TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
hatte, und spürte, wie ihr warm ums Herz wurde. Es war, als hätte sie ihr ganzes Leben lang auf diesen Moment gewartet. Angesichts der Tatsache, dass sie gestern noch nichts von John Jones gewusst hatte, war das ein äußerst eigenartiges Gefühl.
Aber sie hatte nicht gelogen. Sie freute sich wirklich, ihn zu sehen.
Zu sehr sogar, denn sie war nur hier, um zu entscheiden, welche der zahlreichen Anruferinnen sie ihm vermitteln sollte. Er nahm ihre Hand in seine und drückte sie sanft. „Ich freue mich wirklich, Sie kennenzulernen, Nell.“
Ihre Hand kribbelte noch von der ersten Berührung, und jetzt … Hastig zog sie sie zurück und legte sie auf den Schoß. Oje, er war einfach hinreißend. Süß und groß und warm und … sexy. Ziemlich sexy.
Es versprach, ein sehr langer Abend zu werden.
„Medizin ist so langweilig“, beantwortete Dr. John Nells Frage und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Davon habe ich tagsüber genug. Ehrlich gesagt, ich würde lieber über etwas anderes sprechen.“ Seine Miene erhellte sich. „Über Sie, zum Beispiel.“
Die Sache fiel ihm schwerer, als er erwartet hatte. Er hatte nicht geahnt, dass der Abend so viel Wachsamkeit erfordern würde. Warum hatte er sich ausgerechnet als Arzt ausgeben müssen, wo er doch so gut wie nichts über Medizin wusste?
Bisher war es ihm gelungen, das Gespräch auf seine wohltätigen Bemühungen zu lenken. Das fiel ihm nicht schwer. Er brauchte nur zu beschreiben, was er im wirklichen Leben tat, und es seiner Geschichte anzupassen. Schließlich finanzierte er tatsächlich ein Ski-Wochenende für benachteiligte Jugendliche. Also machte er daraus ein Fahrradrennen und verlegte es von Aspen nach New Jersey. Und bei seinen Aktivitäten für eine menschengerechte Umwelt ließ er einfach weg, dass er dabei mit Naomi Campbell und Heidi Klum zusammengewirkt hatte.
Aber diese Arztgeschichte …
„Gehirnchirurgie muss doch faszinierend sein“, kam Nell darauf zurück.
„Gehirne sehen alle gleich aus“, sagte er. „Wie sind Sie Starmoderatorin geworden?“
„Das bin ich wohl kaum“, antwortete sie, aber ihm entging nicht, wie sie errötete.
Alles in allem wirkte sie nicht annähernd so misstrauisch wie bei ihrem letzten Telefonat, also schien sie ihm seine Geschichte abzunehmen. Keine unangenehmen Fragen nach seinem Lebenslauf oder dem Allerweltsnamen. Natürlich, der falsche Ausweis hatte gewirkt.
Jetzt musste er nur noch daran denken, nicht zu zögern und sofort zu antworten, wenn sie ihn mit John ansprach. Mittlerweile hatte er seine Reaktionszeit auf etwa drei Sekunden gedrückt, aber er musste noch besser werden.
Was seine Kleidung betraf, hatte Hildy gute Arbeit geleistet. Vielleicht zu gute. Das Sakko war abscheulich. Jedenfalls schien Nell ihn nicht wiedererkannt zu haben, was ihn fast ein wenig kränkte. Offenbar hatte er bei ihrer ersten Begegnung keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Kaufte sie ihm die Story wirklich ab? Sie wirkte eine Spur zu nervös. Sie hatte ihr Fleisch in Stücke geschnitten und schob sie lustlos auf dem Teller herum. Vielleicht schmeckte ihr das Essen im Graystone Grill nicht. Das Restaurant war nun einmal für alten Scotch und saftige Steaks bekannt.
Warum hatte sie es ausgesucht? Sollte das eine Art Test sein? Und wenn ja, hatte er ihn bestanden?
Sein Instinkt sagte ihm, dass Nell seine Tarnung nicht durchschaut hatte. Und deshalb war er doch hier, oder? Sie hatte es schließlich selbst so gewollt.
Irgendwie fing es an, ihm Spaß zu machen. Nell war klug, lustig und erfrischend. Die anderen Männer im Restaurant sahen immer wieder zu ihnen hinüber. Wenn das nicht bewies, wie attraktiv sie war! Er schaute in ihre haselnussbraunen Augen, die so offen und ehrlich blickten, auf ihr honigblondes Haar, das sanft auf die Schultern fiel, auf die anmutig geschwungenen Lippen, die immer so lächelten, als hätte sie einen Streich vor.
Sie war ganz anders als auf dem Plakat. Ja, die echte, lebende Nell war wesentlich reizvoller.
„Erzählen Sie mir, wie Sie Radiomoderatorin geworden sind“, bat er.
„Na ja, wenn Sie es unbedingt hören wollen …“
Er nickte.
„Eigentlich war es ein Zufall“, begann sie. „Ich studierte im zweiten Jahr Journalismus und betrat ausgerechnet an dem Tag das Büro der Studentenzeitung, an dem ihre … Ratgebertante aufgehört hatte. Verabredungen und Probleme mit Zimmerkameraden sind auf dem College heiße Themen, also brauchten sie jemanden und haben mich auf
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