie echt.
Sein Haar war zu lang für die Art, wie er es trug. Es hing ihm in die Stirn. Kein Gel, kein Spray, dachte sie. Die breiten Schultern steckten in einem rostfarbenen Cordsakko, unter dem er einen viel zu weiten gelben Pullover und eine Hose mit Bügelfalte anhatte. Na ja, als Rohmaterial war er nicht schlecht, aber sein Geschmack ließ eindeutig zu wünschen übrig.
Er hatte die Hände in den Taschen, und auf seinem Gesicht spiegelte sich … Belustigung? Oder war es Verlegenheit?
Er räusperte sich. „Habe ich die Inspektion bestanden?“
Erst jetzt wurde Nell bewusst, dass sie den armen Mann viel zu lange angestarrt hatte. Sie erhob sich halb, und die schwere Speisekarte fiel fast zu Boden. Aber er fing sie auf und lächelte entschuldigend, als er sie ihr zurückgab und seine Hand ihre streifte. Die harmlose Berührung hinterließ ein erregtes Kribbeln.
Ihre Knie wurden ein wenig weich, und Nell ließ sich wieder auf den Stuhl sinken, was bestimmt nicht sehr elegant aussah. Was für ein toller Anfang.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte er lächelnd.
„Bitte“, erwiderte sie.
Er nahm seine Speisekarte, die in seinen größeren Händen viel kleiner wirkte, nahm Platz und murmelte etwas davon, dass er sich sehr freute, sie endlich persönlich kennenzulernen.
„Ich freue mich auch“, sagte Nell und musterte ihn über den Tisch hinweg. Sie musste an all das denken, was er ihr in der Sendung erzählt
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