Tiffany Sexy Band 73
einen Schluck Wasser, einen langen Spaziergang. Auf keinen Fall wollte er daran denken, dass Jamie die Szene, die er sich gerade ausgemalt hatte, noch einmal durchleben würde – nur seinetwegen.
Er ging in die Küche, barfuß und ohne Hemd, um sich ein Glas kaltes Wasser einzuschenken und es mit nach draußen zu nehmen, wo er ein bisschen auf der Auffahrt spazieren gehen wollte. Falls das nicht half, würde er sich eben mit einer schlaflosen Nacht abfinden müssen. Er hatte seinen Laptop und konnte noch einmal seine Notizen zu dem Fall durchgehen.
Eigentlich hätte es in der Küche dunkel sein müssen, doch die Hintertür stand weit offen, sodass der Mond hereinschien. Sein erster Gedanke galt seiner Waffe, der zweite Jamie, aber nachdem er einige leise Schritte in den Raum gemacht hatte, entdeckte er sie draußen. Sie saß auf den Betonstufen, die zur Hintertür hinaufführten und hielt ein Glas in der Hand. Neben ihr stand eine Flasche.
Er machte sich bemerkbar, indem er mit der Hüfte gegen einen Küchenstuhl stieß, dessen Beine über den Fußboden schrammten. Jamie erschrak, beruhigte sich aber sofort wieder und versteckte die Flasche zwischen ihren Füßen. Zumindest versuchte sie, sie zu verstecken.
Kell stand hinter ihr im Türrahmen. „Haben Sie vor, das alles allein zu trinken?“
„Nehmen Sie sich ein Glas“, erwiderte sie und rutschte ein Stück, damit er sich setzen konnte.
Er fand eine Wasserflasche in der Küche und ein Glas, in das er Eis füllte, dann gesellte er sich zu ihr. Die Nacht war warm, die Luft klar, am Himmel funkelten die Sterne wie winzige Weihnachtslichter. Es war eine gute Nacht, um sich zu betrinken, und das Programm des kommenden Tages bot den geeigneten Anlass. Dummerweise erforderte dieses Programm Nüchternheit, deshalb begnügte er sich mit Wasser und Eis.
„Können Sie nicht schlafen?“ Blöde Frage, da sie beide barfuß und halb bekleidet dasaßen, Jamie in einem Top mit Spaghettiträgern und einer Pyjamahose, die ihr knapp bis zu den Knien reichte. Er dachte zuerst, die Hose sei blau, aber es konnte auch ein sanftes Grün sein. Er nahm außerdem an, dass sie keinen BH trug.
Sie hob ihr Glas. „Bald werde ich es können.“
Er nahm die Whiskeyflasche, die zwischen ihren Füßen stand, und goss sich einen kleinen Schluck auf die Eiswürfel, dann kippte er Wasser dazu und bot ihr auch welches an. Sie nickte, und er verdünnte ihren Drink, verkniff sich jedoch jede Bemerkung dazu. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für eine Predigt, mal abgesehen davon, dass er ihr den Wunsch, die Angst zu lindern, nicht übel nehmen konnte.
„Die Nächte finde ich am Leben im Westen von Texas am schönsten“, sagte sie, nachdem sie an ihrem Drink genippt hatte. „Sie sind so still und klar. Haben Sie mal die Sterne vom Observatorium aus beobachtet?“
Das McDonald Observatory auf dem Mount Locke lag etwa siebzehn Meilen entfernt und ermöglichte es den Astronomen, Beobachtungen an einem der dunkelsten Nachthimmel aller Bundesstaaten anzustellen. „Ja, habe ich. Erstaunlich, was das menschliche Auge wahrnehmen kann, wenn nichts im Weg ist – Satelliten, das Hubble-Teleskop, die Internationale Raumstation ISS.“
„Die sind alle von Menschen gemacht. Überlegen Sie nur, wie viel weiter entfernt die Sternbilder sind oder der Andromedanebel.“ Sie trank einen weiteren Schluck und schwenkte die restliche Flüssigkeit in ihrem Glas. „Es hört sich vielleicht dumm an, aber ich liebe die Nächte hier zu sehr.“
„Schade, dass die Tage so anstrengend sind“, sagte er, obwohl er natürlich wusste, dass man sich in Texas mit der Hitze abfinden musste, was für ihn als waschechten Texaner kein Problem war.
„Sie sind hier aufgewachsen, richtig? Dann sind Sie daran gewöhnt, oder?“
Er schwenkte das Eis im Glas. „Bin ich, aber über das Wetter lässt sich immer unbeschwert plaudern.“
Einen Moment schwieg sie, dann seufzte sie resigniert. „Sie meinen, es ist leichter, als mich nach dem Grund für meine Schlaflosigkeit zu fragen?“
Oder als ihr zu erzählen, was ihn wach hielt. Er nickte und trank einen Schluck Whiskey, der ihn nach den aufwühlenden Gedanken, die ihn aus dem Bett getrieben hatten, beruhigte. Jamie streckte die Beine aus, spreizte die Zehen und beugte sich nach vorn, um etwas wegzuwischen, das er nicht sehen konnte.
„Normalerweise leide ich nicht an Schlaflosigkeit, nicht mehr. Anfangs dachte ich, ich könnte nie wieder schlafen, aber ich
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